Facebook kommt einfach nicht zur Ruhe und scheint von einem Skandal in den anderen zu tappen – anders kann man die aktuellen Berichte auch wirklich nicht mehr beschreiben. Wie jetzt erst bekannt geworden ist, hat das Social Network wohl über einen längeren Zeitraum alle Telefon- und SMS-Protokolle der Nutzer auf die eigenen Server übertragen und dauerhaft gespeichert. Die Datensammlung könnte möglicherweise bis Oktober 2017 stattgefunden haben.
Dass Facebook sehr viele Daten über die eigenen Nutzer sammelt und alles nur erdenkliche auswertet, ist bekannt – und ist bei Google zu großen Teilen auch nicht anders. Es ist aber ein Unterschied, ob diese Datensammlung gegenüber dem Nutzer kommuniziert wird oder diese Daten ohne sein Wissen gesammelt werden. Jetzt mussten mehrere Nutzer feststellen, dass der Umfang größer ist als angenommen.
Facebook bietet seinen Nutzern die Möglichkeit, alle über sie gespeicherten Daten in einer ZIP-Datei herunterzuladen. Wer das schon einmal getan hat, wird wissen dass diese Datei mitunter sehr groß sein kann. Einige Nutzer haben sich das ganze nun einmal genau durchgesehen und dabei eine interessante Entdeckung gemacht: In der Datei waren vollständige Protokolle über alle Anrufe, geschriebene und empfangene SMS und MMS vorhanden. Zwar handelt es sich dabei nur um die Meta-Daten und keine Aufzeichnungen, aber dennoch ist das nicht in Ordnung.
Downloaded my facebook data as a ZIP file
Somehow it has my entire call history with my partner's mum pic.twitter.com/CIRUguf4vD
— Dylan McKay (@dylanmckaynz) 21. März 2018
In obigem Tweet ist ersichtlich, welche Daten genau gesammelt worden sind: Zum einen die Info ob es ein eingehender oder ausgehender Anruf war, dann die minutengenaue Zeit und Dauer sowie der Name des Kontakts. Mit diesen Informationen erfährt Facebook sehr viel über die Verbindung zwischen zwei Menschen, selbst wenn sie auf dem Social Network keine Verbindung miteinander haben.
Dann wird auch sehr schnell klar, warum die Kontaktvorschläge von Facebook so häufig ins Schwarze treffen.
Möglich war diese Sammlung bis zu Android 4.1 Jelly Bean, bei dem erst die Trennung zwischen dem Zugriff auf Kontakte und diesen Protokollen eingeführt wurde. Aber bis Oktober 2017, also dem Start von Android Oreo, konnten Apps aber auch weiterhin diesen API-Level nutzen und sich weiterhin diesen Zugriff sichern. Den Zugriff auf das Telefonbuch dürften die meisten Nutzer gewährt haben, eben für die Kontaktvorschläge.
Eine Facebook-Sprecherin hat auf Nachfrage nur ausweichend geantwortet, wozu der Adressbuch-Upload nötig war, ging aber nicht auf die Sammlung der Protokolle ein:
The most important part of apps and services that help you make connections is to make it easy to find the people you want to connect with. So, the first time you sign in on your phone to a messaging or social app, it’s a widely used practice to begin by uploading your phone contacts.
Die gesammelten Daten tauchen übrigens nirgendwo bei Facebook auf und sind auch nicht über das Aktivitätenprotokoll einsehbar. Deswegen ist es wohl auch nicht möglich, diese Daten zu löschen ohne das eigene Konto zu löschen.
Wer nun ebenfalls nachsehen möchte, kann sein eigenes Facebook-Archiv Hier herunterladen.
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