Das Project Maven sorgt Google-intern seit einigen Wochen für Aufregung: Bei dem Projekt arbeitet das Unternehmen mit dem US-Militär zusammen und will mit der Künstlichen Intelligenz die Bilder von Überwachungsdrohnen vollautomatisch auswerten. Trotz großer interner Kritik hält das Unternehmen aber an dem Projekt fest, was nun zu ersten Protest-Kündigungen durch einige Mitarbeiter führt.
Google arbeitet schon seit vielen Jahren in ganz verschiedenen Bereichen mit US-Behörden und Regierungsorganisationen zusammen – das wird natürlich nicht an die große Glocke gehangen, ist aber soweit bekannt und wird auch nicht verschleiert. Die erst vor kurzem verkündete Zusammenarbeit mit dem US-Militär sorgt aber für Aufregung, obwohl das gemeinsame Projekt nicht zu Kriegszwecken dienen soll. Zumindest nicht direkt. Dennoch sehen die Mitarbeiter den Ruf des Unternehmens in Gefahr und laufen dagegen Sturm. Gehört wurden sie bisher allerdings nicht.
Laut einem Medienbericht sollen in den vergangenen Tagen mehr als ein Dutzend ihre Kündigung eingereicht haben, da sie mit der Zusammenarbeit des US-Militärs nicht einverstanden sind und gewissermaßen auch die Firmenwerte davonschwimmen sehen. Überraschend ist das nicht, denn das Projekt wurde bereits Anfang März erstmals öffentlich, da die internen Proteste der Mitarbeiter auch nach außen gedrungen sind. Doch bis auf eine kurze Stellungnahme von Google ist nach außen weiter nichts passiert.
Daraufhin gab es einen offenen Brief an Sundar Pichai, der über 3.000 Unterschriften erreichen konnte und somit schon etwas mehr Gewicht hat. Mittlerweile soll das Dokument über 4.000 Unterschriften haben. Da aber auch weiterhin nichts passiert ist und das Unternehmen an dem Projekt festhält, kommt es nun zu den ersten Kündigungen seitens der Mitarbeiter. Es ist allerdings nicht bekannt, wie ranghoch diese Mitarbeiter waren bzw. in welchen Bereichen sie gearbeitet haben.
Im Mittelpunkt steht TensorFlow, Googles Plattform für die Künstliche Intelligenz, die eben eines Tages auch für solche Zwecke verwendet werden könnte. Gut möglich, dass die Kündigungen genau aus diesem Bereich stammen, da die Mitarbeiter ein solches Projekt nicht direkt unterstützen möchten.
Da immer nur Bruchstücke nach außen geraten, ist nicht bekannt, wie heftig die Debatte Google-intern wirklich ist. Bei einem Unternehmen mit über 85.000 Mitarbeiter ist es absolutes Tagesgeschäft, das einmal 12 Mitarbeiter kündigen. Nur weil sie vielleicht ebenfalls das Dokument unterschrieben haben, muss es nicht unbedingt heißen, dass es reine Protest-Kündigen waren. Die 4.000 Unterschriften entsprechen etwas mehr als 5 Prozent der Belegschaft – was nicht wenig, aber auch nicht überwältigend viel ist.
Am Ende dürfte Google das Thema einfach aussitzen, da der Auftrag dann aus finanzieller Sicht wohl doch viel zu wichtig ist, als das man ihn ablehnen könnte:
Wir arbeiten schon lange mit Regierungsorganisationen zusammen, um Technologielösungen anzubieten. Dieses spezifische Projekt ist ein Pilotprojekt mit dem Verteidigungsministerium, um Open Source APIs von TensorFlow bereitzustellen, die bei der Erkennung von Objekten in nicht klassifizierten Daten helfen können.
Die Technologie markiert Bilder für die Begutachtung durch Menschen und wird nur für nicht-offensive Zwecke verwendet. Der militärische Gebrauch von Machine Learning nährt natürlicherweise berechtigte Zweifel. Wir diskutieren dieses wichtige Thema intern und mit anderen aktiv. Wir werden Richtlinien und Sicherheitsbarrieren entwickeln rund um den Gebrauch unserer Machine-Learning-Technologien entwickeln
Diese Entwicklung lässt allerdings auch die von Google-Gründer Sergey Brin angestoßene Diskussion über Künstliche Intelligenz wieder in einem anderen Licht erscheinen.
Das Project Maven
» Künstliche Intelligenz: Google hilft dem US-Militär bei der Auswertung von Drohnenbildern
» Offener Brief an den Google-CEO: Tausende Mitarbeiter fordern sofortige Einstellung des Militär-Projekts
» Trotz Bedenken der Mitarbeiter: Google hält am Militär-Projekt fest und möchte ethische Richtlinien aufstellen