Über die große Bedeutung der Google Maps-Bewertungen haben wir bereits mehrmals berichtet und natürlich haben die meisten Unternehmen ein Interesse daran, möglichst positive Bewertungen zu bekommen. In Taiwan hat es vor einigen Tagen einen speziellen Fall gegeben, bei dem ein unangemessenes Video den Weg in die Maps-Plattform gefunden hat und dort für wahre Begeisterungsstürme sorgt.
Um die eigenen Bewertungen bei Google Maps zu verbessern, haben Unternehmen eine Reihe von (legalen) Möglichkeiten: Als Erstes sollte man alle negativen Bewertungen lesen, den Fall prüfen und den Nutzer ggf. kontaktieren, damit es beim nächsten mal besser läuft. Als Zweites kann man natürlich auch die eigenen zufriedenen Kunden auf die Bewertungen hinweisen. Und das Dritte: An den Problemen arbeiten und den Besucher mit einem Lächeln im Gesicht verabschieden 😉 [Disclaimer: Ich habe selbst im Einzelhandel gearbeitet, ich weiß wovon ich rede]
Vor einigen Tagen hielt es eine Touristin in Taiwan für eine gute Idee, sich selbst vor der Kamera zu entblößen und dieses Video dann bei Google Maps als Bewertung des aktuellen Standorts hochzuladen. Das Video dauert nur wenige Sekunden und ist in jeder Hinsicht nicht besonders spektakulär (wer sich dafür interessiert, findet es in zensierter Version in der Quelle). Dennoch hat es sich schon nach kurzer Zeit großer Popularität erfreut und wurde auch in den Sozialen Medien verbreitet.
Das allein wäre noch nicht berichtenswert, aber die Auswirkungen dieses Videos sind interessant: Wenig überraschend stieß es auf große Begeisterung und sorgte dafür, dass unzählige Nutzer eigene Bewertungen für den Ort abgegeben und die Rezension praktisch als Kommentarfunktion verwendet haben. Diese Bewertungen wurden mit vollen Sternen versehen und haben nun dafür gesorgt, dass eine Straße im Nirgendwo von Taiwan plötzlich laut Google Maps zu einer Touristenattraktion wird.
Google hat das Video mittlerweile gelöscht, aber alle weiteren Bewertungen sind weiter vorhanden und haben nun dafür gesorgt, dass das Örtchen und umliegende Einträge auf den Maps zum Sterne-Paradies geworden sind. Das mag in diesem Fall keine großen Auswirkungen haben, würde in belebten Gebieten aber schon deutlich spürbar sein – immerhin sind die Maps-Bewertungen sehr prominent im Google-Netzwerk platziert.
Und damit kommen wir zu dem Folgeproblem, nämlich dass sich plötzlich eine vierte Möglichkeit ergibt, die eigenen Bewertungen aufzubessern. Statt den „langweiligen“ Fotos und Videos könnten Unternehmen dort beginnen, Marketing zu betreiben und Inhalte zu veröffentlichen, die auf viel Begeisterung stoßen. Auch wenn das nur kurzfristig wirkt und früher oder später gelöscht wird, wäre der eigene Bewertungsstatus erst einmal gerettet. (Es sei denn, das ganze dreht sich in einen Shitstorm um und geht nach hinten los, aber das ist bei „Social Media“-Marketing häufig ein Risiko)
Das ganze muss ja nicht mit solchen Bildern angetrieben werden, sondern selbst einfache Gewinnspiele ließen sich so betreiben und gleich zu einer doppelten Win-Win-Situation bringen. Aber hoffentlich bin ich in diesem Punkt kreativer als die Marketing-Menschen 😉
Auch Google selbst ist die Sache peinlich, da ein solches Video eigentlich nicht durch die Filter hätte gehen dürfen. Man wird diese nun prüfen und gegebenenfalls etwas schärfer schalten als bisher. Dieser Fall zeigt auch, warum es eine gute Idee war, den Upload von Videos vorerst nur den Local Guides zu erlauben. Erst wenn solche Fälle durch Algorithmen verhindert oder eingedämmt werden können, kann man sicher sein, dass die Seriösität der Google Maps nicht gefährdet wird.
Siehe auch
» Google Maps: Beleidigungen und schlechte Bewertungen können zu Geldstrafen führen
» Google Maps: Schlechte Bewertungen werden zu einem immer größeren Problem
» Google Maps: Richtlinien für Bewertungen wurden verschärft
» Google Maps Bewertungen in den Suchergebnissen: Yelp reicht Beschwerde bei EU-Kommission ein
Dr. Virginia Apgar: Google-Doodle zum 109. Geburtstag der Erfinderin des Apgar-Score für Neugeborene