Über das Wochenende bewirbt Google auf einigen internationalen Startseiten ein sehr schönes und auch interessantes Projekt, das wieder einmal zeigen soll, dass die modernen Technologien zu mehr als nur Spielereien eingesetzt werden können. Konkret geht es um den Schutz des Regenwaldes im Amazonas-Gebiet, der tatsächlich mit einer Kombination aus Smartphones und Künstlicher Intelligenz erleichtert werden kann.
Auf den deutschen Startseiten heißt es heute „Mit Technologie den Regenwald schützen“ oder auch „Mit Machine Learning den Regenwald schützen“. Was sich erst einmal nach einer Art Spendenaufruf anhört, ist in Wirklichkeit aber eine sehr interessante Geschichte, die von Google interaktiv und sehr schön aufbereitet wurde. Wer drei Minuten Zeit hat, sollte sie sich einmal ansehen oder anhören.
Auf der Seite Ist es möglich, den Regenwald zu retten, indem man ihm zuhört? wird eine hierzulande nicht ganz so bekannte Situation beschrieben: Im Amazonas-Gebiet gibt es sehr viele illegale Abholzungen des Regenwaldes, die in den meisten Fällen erst dann erkannt werden, wenn es zu spät ist. Einige Stämme in diesen Gebieten haben es sich zur Aufgabe gemacht, ihre Region zu schützen. Das indigene Volk der Tembe hat allein schon 30 Prozent ihres Territoriums dadurch verloren.
Da sie die Abholzungen erst mitbekommen, wenn es zu spät ist, kamen sie vor einigen Jahren auf eine sehr clevere Idee: Sie nutzen eine ganze Armada alter Smartphones dafür, die illegalen Holzfäller aufzuspüren und haben sich eine Art Frühwarnsystem erschaffen. Dazu werden die Smartphones ganz oben in den Bäumen versteckt, werden mit Solarenergie versorgt und nehmen ständig die Geräusche auf. Abholzungen sind so bis zu 1 Kilometer Entfernung zu hören.
Da sie aber nicht den ganzen Tag den „Regenwald-Livestream“ überwachen können, setzen sie auf die Künstliche Intelligenz von Googles TensorFlow. Diese wertet ständig die Geräusche aus und kann so Abholzungen relativ zuverlässig erkennen und den Stamm warnen bzw. auf den Weg schicken.
Im Jahr 2014 nahm Stammesführer Naldo Kontakt zu Topher White auf, dem Gründer der gemeinnützigen Organisation Rainforest Connection. Gemeinsam starteten sie ein ehrgeiziges Projekt, bei dem sie mit wiederverwerteten Android-Smartphones und TensorFlow, dem Open-Source-Modell für maschinelles Lernen von Google, damit begannen, die Geräusche illegaler Abholzung zu verfolgen.
Ein Android-Smartphone wird an ein solarbetriebenes Netzteil und ein externes Mikrofon angeschlossen. Diese Geräte mit dem Spitznamen „Guardian“ (zu Deutsch: Wächter) erkennen die Geräusche illegaler Abholzung aus Entfernungen von bis zu einem Kilometer
Sobald das Modell Geräusche von Kettensägen oder Lastwagen erkennt, werden die Tembé-Waldhüter benachrichtigt. Die Waldhüter sind unter den Dorfbewohnern ausgewählte Sicherheitskräfte, die eingreifen oder die Abholzungsaktivitäten den Behörden melden können..
Eine wirklich sehr interessante und auch in der Wirkung schöne Geschichte. Die ganze Story könnt ihr euch durch interaktives Scrollen hier ansehen:
» Ist es möglich, den Regenwald zu retten, indem man ihm zuhört?