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Google Pay: Die Banken haben den Markt verschlafen und verfallen in Panik – wohl zu spät (Kommentar)

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Warum dauert es eigentlich immer so lange, bis manche Google-Dienste auch nach Europa kommen? Der Grund dafür muss nicht immer unbedingt bei Google selbst gesucht werden, was gerade wieder durch die Google Pay-Verweigerung der Banken deutlich geworden ist. Die deutschen Banken versuchen sich nun an Alleingängen (Mehrzahl). Das hat gute Gründe und bedarf eigentlich auch keiner Diskussionen. Aber leider kommen sie damit etwas zu spät.


Es ist nicht unbedingt das Idealbild, aber das Internet wird zu großen Teilen von einigen großen US-Unternehmen beherrscht, kontrolliert und zum Teil auch diktiert. Natürlich gibt es einige europäische Unternehmen mit populären Diensten, aber in der Masse kommt das kaum an. Man kann sich fragen, wie diese Situation entstanden ist, denn vor gut zwei Jahrzehnten sah das noch ganz anders aus: Google und Facebook existierten nicht, Amazon war ein Online-Buchladen und die beiden „alten“ Microsoft und Apple hatten mit dem Internet auch noch nicht viel am Hut.

» Google Pay & Datenschutz: Welche Daten werden erhoben und wie werden sie von Google genutzt? «

Die Banken haben es einfach verschlafen
Immer wenn ein in den USA populäres Angebot nach Europa kommt, versuchen sich die Europäer an einer eigenen Lösung, die aber in den meisten Fällen viel zu spät kommt. Das ist nun auch bei Google Pay der Fall, denn kaum wurden die ersten Gerüchte zum Deutschlandstart bekannt, wollen plötzlich alle Banken eine eigene Lösung anbieten und sich keinesfalls mit Google einlassen. Da eine virtuelle Kreditkarte oder Debitkarte auf dem Smartphone aber kein Hexenwerk ist, muss man sich fragen, warum solche Lösungen nicht schon längst etabliert sind.

Google Pay, Apple Pay und andere Dienste sind nicht erst gestern entstanden, sondern stehen in anderen Ländern schon seit Jahren zur Verfügung. Spätestens dann hätten sich die deutschen bzw. europäischen Banken treffen und die Arbeit an einem eigenen Angebot beginnen können – aber das haben sie bekanntlich nicht getan. Auch jetzt, wo Google und vermutlich auch bald Apple in den Markt drängen, versuchen sie sich an Insellösungen ohne jegliche Kompatibilität zu anderen Instituten.

Spätestens mit der Einführung des kontaktlosen Bezahlens per NFC hätte man den entsprechenden NFC-Chip in den Smartphones Beachtung schenken sollen. Man hätte auch mit einigen kleineren Anbietern in Europa, die solche Lösungen ebenfalls anbieten, zusammenarbeiten und eine große Plattform aufbauen können.



Kooperationen sind nicht entstanden
Auch VISA, Mastercard und anderen Unternehmen müssen sich fragen, warum sie nicht selbst ein solches Angebot auf die Beine gestellt haben – die entsprechende Infrastruktur war lange vorhanden, genauso wie der gute Draht zu praktisch allen Banken weltweit. Jede Kundenkarte kann heute mit diversen Apps auf dem Smartphone gespeichert werden, aber ausgerechnet die Kreditkarte und Debitkarte – deren wichtigstes Element mittlerweile der NFC-Chip ist – haben den Sprung ohne Google und Apple nicht geschafft. Dabei hat das Smartphone eingebaute Sicherheitsfunktionen, die eine Karte nicht bieten kann.

Worauf ich nun hinaus möchte: Das sich die deutschen Banken nun zieren ist vollkommen in Ordnung, denn sie möchten nun erst einmal abwarten, wie solche Angebote angenommen werden. Aber sie haben keinen Plan B in der Tasche und machen sich damit schon für die Zukunft abhängig von Google. Wenn der Kunde erst einmal seine Macht ausspielt und zur Konkurrenz umzieht, die das Bezahlen per Smartphone ermöglicht, dann ist Google (und zu einem späteren Zeitpunkt auch Apple) der einzige weiße Ritter.

