Android P wird erwachsen: Material Design 2.0 & intelligente Oberflächen sollen Apples iPhone angreifen
Ausgehend vom Zeitplan des vergangenen Jahres, dürfte Android P schon in wenigen Wochen offiziell das Licht der Welt erblicken – natürlich zuerst in einer frühen Developer Preview. Es mehren sich die Anzeichen dafür, dass Google vor allem bei der Benutzeroberfläche kein Stein auf dem anderen lässt und das vielleicht größte Redesign der letzten Jahre ausliefern könnte. Ein lange Zeit mit dem Android-UI beschäftigte Designer stellt nun eine neue Oberfläche in Aussicht und verrät mögliche Details. Google soll damit vor allem einen Angriff auf Apples iOS fahren.
Derzeit arbeitet Google mit Hochdruck am kommenden Betriebssystem Fuchsia, aber bis das auf den Markt kommt, wird es wohl noch mindestens zwei Jahre dauern. Erst einmal steht nun Android P vor der Tür, von dem schon vor einigen Tagen durchgesickert ist, dass es ein dramatisches Redesign bekommen könnte. Das wird nun auch vom externen Berater Mikael Widerström, der von Google häufig für das Android-UI konsultiert wurde, bestätigt.
Android wurde seit dem ersten Release enorm verbessert und wird mit jedem Release etwas modernisiert, der letzte große Anstrich ist mit der Einführung des Material Designs bei Android 5.0 Lollipop aber schon einige Jahre her. Das grundlegende Konzept der Homescreens als Desktop, App Drawer als Auflistung aller Apps und der Navigationsbuttons ist aber praktisch seit Anfang an unverändert. Letzte wurden zwar von Hardware- auf Software-Buttons umgestellt, aber ein großer Schritt war das auch nicht.
Im folgenden binde ich einfach einmal eine Reihe von übersetzten Aussagen des Designers ein, der uns vielleicht eine gute Idee von einer kommenden Android-Version gibt.
Grundlegendes Android-Konzept
Vor fünf Jahren hat Android die Hardware-Buttons durch Software-Buttons ersetzt. Danach hat sich aber nicht mehr viel an der grundlegenden Interaktion verändert. Es ist jetzt an der Zeit, die Basis-Funktionen des Smartphones ansprechender und flüssiger zu gestalten und nahtlos zu integrieren.
Am wichtigsten wird es sein, die ständig genutzten Funktionen wie das Entsperren des Smartphones, das suchen und finden von Apps auf dem Homescreen und solche Dinge zu verändern oder zu automatisieren. Durch Künstliche Intelligenz könnten diese Dinge entfallen und automatisch vom Smartphone erledigt werden. Stellt euch einfach ein Google Now für den Homescreen und das gesamte grundlegende UI vor.
Das Betriebssystem sollte zwischen einzelnen Funktionen und nicht mehr zwischen Apps unterscheiden. Es wird sich nicht mehr alles um Facebook und Instagram drehen, sondern um die reine Darstellung der Inhalte auf dem Smartphone selbst.
Ich habe seit zwei Jahren nicht mehr an der Android-Plattform gearbeitet, aber das sind Dinge über die wir vor vier Jahren schon diskutiert haben. Es sind sehr umfangreiche Überlegungen und Ideen, aber es dauert eine sehr lange Zeit, um so etwas umzusetzen.
Nicht nur die Bedienung von Android, sondern vor allem auch das Design der Oberfläche soll auf dem Prüfstand stehen. Schon vor einigen Tagen sind interne Informationen durchgesickert, die von einem a href=“https://www.googlewatchblog.de/2018/02/android-p-neue-version/“>dramatischen Redesign sprechen – und das bezog sich nicht nur auf die Unterstützung der „Notch“ im Display. Möglicherweise ist das Material Design 2.0, das ebenfalls in einer frühen Version vor einigen Tagen geleakt wurde, die Grundlage für völlig neue Oberflächen.
Aber nicht nur die Oberfläche soll überarbeitet werden, sondern auch App-Entwickler sollen es in Zukunft leichter haben, alles aus Android herauszuholen. Durch viele starke UI-Komponenten mit mehr Elementen, Standard-Animationen und mehr soll eine einheitliche Oberfläche geschaffen werden – so wie sie bisher vor allem vom iPhone bekannt ist. Viele Android-Entwickler kochen ihr eigenes Süppchen und sorgen so dafür, dass jede App eine eigene Welt schafft, was den Nutzer unnötig verwirrt.
Material Design
Das Material Design hatte einen massiven Einfluss auf Android und war extrem erfolgreich darin, eine einheitliche Oberfläche zu schaffen.
Das Material Design setzt sehr stark auf Animationen, zu viele bunte Farben, Bilder und Formen, die manchmal sehr ablenkend sein können. Apple hat sich seit dem Start von iOS an den grundlegenden Prinzipien von iOS festgehalten. Das hat dazu geführt, dass iPhone-Nutzer eine wahre Gehirnwäsche bekommen haben, und genau solche einheitlichen Oberflächen fordern, die genau das tun, was der Nutzer erwartet.
Android P sollte aufgeräumter sein, Animationen hervorheben und diese stärker integrieren. Google sollte es App-Entwicklern erleichtern, solche Animationen zu integrieren und ein Framework für bewegte Oberflächen schaffen. Das ist etwas, das bei iOS von Anfang an sehr leicht umsetzbar war, bei Android aber unnötig kompliziert ist.
Wettlauf mit Apple
Apple versagt definitiv bei der Umsetzung der Sprachsteuerung. Verglichen mit Google liegen sie weit zurück. Google ist sehr viel besser darin, die Sprachsteuerung zu integrieren. Viele Dinge sind sehr gut in Apples Ökosystem integriert, aber sobald die Sprache ins Spiel kommt, bricht das ganze durchdachte System zusammen. Das ist eine sehr große Chance für Google.
Viele dieser Dinge – einheitliche Oberflächen, Funktionen statt Apps in den Mittelpunkt stellen, intelligen Oberfläche mit Vorschlägen statt „dummen“ App Icons – erinnern wohl nicht nur mich direkt an den potenziellen Android-Nachfolger Fuchsia, der genau solche Dinge mitbringt. Ob Google jetzt – zwei Jahre vor dem erwarteten Start von Fuchsia – noch einmal einen kompletten Android-Neustart hinlegt kann nur schwer vorhergesagt werden. Da noch immer nicht klar ist wie die drei Betriebssysteme miteinander harmonisieren sollen, ist das alles derzeit nur Spekulation, aber wohl auch mit vielen Funken Wahrheit.
Gut möglich dass Google genau aus oben genannten Gründen an einem neuen Betriebssystem arbeitet, aber es kann natürlich auch sein dass Android sich im Laufe der Jahre durch viele kleine Schritte in Fuchsia verwandeln wird. Mit Android P kann nun der erste Schritt gemacht werden: Dass eine neue Designsprache zum Einsatz kommen wird, steht schon so gut wie fest. Dass der Assistant eine stärkere Rolle spielen wird ist dank der Verbreitung der Smart Speaker ebenfalls ein logischer Schritt.
Ich glaube, die diesjährige Google I/O wird sehr interessant werden, und vielleicht wird Google – falls es eine große Android-Revolution geben wird – die erste Version auch bis zu diesem Tag zurückhalten. Warten wir es ab.
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[WIRED]
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