In Googles Sortiment finden sich sehr viele erfolgreiche Apps mit teilweise mehr als 1 Milliarde Nutzern. Aber es gibt auch Bereiche, in denen das Unternehmen aufgrund merkwürdiger Strategien nicht unbedingt auf der Erfolgsspur fährt: Zum einen betrifft das die Messenger und zum anderen die Social Networks. Ein ehemaliger Google-Mitarbeiter hat nun, teilweise mit Googles Zutaten, erfolgreich ein weiteres Social Network aufgebaut.
Erinnert sich noch jemand an Orkut? Genau zwei Wochen bevor Mark Zuckerberg den Startschuss für Facebook gegeben hat, ging Googles erstes Soziales Netzwerk im Jahr 2004 Online, wurde aber gerade in der Anfangszeit nicht wirklich vom Unternehmen unterstützt. Erst als das Netzwerk immer populärer wurde und mehrere Dutzend Millionen Nutzer – vor allem Brasilianer – versammeln konnte, wurde es auch von Googles Strategen wahrgenommen und wurde tiefer in die eigene Infrastruktur integriert.
Obwohl sich Orkut großer Beliebtheit erfreute, hatte Google im Jahr 2014 entschieden, das Netzwerk zum 10. Geburtstag einzustellen und sich stattdessen auf Google+ zu konzentrieren. In der Übergangsphase gab es sogar eine Verknüpfung zwischen den beiden Netzwerken, die dafür gesorgt hat dass alle Beiträge jeweils auf beiden Netzwerken zu sehen waren. Doch statt sich den Luxus von zwei völlig unterschiedlichen Netzwerken zu scannen, wurde der Stecker gezogen.
Der Entwickler und Kopf hinter Orkut, Orkut Büyükkökten, zeigte sich nicht gerade begeistert vom Ende seines Netzwerks und hatte Google daraufhin verlassen. Doch statt den Kopf in den Sand zu stecken, machte er sich an die Entwicklung eines neuen Netzwerks, das mittlerweile auch schon wieder seit knapp zwei Jahren Online ist. Das neue Netzwerk nennt sich hello network und positioniert sich selbst als Interessen-Netzwerk – und damit vom Grundkonzept direkt gegen Google+.
Im Gegensatz zu vielen anderen Netzwerken ist Hello nur über das Smartphone und auch nur per App zugänglich. Eine Version für den Desktop scheint nicht geplant zu sein, denn derzeit steht das Netzwerk auch nur in einigen Ländern zur Verfügung und scheint sich vor allem in Indien großer Beliebtheit zu erfreuen. In Deutschland lässt sich die App noch nicht herunterladen, aber hier bekommt ihr die APK-Datei.
Warum dieser Beitrag nun hier im Blog erscheint? Obwohl Orkut Büyükkökten nicht mehr mit Google in Verbindung steht, nutzt er für sein Netzwerk die Dienste seines ehemaligen Arbeitgebers. Die Domains orkut.com und hello.com sind bei Google Domains registriert und haben beide ehemals zum Unternehmen gehört. Unter Hello.com war bis Mai 2008 die Fotosharing-Software von Picasa zu finden, die von Google aber ebenfalls niemals promotet wurde.
Im vergangenen Jahr gab es dann einmal Verwirrungen um ein mögliches gehacktes Orkut.com, das für einige Wochen statt dem Brief des Gründers nur eine kryptische Meldung angezeigt hat. Mittlerweile ist die Webseite wieder Online und ist zu einer Werbefläche für das Nachfolge-Netzwerk geworden (siehe Bild oben).
Vielleicht sollte Google Herrn Büyükkökten noch einmal eine Chance geben und ihn an die Spitze von Google+ stellen, denn das Netzwerk wird von Google selbst kaum genutzt und könnte etwas mehr Motivation und Herz – was der Mann auf jeden Fall mitbringt – gut gebrauchen.
Siehe auch
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