Ende der vergangenen Woche hat Google mit der Ankündigung überrascht, dass der URL Shortener goo.gl eingestellt wird – und zwar schon sehr bald. Auch wenn es manche für einen zu früh abgesetzten Aprilscherz hielten, dürfte spätestens am 2. April klar sein, dass das Tool seinen Weg auf den ewigen Google-Friedhof finden wird. Wer unbedingt weiterhin Googles Kurz-URLs verwenden möchte, kann dies über Umwege aber wohl auch in Zukunft tun.
Wenn bei Google erst einmal ein Todesurteil gefallen ist, dann wird daran nicht gerüttelt: Das war beim Google Reader der Fall, hat der populären Startseite iGoogle das Leben gekostet und wird auch beim URL Shortener goo.gl nicht anders sein. Natürlich gibt es zu allem auch (teilweise sehr gute) Alternativen, aber wer in der „Google-Welt“ lebt, kann solche Entscheidungen eben nicht nachvollziehen. Siehe dazu auch den bekannten Zahnbürsten-Test von Larry Page.
Schon in weniger als zwei Wochen werden neue Nutzer keine Gelegenheit mehr haben, lange URLs mit Googles Shortener zu kürzen. Bestehende Nutzer haben noch ein Jahr Zeit, aber auch dann ist Schluss. Die Infrastruktur bleibt allerdings erhalten, denn auch in Zukunft sollen alle bereits angelegten Links weiterhin funktionieren. Mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit wird auch die dazugehörige URL Shortener API von Google weiterhin aktiv bleiben.
Die bekannteste Alternativ zu goo.gl ist wohl bit.ly, das Links von gleicher Länge produziert und mit sehr vielen zusätzlichen Funktionen aufwarten kann. Die Jungs und Mädels haben auch direkt reagiert und die wichtigsten Informationen für goo.gl-Nutzer zusammengestellt. Dennoch bietet das Tool natürlich nicht so eine saubere Oberfläche wie Googles Angebot, da es hier das Hauptprodukt ist, mit dem die Mitarbeiter ihre Brötchen verdienen.
Zumindest auf mich haben die goo.gl-Links immer sympathischer gewirkt als die bit.ly-Links – also warum soll man sie nicht weiterhin nutzen? Wer dafür gerne etwas mehr Aufwand in Kauf nimmt, kann die von Google zur Verfügung gestellte API verwenden. Erwartet aber kein Wundermittel, denn der Aufwand steht in keinem Verhältnis mehr zum Nutzen.
So lassen sich weiterhin goo.gl-Links erstellen
- Öffnet die URL Shortener API in Googles Konsole
- Jetzt oben rechts erst einmal „Authorize requests using OAuth 2.0“ deaktivieren
- Wählt in dem Formular „Request body“ aus dem Dropdownmenü „longUrl“ aus
- Dort jetzt die zu kürzende URL eingeben bzw. hereinkopieren
- Jetzt unter dem blauen Aktions-Button auf „Execute without OAuth“ klicken
- Scrollt ganz nach unten. Dort findet ihr im Feld „Response“ unter dem Punkt „id“ die neue Kurz-URL
Hinweis: Das ganze ist nur eine Zweckentfremdung der API-Konsole und ist natürlich nicht für den täglichen Einsatz gedacht – funktioniert aber. Bastler können sich daraus aber Web-Apps formen, die einen großen Teil des Funktionsumfangs wieder zurückbringen könnten.
Ob das auch dauerhaft funktioniert lässt sich schwer sagen, zumindest wurde die Einstellung dieser API noch nicht verkündet und sie dürfte auch recht umfangreich in vielen Projekten eingebunden sein. Die Chance für ein längeres Weiterbestehen ist also hoch.
Siehe auch
» Details zur Einstellung von goo.gl
» Googles Friedhof: Alle eingestellten Google-Dienste