Gesten Abend hat Google die zweite Developer Preview von Android P zum Download freigegeben, die gleichzeitig auch die erste Beta-Version ist. Auch wenn wir schon viel von Android P gesehen haben, gibt es mit dieser Version noch einmal einen großen Schwung an neuen Funktionen und Änderungen, die sehr wahrscheinlich im Herbst ihren Weg in die finale Version des Betriebssystems finden werden.
Gestensteuerung statt Navigationsbuttons
Schon seit einigen Wochen gab es Hinweise darauf, dass Google Android auf eine Gestensteuerung umstellt und sich von den gewohnten Navigationsbuttons verabschiedet. In der zweiten Developer Preview von Android P ist das nun erstmals offiziell zu sehen und funktioniert genau so, wie es bisher vermutet wurde: Statt den drei Navigationsbuttons gibt es nur noch einen einzigen länglichen Button („Pill“), der per Geste gesteuert wird.
Wird der Button nach oben geschoben, öffnet sich der App Drawer. Wird er einmalig angetippt, springt man zurück zum Homescreen. Wird er gedrückt gehalten, begrüßt uns der Assistant. Wird der Button nach links oder rechts geschoben, wechselt man direkt in den Task Manager und kann zwischen den aktiven Apps wechseln. Damit ist dann auch geklärt, warum der Task Manager nun auch die horizontale Steuerung umgestiegen ist.
Der Zurück-Button wird nur bei Bedarf eingeblendet und ist standardmäßig nicht zu sehen. Wer mit der neuen Steuerung nicht klar kommt, kann sie derzeit noch in den Einstellungen komplett deaktivieren.
App Actions Vorschläge
Schon seit langer Zeit befinden sich im App Drawer von Android am oberen Rand einige vorgeschlagene Apps, die der Nutzer häufig verwendet. Diese Liste wird bei Android P nun mit den „App Actions“ erweitert, die sich direkt darunter befinden. Dabei handelt es sich um spezielle Aktionen innerhalb einer App und nicht nur um die reine App-Verknüpfung. Im Beispiel ist zu sehen, dass der Anruf einer Person und das Abspielen einer Spotify-Playlist vorgeschlagen wird.
Die Vorschläge basieren auf Künstlicher Intelligenz und sollen je nach der aktuellen Situation des Nutzers angepasst werden. Das ganze erinnert übrigens sehr stark an die smarten Funktionen von Fuchsia, die dem Nutzer ebenfalls immer wieder Aktionen vorschlagen sollen.
Slices
App-Entwickler können Teile ihrer App nun in ein „Slice“ auslagern und so Informationen oder Funktionen außerhalb der eigenen App anbieten. Diese Funktionen können dem Nutzer in der Google-App oder im Assistant angezeigt werden und ihn so an noch mehr Orten erreichen. Der Nutzer kann mit diesen Mini-Auszügen der Apps auch interagieren und entsprechende Funktionen auslösen. Damit das funktioniert, müssen App-Entwickler ihre Apps aber natürlich entsprechend anpassen.
Adaptive Battery
Android soll nun vom Nutzer lernen, welche Apps wann und wie häufig benötigt werden. Dadurch werden die Apps im Hintergrund automatisch per Künstlicher Intelligenz in Stufen eingeteilt, die Auswirkungen auf die zur Verfügung gestellten Ressourcen haben. Apps, die der Nutzer selten verwendet, sollen so kaum den Akku belasten können. Wird eine App häufig verwendet, bekommt sie eine höhere Priorität und darf auch mehr Energie verbrauchen. Insgesamt soll sich daraus eine deutlich erhöhte Akku-Laufzeit ergeben.
Ob das funktioniert, bleibt abzuwarten. Praktisch mit jeder neuen Android-Version verspricht Google kleine Wunder in puncto Akku-Laufzeit, aber wirklich viel bemerkt man davon am Ende nicht.
Adaptive Brightness
Auch die Helligkeit des Displays kann in Zukunft von einer KI angepasst werden. Diese soll ein umfangreiches Nutzerprofil anlegen und das Display bei Bedarf heller oder dunkler stellen, ohne dass der Nutzer ständig eingreifen muss. Dabei werden natürlich auch weiterhin die automatischen Einstellungen berücksichtigt. Wie das genau funktioniert und was für Auswirkungen das hat, wird sich zeigen.
Da ein zu helles Display aber wohl der Hauptgrund Nummer 1 für einen leeren Akku ist, arbeitet das mit der Adaptive Battery Hand in Hand.
Neues Dashboard zur eigenen Kontrolle
Auch wenn es wohl nur die wenigsten Menschen eingestehen würden, blicken wir alle viel zu lange auf das Smartphone und können uns kaum davon trennen. Google sieht sich nur in der Verantwortung, den Nutzern dabei zu helfen und bietet dafür drei Tools an, die den Nutzer teilweise ins Gewissen reden sollen, ihn teilweise aber sogar bevormunden können.
Das erste ist ein Dashboard, in dem genau nachvollzogen werden kann, wie lange das Smartphone genutzt wurde und welche App am längsten verwendet wurde. Bei den meisten Nutzern dürften das wohl die Messenger und Social Networks sein. Für jede einzelne App lässt sich dann ein Timer einrichten, mit dem eine maximale Nutzungsdauer festgelegt werden kann. Läuft diese Ab, wird die App automatisch beendet, das Icon wird ausgegraut und die App lässt sich für einen bestimmten Zeitraum nicht mehr starten. Kann in den Einstellungen natürlich wieder umgangen werden.
Das Dritte ist eine „Wind Down“-Funktion, die den Nutzer daran erinnern soll, dass das Smartphone bei Seite gelegt werden sollte und man schlafen sollte. Das Display wird dabei komplett in Schwarz-Weiß geschaltet. Wie das genau funktioniert, wurde im Detail noch nicht erklärt.
» Ankündigung im Android Developers Blog
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