Die Übernahme von GitHub durch Microsoft sorgt schon seit dem Wochenende – noch vor der offiziellen Verkündung durch Microsoft – für große Diskussionen. Ob die beiden Unternehmen wirklich gut zusammen passen, wird erst die Zukunft zeigen. Es hätte aber auch anders ausgehen können, wie aus einem Bericht nun hervorgeht. Auch Google soll großes Interesse an einer Übernahme gehabt haben, konnte schlussendlich aber nicht überzeugen.
Microsoft hat sich unter CEO Satya Nadella stark gewandelt und ist mittlerweile zu einem ganz anderen Unternehmen geworden, als es das noch unter Choleriker Steve Ballmer war. Vor allem die vollständige Ausrichtung auf die Cloud und die Unterstützung von Open Source-Software sind zwei Grundpfeiler des „neuen Microsoft“. Dennoch sind sehr viele Entwickler und Nutzer der Plattform GitHub nicht darüber begeistert, wer in Zukunft im Hintergrund die Fäden zieht.
Wenn eine unabhängige populäre Plattform von einem der Riesen geschluckt wird, dann gibt es immer erst die vielen obligatorischen Ankündigungen der Nutzer, die Plattform nicht mehr zu nutzen und sich zur Konkurrenz zu begeben. Dass das meist nur leere Drohungen sind bzw. in der Masse der Nutzer überhaupt keine Rolle spielt, haben schon die Beispiele WhatsApp, Instagram, Twitch und viele andere große Übernahmen gezeigt. Aber bei Microsoft-GitHub ist der Gegensatz eben noch einmal etwas krasser.
Laut einem Bericht soll auch Google an der Übernahme von GitHub interessiert gewesen sein. Auch die Alphabet-Tochter soll dazu bereit gewesen sein, die Geldbörse weit zu öffnen und ebenfalls 7,5 Milliarden Dollar (oder vielleicht sogar mehr) auf den Tisch zu legen. Sogar Amazon soll zum Bieterkreis gehört haben, aber beim Wettbieten früh ausgestiegen sein. Am Ende war es also keine finanzielle Entscheidung, sondern eine sehr bewusste Wahl des GitHub-Gründers Chris Wanstrath.
Das Zünglein an der Waage soll Microsoft-CEO Satya Nadella sein, der sein Unternehmen komplett gewandelt hat und somit von der Philosophie sehr gut zu GitHub passt. Die exzellenten Kontakte in die Entwicklerszene sind natürlich das nächste Thema, denn an dieser Stelle kann Google derzeit nicht mithalten.
Ob es eine gute Wahl war, wird die Zeit zeigen. Satya Nadella ist erst vergleichsweise kurz am Ruder und kann auch genauso schnell wieder verschwinden. Der nächste CEO kann die gesamte Philosophie wieder rückgängig machen und GitHub eine düstere Zukunft bescheren. Die Gefahr schätze ich zwar nicht als all zu hoch ein, aber bis sich die DNA des Unternehmens verändert, dauert es eben noch ein bisschen. Bei Google hingegen ist das ganze Unternehmen von Anfang an auf Open Source ausgerichtet.
Schon kurz vor der Verkündung der Übernahme hatten wir darüber spekuliert, wie Google nun reagieren wird. Das Unternehmen hatte viele Jahre selbst eine GitHub-ähnliche Plattform, die auch von vielen externen Entwicklern rege genutzt wurde. Doch diese wurde vor einigen Jahren geschlossen und alle Projekte zu GitHub umgezogen. Warum nun plötzlich den durch die eigenen Entscheidungen erstarkten Konkurrenten übernehmen wollte, passt da nicht so ganz ins Bild.
Da Google aber offenbar ein großes Interesse an einer solchen Plattform hat, könnte ich mir vorstellen, dass im Hintergrund nun die Pläne für eine eigene Plattform geschmiedet werden. Schon auf die damals geplatzte Twitch-Übernahme hatte man damit reagiert, kurze Zeit später YouTube Gaming zu starten und auch die Open Source-Welt wird man wohl nicht dem Rivalen Microsoft kampflos überlassen wollen. Könnte noch spannend werden.
Siehe auch
» Statistik: Google übernimmt fast so viele Unternehmen wie Facebook, Apple & Amazon zusammen
» Bericht: Google wollte/möchte Snapchat für 30 Milliarden Dollar übernehmen
» Bericht: Google / Alphabet soll Übernahme von Twitter planen – wieder einmal