Schon seit Anfang 2010 hat Google jährlich ein oder zwei neue Smartphones unter der Marke Nexus auf den Markt gebracht und steht damit schon seit acht Jahren in direkter Konkurrenz zu den großen Herstellern. Nach sechs Jahren hat sich Google dann im Hardware-Bereich völlig neu aufgestellt und neue Marken etabliert. In Zukunft soll der Markt noch stärker angegriffen werden – und das ohne Rücksicht auf die Hardware-Partner.
Die Nexus-Smartphones hatten vor allem den Zweck, den Markt voranzutreiben und den Smartphone-Herstellern zu zeigen, wie man es richtig macht. Im Vergleich zu den großen Herstellern sind die Nexus-Smartphones aber in der Nische geblieben und hatten auch nie das Ziel, in die Top-Liga der Hardwarehersteller vorzustoßen – die ja abwechselnd als Partner fungiert haben. Doch mit den Pixel-Smartphones sieht das ganz anders aus.
In einem Interview am Rande des Mobile World Congress hat Googles Hardware-Chef Rick Osterloh nun verkündet, was sowieso schon seit längerer Zeit offensichtlich ist: Google möchte möglichst viele Pixel-Smartphones verkaufen und geht das Geschäft mit den Mobiltelefonen und der anderen vernetzten Hardware nun deutlich ambitionierter und mit größeren Zielen an. Dass man den unzähligen Hardware-Partnern damit Konkurrenz macht, wird nun in Kauf genommen.
Wir sind sehr fokussiert darauf, bei Verbraucherelektronik erfolgreich zu sein. Uns geht es darum, Innovationen für Nutzer voranzutreiben und wir werden uns nicht zurückhalten.
Google hat nun erkannt, was Apple schon seit Jahren vormacht: Software und Hardware sind längst keine getrennten Welten mehr sondern bilden eine Symbiose, die man am besten zusammen bearbeitet. Genau das tut Google mit den Pixel-Smartphones und Android, den Home-Lautsprechern und dem Assistant in Zukunft auch mit weiteren Geräten der Marke Nest, die nun wieder zu Google gehört.
Den Smartphone-Herstellern dürfte diese Einstellung nicht gefallen, doch bisher verkaufen sich Googles Smartphones eher unter ferner liefen: 2017 hat Google 4 Millionen Pixel-Smartphones verkauft. Zum Vergleich: Samsung hat im gleichen Zeitraum 320 Millionen verkauft, Apple 214 Millionen und auch Huawei 150 Millionen. Mehr Details zu diesen Zahlen findet ihr hier.
Das Geheimnis des neuen Google-Erfolgs soll zum einen die neue Hardware-Abteilung und zum anderen die Zusammenarbeit mit allen anderen Teilen des Unternehmens sein. Das ist dann auch genau der Grund, warum der damalige Ausflug mit Motorola schief gegangen ist, denn die Tochter wurde einfach nur verwaltet, ohne dass es eine Zusammenarbeit mit dem Rest von Google gegeben hat. Dieser Zusammenprall der Kulturen konnte nicht gut gehen. Mit der Teilübernahme von HTC sieht das nun ganz anders aus.
Ich habe keine Einschränkungen bei der Kooperation mit anderen Teilen von Google.
Dennoch wurde das Motorola-Geschäft auch damals schon kritisch von den Herstellern beäugt, die gar nicht erfreut warn, dass der Partner nun zum Konkurrenten wird. Doch mittlerweile ist das Abhängigkeitsverhältnis umgedreht, denn die Hersteller haben keine Alternative zu Android mit einem Marktanteil von 86 Prozent. Und genau so wie die Hersteller Konkurrenz-Apps zu den vorinstallierten Google-Apps entwickeln, bastelt Google nun eben auch an eigenen Smartphones.
Desweiteren hat Osterloh im Interview noch bekannt gegeben, dass Nest und Google zwar in Zukunft stärker zusammen arbeiten werden, die Marke „Nest“ aber auch weiterhin erhalten bleiben wird. Derzeit wird noch abgesteckt, welche Marke für welche Bereiche verwendet wird. Die Vermarktung wird aber wohl auf „Nest by Google“ herauslaufen, so dass die Kunden sehr genau wissen, dass sie sich noch immer im gleichen Ökosystem befinden.
Siehe auch
» HTC-Übernahme: Googles Hardware-Chef verspricht große Innovationen für die Pixel-Smartphones
» Erste Informationen zu den Pixel 3-Smartphones