Googles Websuche ist längs über die bekannten „10 blauen Links“ hinaus und kann mit Tools wie den Oneboxen oder dem Knowledge Graph viele Fragen der Nutzer direkt beantworten, ohne dass eine Recherche in den Suchergebnissen notwendig ist. Jetzt hat Google ein neues Experiment gestartet, bei dem man die Suchergebnisse gleich ganz weglässt und erst nach einem weiteren Klick anzeigt.
Wer mit der Websuche nach einfachen Fakten sucht, hat mittlerweile eine sehr hohe Chance darauf, diese direkt beantwortet zu bekommen. Von Hauptstädten über Daten von prominenten Persönlichkeiten bis hin zu Flugzeiten oder Anleitungen zu vielen Themen ist alles mit dabei. Diese Informationen werden direkt über den Suchergebnissen angezeigt. In den meisten Fällen ist es dann gar nicht mehr notwendig, dass der Nutzer sich die darunter liegenden Ergebnisse überhaupt noch ansieht.
Google hat nun damit begonnen, für einige Kategorien mit den schnellen Antworten vollständig auf die Suchergebnisse zu verzichten. Das bedeutet, dass die Antwort auf die vom Nutzer gestellte Frage der einzige ausgelieferte Inhalt bleibt und die Suchergebnisse durch einen Button ersetzt werden. Erst nach einem Klick oder Touch auf den Button werden dann die Suchergebnisse geladen. Auch wenn das Feature global sichtbar ist, befindet es sich derzeit noch in einem experimentellen Stadium, wie Google-Sprachrohr Danny Sullivan bestätigt. Als Grund gibt man die bessere Performance der Websuche an.
For calculator, unit converter & local time, we’re experimenting with a condensed view to further speed up load time. People who search for these tools rarely use full search results, but the results will remain available for those who want them via the "Show all results" button.
— Danny Sullivan (@dannysullivan) 14. März 2018
Betroffen sind von dieser Änderung vorerst nur Suchanfragen die den Taschenrechner, den Einheiten-Umrechner oder die Anzeige der lokalen Uhrzeit auslösen. Also alles Suchanfragen, die sehr eindeutig beantwortet werden und normalerweise keiner weiteren Recherche bedürfen. Dennoch ist das natürlich eine Hiobs-Botschaft für alle Webseiten mit ähnlichen Angeboten, die nun wohl enorm viele Klicks verlieren. Nur weil Google die Antwort schon liefert, heißt es ja nicht, dass die anderen Webseiten keine Existenz-Berechtigung mehr haben.
Auch wenn man derzeit betont, dass es sich um ein Experiment handelt, gehe ich davon aus, dass das vorerst so bleiben wird. Bei Erfolg, den man wohl daran misst, wie viele Nutzer den Button drücken und anschließend Suchergebnisse aufrufen, dürfte das wohl auch noch auf weitere Bereiche ausgerollt werden. Damit wandelt sich Google endgültig von der Suchmaschine in eine Antwortmaschine – trägt aber gleichzeitig dazu bei, dass bei einigen Webseiten ganz schnell die Lichter ausgehen können.
Schon seit vielen Jahren leiden Webseiten darunter, dass Google selbst immer mehr Informationen anzeigt und so enormen Traffic wegnimmt – selbst bei Wikipedia waren es damals ganze 17 Prozent. Lässt man die Suchergebnisse un komplett weg, kommt der Nutzer gar nicht mehr auf die Idee, noch eine andere interessante Webseite anzuklicken. Langfristig kann das für das Web keine gute Entwicklung sein, denn die Abhängigkeit von Google ist für praktisch alle Webseiten enorm groß und überlebenswichtig.
Derzeit gibt es auch immer mehr Verbesserungen bei den Snippets & Fakten, so dass in Zukunft wohl immer mehr Inhalte direkt angezeigt werden. Selbst Anleitungen und How-Tos finden sich seit Jahren in der Websuche. Wenn auch diese irgendwann für sich selbst stehen und die Suchergebnisse ausgeblendet werden, dann gehen sehr viele Lichter aus. Damit wiederum würde aber auch Googles Quelle verloren gehen. Bis dahin ist es zwar noch ein langer Weg, aber irgendwann gibt es immer einen ersten kleinen Schritt. Und den ist Google nun gegangen.
Siehe auch
» Wegen Google Knowledge Graph: Wikipedia-Traffic um 17 Prozent eingebrochen
» Flüge in den Suchergebnissen: Konkurrenz beklagt Traffic-Einbruch
» Alle Artikel rund um die Oneboxen