Die Navigation gehört zu den wichtigsten Funktionen der Kartenanbieter und ist ein sehr umkämpftes Feld, denn natürlich will jeder die eigenen Nutzer schneller und mit einer exakten Zeitangabe an das Ziel bringen. Ein kanadisches Startup hat nun eine Navigations-App für Android veröffentlicht, die alle bestehenden Systeme durch eine sehr viel präzisere Positionsangabe schlagen möchte. Dadurch soll es sogar möglich sein, die exakte Spur oder den Gehweg anzugeben.
Navigation ist längst nicht mehr nur ein Thema für die bekannten Geräten im Auto, sondern kann von jedem Nutzer ganz einfach per Smartphone in Form von Google Maps, Apple Maps, Waze oder einigen anderen Lösungen genutzt werden. Die Apps unterscheiden sich teilweise recht deutlich von den angebotenen Wegen und auch den Zeiten, setzen grundsätzlich aber auf die gleichen Technologien zur Positionsbestimmung des Nutzers – nämlich GPS.
In jedem Smartphone ist ein GPS-Sensor verbaut, mit dem der Standort des Nutzers bis auf wenige Meter genau – im besten Falle sind es 4 Meter – bestimmt werden kann. Gerade bei der Navigation ist dieser Wert sehr wichtig und das Netz sollte sehr engmaschig sein. Doch mit der GPS-Technologie, die ja nun schon einige Jahre auf dem Buckel hat, ist eine genauere Bestimmung eigentlich nicht möglich – zumindest haben auch Google, Apple & Co. noch keinen Weg gefunden.
Die App Live Roads verspricht nun eine kleine Revolution in diesem Bereich: Statt eine Genauigkeit von 4 Meter soll es die dahinter stehende Technologie auf 1,5 Meter bringen – also sogar weniger als eine durchschnittliche Autobreite. Aktuell kommt die App allerdings laut den Entwicklern und Testern nur auf 2,5 Meter – liegt damit aber noch fast doppelt so gut wie das eigentlich per GPS mögliche Maximum.
Die Entwickler hoffen, die Genauigkeit von 1,5 Metern schon in wenigen Monaten zu erreichen. Was genau sie derzeit noch daran hindert, ist leider nicht bekannt. Da das ganze aber auf beliebigen Strecken funktioniert, kann es sich nicht um vorher abgefahrene oder aufgezeichnete Strecken handeln.
Zur App gibt es noch ein kurzes Video, in dem die Oberfläche der App demonstriert wird. Auch mit dem neuen Bild-in-Bild-Modus möchte man punkten und den Nutzern das zeigen, was sie wirklich sehen möchten – sagen zumindest die Entwickler. In den Einstellungen hat der Nutzer die Möglichkeit, verschiedene Fahrzeuge auszuwählen – so wie man es aus vielen Navis kennt. Interessant finde ich bspw. aber auch, dass das Auto in der Navi-Ansicht vor dem Abbiegen den Blinker aktiviert. Zwar sehr viel früher als empfohlen, aber gerade bei der Spurgenauigkeit sicher sehr praktisch.
Diese Genauigkeit ist aber nicht nur ein Kräftemessen der Ingenieure um das technisch machbare zu zeigen, sondern wird auch praktisch genutzt. Dadurch kann die App dem Nutzer bei der Navigation auch sagen, ob er sich in der richtigen Spur oder beim zu Fuß gehen auf der richtigen Straßenseite befindet – und nicht nur, ob es die richtige Straße ist. Zukünftig kann dem Nutzer also auch frühzeitig mitgeteilt werden, dass er die Spur wechseln muss um den kommenden Anweisungen zu folgen.
Das ganze nennt sich übrigens „HD Maps“, die aber natürlich auch voraussetzen, dass das Datenmaterial des Kartenanbieters ebenso genau ist und nicht nur „ungefähre“ Straßenverläufe zeigt. Spätestens bei einer solch exakten Positionsbestimmung müssen dann auch die Straßen auf der Karte exakt so verlaufen, wie es tatsächlich der Fall ist. Erst vor wenigen Wochen habe ich über die zukünfigen Stau-Probleme durch intelligente Navigationen philosophiert – mit einer solchen App könnte das ganze dann sogar noch Spurgenau erfasst werden.
I can disclose that we approached this problem with a fresh set of eyes compared to what has typically been attempted in this space. We looked into the ionospheric clock corrections but came to a conclusion that there was little improvements to be had as such algorithms are already built into modern smartphone GPS receiver chips. Also, for various other reasons, this was not the right approach for us. Unfortunately, that is as deep as I can go at this time.
Wie genau das funktioniert, bleibt allerdings das Geheimnis der Entwickler. Sie sprechen lediglich davon, dass sie einen neuen Ansatz gewählt und das Problem neu angegangen sind. Das ganze hat man „Black Box“ getauft. Fest steht wohl, dass sie irgendwie schummeln, denn es gibt eben Grenzen des technisch machbaren. Aber so lange das zuverlässig funktioniert und den Autofahrer in die richtigen Spuren lotst, ist das ja für den Endnutzer uninteressant. Das ganze funktioniert mit jedem GPS-Smartphone und wurde unter anderem auf einem Samsung Galaxy S7 demonstriert.
Die App hat derzeit im Play Store (hierzulande nicht verfügbar) recht schlechte Bewertungen, die sich aber lediglich auf die Stabilität und die Oberfläche beziehen, aber nicht auf das Versprechen der exakten Genauigkeit. Sollte das wirklich so gut funktionieren wie versprochen, ist das Startup natürlich auch ein heißer Übernahmekandidat, den sich Google nicht entgehen lassen sollte. Zwar gibt es schon genauere Lösungen, aber diese basieren auf den WLAN-Standorten bzw. bei der Navigation auf den Bewegungssensoren, aber all das funktioniert im Auto meist nicht.
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