Nach dem großen GMail-Redesign: Google Inbox wird nicht eingestellt – zumindest vorerst
Seit einigen Tagen ist nicht nur endgültig klar, dass GMail ein neues Design bekommt, sondern dass die veränderte Oberfläche auch einige neue Features mitbringt, die lange Zeit bei Inbox getestet wurden. Damit steht die Zukunft von Inbox auf der Kippe und nicht wenige warten wohl auf den nächsten Frühjahrsputz. Doch nun hat Google mitgeteilt, dass es vorerst keine Pläne zur Einstellung gibt.
Google hat sich mit dem Inbox-Experiment ein neues Problem geschaffen: Wer vier Jahre lang ein Produkt betreibt, auch wenn es den Status „experimentell“ hat, der sammelt eben irgendwann auch viele Nutzer. Es mag bei dem einen oder anderen lange gedauert haben, aber wer erst einmal hinter die Geheimnisse von Inbox gestiegen ist, wird sie nicht mehr missen wollen. Doch nicht alles wird in GMail übernommen und so beibt die berechtigte Frage: Was wird aus Inbox?
Inbox wurde 2014 als „experimenteller Posteingang“ eingeführt und sollte neue Features in großem Rahmen ausprobieren, die man den GMail-Nutzern nicht zumuten wollte und die sich wohl auch nicht so leicht als Experimente in die GMail-Oberfläche bringen ließen. Doch nach anfänglicher Euphorie ist es ruhig um Inbox geworden und die Neuerungen der letzten Jahre waren wenig spektakulär und waren eher Nachbesserungen statt großen Experimenten.
Google Inbox ist damit, aus Googles Sicht, der perfekte Abschuss-Kandidat – doch dazu wird es vorerst nicht kommen. Ein Google-Manager hat nun in einem Interview bestätigt, dass Inbox bestehen bleibt. Das ist allerdings ein zweischneidiges Schwert – denn „bestehen bleiben“ heißt natürlich auch, dass es keine Weiterentwicklung geben wird. Das ist aber ein Zwischen-den-Zeilen-Lesen, denn die Aussagen sind wohl absichtlich sehr vage gehalten.
With respect to the upcoming Gmail announcement, there are no changes to Inbox by Gmail. It remains a great product for users with specific workflows and one in which we test innovative features for email.
Nun darf jeder selbst etwas in die Aussagen des Google-Manager hineininterpretieren, aber meiner Meinung nach wird das Angebot wohl keine große Zukunft mehr haben. Gerade nach einem kleinen Neustart von GMail, also dem „großen“ Produkt, wird man wohl nur wenig zu experimentieren haben. Aus diesem Grund wird ein solcher Posteingang wohl auch nicht mehr gebraucht, doch man möchte wohl nicht auch hier noch die Nutzer vor den Kopf stoßen.
Inbox könnte damit offiziell in den Zombie-Status verfallen, in dem sich unter anderem die Privatnutzer-Version von Hangouts oder seit neuestem auch Google Allo befinden. Doch Inbox hat den Vorteil, dass es auf die GMail-Datenbank zugreift und am Ende nur eine angepasste Oberfläche ist. Die ganze Infrastruktur verursacht also keinen zusätzlichen Aufwand und keine weiteren Kosten – so dass es noch lange Zeit in diesem Status verweilen könnte.
Vielleicht wird es pünktlich zum GMail-Rollout ja auch ein eindeutigeres Statement von Google geben.
Mehr zum GMail Redesign
» Leak: Google kündigt neues GMail-Design an und nennt erste Details (Screenshots)
» Neues GMail-Design: Hier bekommt ihr weitere (ungeschwärzte) Screenshots der Web-Oberfläche
» Confidential Mode: Das neue GMail kann E-Mails mit Ablaufdatum und Autorisierungszwang versenden
» Das neue GMail: Vom vermeintlichen Aprilscherz zu einem der zentralsten Google-Produkte?!
GoogleWatchBlog bei Google News abonnieren | GoogleWatchBlog-Newsletter
Die wichtigste Funktion überhaupt, die Inbox bietet, ist das gruppieren von Mails. Die Oberfläche ist nahezu perfekt aufgeräumt – und bleibt es auch. Wechselt man zu GMail (auch in der neuen Oberfläche) kommt einem der Posteingang im Vergleich dazu geradezu chaotisch vor. Es ist mir unbegreiflich, warum diese Ansicht nicht wenigstens als Option in GMail übernommen wurde.
Wie wäre es mit Google Graveyard? Einem Platz mit all den toten Programmen.