Schicksalswoche für das Web? In drei Tagen aktiviert Google den Werbeblocker im Chrome-Browser
Google hat mit seinen Produkten viele Innovationen und teilweise auch Revolutionen im Web angestoßen, ohne die das Internet heute kaum denkbar wäre. Möglicherweise wird in dieser Woche die nächste Revolution angestoßen, denn eines der größten Ärgernisse im Web kann schon innerhalb weniger Monate der Vergangenheit angehören: Aufdringliche Werbebanner. Am Donnerstag wird Google den seit langem angekündigten Werbeblocker in Europa und Nordamerika aktivieren.
Dass Inhalte im Web per Werbung monetarisiert werden ist ein seit langer Zeit anerkanntes und erfolgreiches Finanzierungsmodell. Doch irgendwann hat die Werbung überhand genommen und wurde immer aufdringlicher, woraufhin die ersten Nutzer damit begonnen haben, einen Werbeblocker einzusetzen. Um dennoch keine Einnahmen zu verlieren, nahm die Anzahl und Aufdringlichkeit der Werbung immer weiter zu, wodurch im Umkehrschluss immer mehr Menschen einen Werbeblocker einsetzen. Diesen Teufelskreis möchte Google nun endlich durchbrechen.
Google hatte schon mehrere Anläufe unternommen, den Teufelskreis der Werbebanner zu durchbrechen und betreibt mit Google Contributor ein Programm, mit dem sich jeder Nutzer von AdSense-Werbung freikaufen kann – allerdings mit überschaubarem Erfolg. Jetzt geht Google, und eine ganze Industrie dahinter, den einzig richtigen Weg und sagt den „Bad Ads“ den Kampf an, die die Werbung in Verruf gebracht und die Nutzer in die Arme der Adblocker getrieben haben.
Wie funktioniert das?
Die Coalition for Better Ads hat eine insgesamt 12 Werbeformen festgelegt, die ab dem 15. Februar als nicht mehr akzeptabel gelten und vom Chrome-Browser geblockt werden. Geblockt heißt in dem Falle, dass sie einfach komplett aus der Webseite entfernt und nicht mehr angezeigt werden. Alle anderen akzeptablen Banner sind davon nicht betroffen. Das gilt allerdings nur für den ersten Schritt, denn sonst könnten alle Webseiten diese Banner einfach weiterhin ungestört einbinden – und ganz so leicht macht Chrome es dann doch nicht.
Sobald ein „Bad Ad“ auf einer Webseite entdeckt wurde, startet ein Countdown von genau 30 Tagen. Der Webmaster wird von Google über die Search Console und im Ad Experience Report über die Entdeckung informiert, und hat dann 30 Tage Zeit, diese Werbeformen zu entfernen. Sind sie nach dem Ablauf der Monatsfrist noch immer vorhanden, werden ausnahmslos alle Werbeanzeigen auf der Webseite geblockt – eingeschlossen auch Googles eigenes Werbenetzwerk AdSense.
Die Coalition for Better Ads als großes Industrie-Konsortium hat folgende Werbeformen als nicht akzeptabel und damit als „Bad Ad“ eingestuft. Diese Auflistung ist natürlich nicht in Stein gemeißelt und kann sich im Laufe der Zeit ändern bzw. um neue nicht akzeptable Werbeformen ergänzt werden. Aber ich denke, dass die Beispiele doch sehr gut das wiedergeben, was viele Nutzer zur Verwendung eines Adblockers motiviert hat.
Das sind Bad Ads im Desktop-Browser
Das sind Bad Ads auf dem Smartphone
» Details bei der Coalition for Better Ads
Mit einem Marktanteil von 56 Prozent ist Chrome der führende Webbrowser, so dass Google eine entsprechende Marktmacht hat, um nun ganze Werbenetzwerke – die sich auf solche Bad Ads konzentrieren – innerhalb kürzester Zeit zu stürzen. Natürlich werden auch viele Webseiten, die bisher auf solche Werbung gesetzt haben, darunter leiden und massive Umsatzeinbußen zu beklagen haben. Aber es ja nicht so, dass Google hier einen Schnellschuss abgibt. Das System wurde mit genügend Vorlauf angekündigt.
Die Hoffnung von allen Beteiligten liegt nun einfach darin, dass die Nutzer ihre Werbeblocker wieder deaktivieren und die normalen Werbebanner einfach als Gegenleistung für die kostenlose zur Verfügungstellung von Inhalten akzeptieren. Das kann funktionieren – und wäre im Interesse einer gigantischen Industrie von den großen Konzernen bis hin zu den kleinen Blogs (so wie der GoogleWatchBlog auch). Natürlich kann es auch nach hinten losgehen, aber dieses Risiko muss – im Interesse der Beendung des Teufelskreises – einfach eingegangen werden.
Noch lassen sich viele Angebote durch Werbung finanzieren, aber wenn es auf lange Sicht so weitergegangen wäre und vollständige Adblocker sich noch weiter verbreiten, könnte sehr schnell ein Webseiten-Sterben einsetzen – und auch das kann natürlich nicht im Interesse der Nutzer sein.
Ich bin sehr gespannt auf die kurzfristigen und mittelfristigen Auswirkungen, und denke dass sich das Web durch eine solche Initiative sehr schnell bereinigen lässt. Ich gehe auch davon aus, dass alle anderen Browser-Hersteller sehr schnell nachziehen werden bzw. sogar müssen. Denn sonst würden viele Webseiten wohl noch mehr Werbung bei den Nicht-Chrome-Nutzern anzeigen. 2018 dürfte für die Werbebranche ein spannendes Jahr werden.
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» Der Countdown läuft: Morgen aktiviert Google den Werbeblocker im Chrome Browser – so sieht er aus
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Da zeigt sich wieder, auch im Netz funktioniert Demokratie in Form freiwilliger Selbstbeschränkung der Content- und Werbemafia nicht richtig und muss reguliert werden. Solange mir also auch auf meinen Lieblingsseiten nervige Overlays, riesige Cookie-Warnungen und Anzeigen für vor einem Monat gesuchte Artikel gezeigt werden, bleibt der Werbeblocker das Mittel der Wahl zur Selbstverteidigung .
Tja, lieber Wolfgang und ich mag diese Mitnehmerqualitäten nicht und das Selbstverstädnnis, alles müusste kostenlos sein. Entweder ich zahle mit Barem oder ich zahle mit meinen Daten – it’s as simple like this.