Streetview in den Google Maps erfreut sich weltweit großer Beliebtheit und ist für viele Menschen längst nicht mehr wegzudenken. Mit keinem anderen Tool kann man sich so schnell ein Bild von einer fremden Umgebung machen, Ausflüge planen oder einfach Routen schon einmal virtuell abgehen. Doch ausgerechnet in Deutschland veralten die Daten langsam aber sicher – und das dürfte sich in nächster Zeit noch zu einem großen Problem entwickeln.
Streetview als Erweiterung für Googles Kartendienst erfreut sich weltweit großer Beliebtheit, und auch die deutschen Nutzer dürften wohl ihre Freude daran haben, virtuell durch die USA zu wandern, den nächsten Spanien- oder Italien-Urlaub zu planen oder einfach durch fremde Städte und Länder zu schlendern. Doch als dann Aufnahmen in Deutschland angefertigt wurden, gab es plötzlich einen riesigen Aufschrei, der sich über Wochen hingezogen hat – befeuert von unzähligen Datenschützern. Das hat dazu geführt, dass Deutschland bis heute ein riesiger digitaler Flickenteppich ist, der nun auch noch langsam veraltet.
Schon seit dem Jahr 2006 sind Googles Streetview-Fahrzeuge unterwegs und lichten viele Teile der Welt ab, die nach einer Bearbeitung anschließend direkt in Google Maps kostenlos und weltweit zugänglich sind. Mitte 2008 sind die ersten Fahrzeuge in Deutschland unterwegs gewesen und haben im Laufe der nächsten zwei Jahre bis Anfang 2010 Aufnahmen von vielen großen Städten und Gemeinden angefertigt. Anfang/Mitte 2010 sollten die Aufnahmen dann Online gehen – doch bis dahin war es für das Unternehmenein steiniger Weg.
Google hatte die Rechnung ohne de deutschen Datenschützer gemacht, die eine wahre Panik in der Bevölkerung ausgelöst haben und den Menschen eingeredet haben, dass sie ihre Häuser verpixeln und unkenntlich machen müssten. Dazu hat das Unternehmen ein entsprechendes Formular Online gestellt, in dem jeder Bürger seine Adresse eintragen konnte, die anschließend gepixelt wurde und mit dieser Form der Unkenntlichmachung in den Maps zu finden war.
Die Hysterie hat dazu geführt, dass man heute kaum virtuell durch die deutschen Städte gehen kann, ohne immer wieder mal ein verpixeltes Haus zu sehen. Das Problem dabei ist vor allem, dass stets das gesamte Haus verpixelt wird, selbst dann wenn nur ein Bewohner die Sorge hatte, die Kamera-Autos könnten bis in sein Schlafzimmer fotografieren.
Für Google war diese Verpixelung mit so erheblichem Aufwand verbunden, dass man wohl nicht lange überlegt und die Streetview-Fahrten in Deutschland auf Eis gelegt hat. Im April 2011 gab Google dann endgültig bekannt, dass in Deutschland keine weiteren Fahrten mehr stattfinden werden. Es werden also weder neue Orte abgelichtet noch wird das bestehende Datenmaterial aktualisiert. Seitdem sind nun schon sieben Jahre vergangenen.
Seit dem Beginn der ersten Aufnahmen sind nun sogar schon fast 10 Jahre vergangenen, und natürlich bleibt die Stadtentwicklung nicht stehen. An immer mehr Orten fühlt sich Streetview deswegen wie eine Zeitmaschine an, mit der man ein Jahrzehnt in die Vergangenheit reist. In der Berliner Zeitung gibt es darüber einen sehr schönen Artikel mit vielen Vergleichsbildern. Nun ist zwar nicht jede Stadt Berlin und ist dem ständigen Wandel unterworfen, aber hier und da gibt es immer wieder mal neue Gebäude, Straßen oder andere Änderungen.
Der eigentliche Vorteil von Streetview geht damit für Deutschland langsam aber sicher verloren. Auch die Stellen ohne Verpixelung sind mitfortlaufender Zeit immer weniger Wert, da sich niemand mehr darauf verlassen kann, dass alles noch genau so aussieht wie vor 10 Jahren. Insbesondere die Suche nach von der Straße sichtbaren Geschäften/Hotels/Einrichtungen oder ähnlichen Dingen ergibt keinen Sinn, wenn man es mit fast schon historischem Bildmaterial versucht.
In allen anderen Ländern der Welt werden die Aufnahmen von Google immer wieder mal aktualisiert, doch in Deutschland wird das so schnell wohl nicht passieren. Gerade erst sind übrigens auch Kamera-Autos in Österreich unterwegs gewesen, wo die Bilder schon in wenigen Monaten Online gehen werden. Und als Österreicher kann ich sagen: Eine Panik gibt es nicht, viel mehr freut sich jeder auf die kommenden neuen Möglichkeiten.
wie geht es weiter?
Die Frage ist nun, wie es in Deutschland weitergehen soll. Nach 10 Jahren ist das Problem der veralteten Aufnahme gesamtdeutsch gesehen vielleicht noch nicht ganz so gravierend – aber was ist, wenn wir noch ein Jahrzehnt weiterspringen? Wird Google es wagen, noch einmal Fahrten anzukündigen und sich somit erneut der Panik der Datenschützer auszusetzen? Als Unternehmen, dass vor allem von seinem guten Image lebt, ist das Risiko für Google aus betriebswirtschaftlicher Sicht zu hoch.
Die Streetview-Aufnahmen kosten viel Geld und bringen Google auf direktem Wege keinen Cent ein, welches Interesse sollte das Unternehmen also haben, einen neuen Anlauf in Deutschland zu wagen? Wenn die restlichen Teile der Welt digitalisiert sind, reicht das als Werbung für die Maps – mit denen dann Geld verdien wird – vollkommen aus. Neue Fahrten sind meiner Meinung nach in den nächsten Jahren wohl nicht zu erwarten.
Vielleicht sind Streetview-Aufnahmen auch schon bald veraltet, denn mit der immer weiter steigenden Verbreitung von 360 Grad-Kameras könnten solche Angebote eines Tages auch per Crowdsourcing betrieben und ständig aktuell gehalten werden. Auch in den Luftaufnahmen finden sich unverpixelte aktuelle Aufnahmen, die als kleiner Ersatz für Streetview gesehen werden können.
Wie dem auch sei, derzeit sieht es für Deutschland in punkto Streetview nicht rosig aus. Siehe auch diese Karte.
Siehe auch
» Google Maps: Bei Streetview verpixelte Gebäude werden in den Luftaufnahmen wieder sichtbar
» Alle Artikel rund um Google Streetview