UI-Designer stehen seit Jahren vor der Herausforderung, Oberflächen zu entwerfen, die sowohl auf dem Desktop als auch auf dem Smartphone funktionieren. Aber nicht nur die verschiedenen Bildschirmgrößen sind ein Problem, sondern auch die völlig entgegengesetzte Ausrichtung des Displays. Das betrifft natürlich auch das Aufnehmen von Fotos und Videos. Ehemalige Google-Mitarbeiter wollen dieses Problem nun dadurch lösen, dass Vertikal das neue Horizontal wird.
Dass Fotos, Videos und Filme in horizontaler Richtung aufgenommen werden, hat sich im vergangenen Jahrhundert etabliert und dafür gesorgt, dass alle Technologien vom Fernseher bis zum Kino und später die Monitore in dieser Ausrichtung entwickelt und standardisiert wurden. Doch die Zeiten haben sich geändert und der Standard ist längst am Wanken. Eine neue Plattform soll nun dafür sorgen, dass sich diese Entwicklung noch beschleunigt.
Normalerweise hält man das Smartphone Vertikal, doch sobald man ein Video startet oder ein Foto schießt, drehen wir es wie selbstverständlich um, um dem „alten Standard“ gerecht zu werden. Anschließend schicken wir das Foto unseren Freunden, die ihr Smartphone wiederum in der eher unnatürlichen Position halten müssen, um es anzusehen. Warum also nicht gleich auf die Drehung verzichten und Fotos ab sofort auch Vertikal aufnehmen? Das haben sich auch ehemalige Google- und Instagram-Mitarbeiter gedacht.
Die App Dreams -TV For Your Phone bietet jede Menge Videomaterial an, das nachträglich bearbeitet wurde, um im vertikalen Modus angesehen zu werden. Teilweise wurde das Material auch direkt in diesem Format aufgenommen, wobei auch Videos von Animal Planet oder Food Network vorhanden sind. Vorhandene TV-Shows oder Filme werden so bearbeitet, dass eine Software die aktuell sprechende Person erkennen und auf diese Schwenken kann. Anders wird die Umwandlung von bestehendem Material ohne gigantische schwarze Streifen an der Seite auch wohl kaum möglich sein.
Der Sinn hinter der App ist es, den Nutzern aufzuzeigen, dass wir uns vielleicht langsam aber sicher an die neue Ausrichtung gewöhnen sollten, die in ferner Zukunft zum Standard werden könnte. Und sie liefern dafür auch gute Argumente.
Ein Großteil aller Medien wird heute auf dem Smartphone konsumiert, also sollten die Inhalte auch entsprechend an diese Displays angepasst werden. Nur weil ein Foto eventuell einmal auf den Fernseher gelegt werden soll, müssen wir nicht ständig unser Smartphone drehen. Drehen wir doch einfach den Fernseher! Schwieriger wird es da mit Filmen, da Kinos nicht plötzlich auf eine vertikale Leinwand umbauen können und das wohl völlig andere Anordnungen in den Sälen ergeben würde.
It’s not comfortable for your wrist to hold a phone on its side. When we started thinking about TV for the phone, we decided that it has to be vertical. It has to be formatted for the way that you hold your phone.
Ich persönlich kann die Gründe nachvollziehen, kann mir einen Wechsel des Standards aber nicht vorstellen. Dennoch lohnt es sich, darüber nachzudenken, ob nicht vielleicht auch die vor über einem Jahrhundert festgelegten Ausrichtungen irgendwann überholt sind. Die App gibt jedenfalls einen guten Anstoß, darüber nachzudenken.
Und offenbar haben auch die ehemaligen Instagram-Mitarbeiter ihre Idee beim alten Arbeitgeber gelassen, denn das frisch vorgestellte Instagram TV soll nicht nur YouTube Konkurrenz machen, sondern auch die vertikalen Videos etablieren. Schon vor Jahren ist es Instagram gelungen, das quadratische Format zu etablieren und warum sollte das auf lange Sicht nicht noch ein zweites Mal funktionieren?
Siehe auch
» Flexi Player: Der YouTube Player passt sich jetzt flexibel der Videogröße an (Video)