Jetzt, da Google Pay nun bei den ersten Banken verfügbar ist, ist es vielleicht etwas spät für die Entwicklung eigener Lösungen. Die Nutzer wollen es bequem, möchten überall zahlen können und erst recht nicht mehrere Apps installieren. Dennoch wird es nun erst einmal darauf hinauslaufen und plötzlich haben wir unzählige Plattformen mit den verschiedensten Partnern. Zu einer zentralen Lösung werden die „alten“ Banken nicht finden – und schon kommen wieder die Plattformanbieter aus den USA ins Spiel, die bereits eine fertige Infrastruktur mit einer riesigen Reichweite anbieten.

Woher die große Ablehnung der Banken kommt, kann nur spekuliert werden. Wahrscheinlich haben sie Angst, die nächsten Marktteilnehmer zu sein, die als „Zulieferer“ für Google und Apple degradiert werden. Da die beiden Anbieter aber lediglich die Kreditkarte ersetzen wollen, ändert sich an der Gesamtsituation nicht viel. Viel mehr sollten sie es als Chance sehen, mit ihren Angeboten in der Zukunft anzukommen, statt sich von den „Internetbanken“ wie N26 überrollen zu lassen.

Besonders die Sparkasse hat sich blamiert, da man einerseits eine Kooperation mit Google vollständig ausschließt, aber auf der anderen Seite für Apple den roten Teppich ausrollt. Die Logik dahinter versteht wohl niemand. An der Daten-Sammlung kann es nicht liegen, denn Google speichert nur das Notwendigste.



Sparkasse

Die Sparkassen gehen in Kürze mit der Mobiles Bezahlen-App in den Markt. Unsere Kunden können dann ihre Sparkassen-Card oder Sparkassen-Kreditkarte digital mit ihrem NFC-fähigen Android-Smartphone nutzen. Das funktioniert mit der Sparkassen-Card des Girokontos oder der Sparkassen-Kreditkarte – ein separates Konto oder eine separate Karte sind nicht erforderlich.

DKB Bank

Die Entwicklungen zu Mobile Payment beobachten wir sehr genau und werden bald eine Lösung anbieten. Auf www.dkb.de oder unserer Facebook-Seite erfahren Sie, sobald Sie eine innovative Technologie nutzen können.

PSD-Bank

wir haben uns nochmal für Sie erkundigt. Derzeit ist es leider so, dass wir keine Einführung von Google Pay planen. Wir unterstützen mit paydirekt einen anderen etablierten Anbieter einer Online Payment-Lösung.
Wir hoffen, dass sie uns trotzdem als Kunde die Treue halten. Mit unserem kostenlosen Gehaltskonto, kostenloser Kreditkarte und unserem fairen Dispo bieten wir Ihnen hoffentlich andere schlagkräftige Vorteile.

ING Diba

Zurzeit planen wir nicht, mobiles Bezahlen – also Zahlungen mit Google Pay oder Apple Pay – anzubieten. Natürlich halten wir aber den Markt im Auge und stellen unsere Entscheidung immer wieder auf den Prüfstand.



Auch wenn Google nun erst einmal mit wenigen Partnern den deutschen Markt in Angriff nehmen muss, wird sich das – davon bin ich überzeugt – sehr schnell ändern. Mit jeder weiteren Bank, die Google Pay unterstützt, wird der Druck auf die anderen Banken größer. Spätestens dann sollten sie ihre eigene Plattform am Start haben, die dann genauso leicht und flexibel nutzbar sind. Aber dazu wird es sehr wahrscheinlich nicht kommen.

Problematisch wird es, wenn die Nutzer im Ausland zahlen möchten oder ihre Bank wechseln möchten. Das wird mit den Insellösungen nicht so leicht möglich sein – zumindest dann nicht, wenn man sich nicht mit anderen Anbietern zusammenraufen kann. Wieder anders sieht es aus, wenn die Nutzer auf dem iPhone Apples Lösung nutzen müssen, da das Unternehme den Zugrif auf den NFC-Chip noch nicht freigegeben hat. Dann unterstützen sie Apple Pay, aber kein Google Pay. Das müssen sie ihren Kunden erst einmal erklären.

Lange Rede, kurzer Sinn: Die Banken haben diesen Markt total verschlafen und wirken nun eher planlos, wollen dem gefürchteten Konkurrenten – der eigentlich nur Partner sein möchte – nicht das Feld überlassen. Doch die offiziellen Antworten der Banken zeigen, dass sie kaumauf ein solches Angebot vorbereitet waren. Ich denke, dieses Thema wird uns noch lange Zeit beschäftigen.


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