Es gibt einige Angebote im Web, die eine grundlegend wichtige Rolle im Alltag von Millionen Nutzern eingenommen haben, aber nicht zu einem der großen Konzerne gehören. Zu diesen Angeboten zählt auch GitHub, das von über zehn Millionen Nutzern aktiv verwendet wird und vor allem für Open Source-Entwickler eine sehr große Bedeutung hat. Jetzt hat sich Microsoft die Plattform geschnappt und für einen Milliardenbetrag übernommen. Was bedeutet das für Google?
In den letzten Tagen hatte es sich bereits abgezeichnet und am späten Sonntagabend hat es sich dann bestätigt: Microsoft übernimmt die Plattform GitHub für mehrere Milliarden Dollar (Der Kaufpreis ist nicht bekannt, 2015 lag der Wert der Plattform aber schon bei zwei Milliarden Dollar) und wird dabei wohl nicht nur ein reines Finanz-Invest getätigt haben. Das könnte große Folgen für die Plattform haben, die Millionen von Projekten hostet.
GitHub hat gerade erst den 10. Geburtstag gefeiert, war aber bereits seit einigen Monaten ohne CEO – was sich durch den Microsoft-Deal nun wohl erledigt hat. Die Übernahme sorgt vor allem deswegen für so großen Aufruhr, weil Microsoft über Jahrzehnte nicht gerade als Freund von Open Source-Software bekannt war und sich erst in den letzten Jahren in eine komplett andere Richtung gedreht hat. Dass das auch im Kern des Unternehmens angekommen ist, ist bisher aber noch nicht ausgiebig bewiesen worden.
Microsoft ist der größte Contributor von GitHub und hat sich tatsächlich vom Open Source-Verweigerer zum Musterknaben aufgeschwungen, aber was man nun mit GitHub möchte, bleibt fraglich. Vorerst wird die Plattform vermutlich eigenständig bleiben, doch eine Angliederung in das Microsoft-Netzwerk ist wohl nur eine Frage der Zeit. Was dann langfristig aus GitHub wird, wird sich zeigen.
Und wie das bei so großen Übernahmen nun einmal ist, werden die Nutzer wohl in Massen ankündigen, das Boot zu verlassen. Das hat man bei den Übernahmen von WhatsApp und Instagram aber auch schon damals bei YouTube gehört – doch schlussendlich ist genau das Gegenteil passiert.
Auch Google ist ein fleißiger Nutzer von GitHub und hostet derzeit nicht weniger 1.288 Projekte auf der Plattform. Das wird vermutlich vorerst auch so bleiben, doch man auch in Zukunft auf einen Microsoft-Dienst setzen möchte, bleibt abzuwarten. Google ist Plattformen der Konkurrenz gegenüber zwar nicht abgeneigt, aber in den meisten Fällen auch nur dann, wenn man selbst kein Konkurrenzprodukt im eigenen Hause hat.
Vor drei Jahren wurde Google Code eingestellt und auch alle daran hängenden Dienste wurden im Laufe der Zeit heruntergefahren. Stattdessen wurde GitHub empfohlen und auch die vielen kleinen Google-Projekte sind auf diese Plattform umgezogen. Auch Googles Fuchsia hat auf GitHub eine Heimat gefunden. Das diese Plattform nun unter der Kontrolle von Microsoft steht, wird den Verantwortlichen bei Google wohl nicht so ganz schmecken.
Es wird wohl ganz darauf ankommen, was Microsoft nun mit der Plattform vorhat. Bleibt alles beim Alten, werden wohl auch Google und unzählige andere Nutzer der Plattform treu bleiben. Doch wenn Microsoft Milliarden auf den Tisch legt, dann sicher nicht dafür, dass sich nichts ändert und man nicht eigene Vorteile daraus zieht. Insgeheim wird in Mountain View nun wohl ein Plan für einen eigenen Dienst (Google Code 2.0) in den Schubladen gesucht. Mit Google Developers ist man aber erst einmal gut versorgt.