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Recht auf Reparatur: US-Bundesstaat will fest verbaute Smartphone-Akkus verbieten

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Die Auswahl an Smartphones auf dem Markt ist enorm groß, da nahezu alle Hersteller alle Segmente bedienen und auch noch jedes Jahr neue, leicht verbesserte Versionen auf den Markt schmeißen. Doch trotz der Auswahl entwickeln sich die Geräte in einigen Punkten immer weiter in die gleiche Richtung – einer dieser Punkt ist der Akku. Bei immer mehr Smartphones ist dieser fest verbaut. Aber das könnte sich schon sehr bald ändern.


Abgesehen vom iPhone konnte man in der ersten Boom-Zeit der Smartphones bei nahezu jedem Modell einfach die Abdeckung auf der Rückseite entfernen und den Akku entnehmen bzw. austauschen. Doch in den letzten Jahren hat dieses lange Zeit selbstverständliche „Feature“ extrem abgenommen, und immer mehr Hersteller setzen auf einen fest verbauten Akku. Das hat ganz verschiedene Gründe, doch als interessierter Käufer muss man mittlerweile fast schon in den sauren Apfel beißen und kommt kaum drumherum.

Wie jetzt bekannt geworden ist, plant der US-Bundesstaat Washington ein sogenanntes „Recht auf Reparatur“, das besagt, dass diese Verschleißteile ohne großen Aufwand austauschbar sein müssen – so wie man es noch vor wenigen Jahren für selbstverständlich hielt. Die Vorlage zu diesem Gesetz konnte in Washington bereits die Mehrheit der Abgeordneten für sich gewinnen, und es fehlen nur noch wenige Hürden bis zum Beschluss.

Dieses Gesetz gilt dann zwar nur in diesem Bundesstaat, doch das könnte natürlich sehr schnell Schule machen und auch in weiteren Staaten bzw. national in den USA eingeführt werden. Außerdem wird es für die Hersteller sehr schwer, solche Geräte nur in einem einzigen Staat anzubieten, und ein Verkaufsstopp in nur einem einzigen Staat ist wohl auch nicht umsetzbar. Gut möglich also, dass die Hersteller zumindest in der US-Version ihrer Smartphones den einfachen Austausch ermöglichen müssen.

Haben die Hersteller dann erst einmal solche Versionen im Angebot, wird sich schnell zeigen, ob auch im Rest der Welt ein Interesse an austauschbaren Akkus besteht. Wenn es keine weiteren Hürden gibt, könnte das Gesetz schon ab Anfang 2019 gelten – was aber für die Hersteller wohl viel zu knapp ist, um aktuelle Entwicklungen noch zu beeinflussen. Es ist ja nicht so, dass einfach nur der Deckel angeklebt wurde.



Die Hersteller, allen voran Apple, laufen derzeit Sturm gegen diesen Entwurf und wollen das Gesetz mit aller Macht verhindern. Erst kürzlich hatte sich gezeigt, dass die Lobby-Arbeit in den USA immer größere finanzielle Budgets von den Unternehmen bekommt – und womöglich wird sich auch dieses Gesetz verhindern lassen.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass es ein solches Gesetz geben wird – zumindest nicht innerhalb eines so kurzen Zeitraums. Viel mehr sollten die Hersteller zu kostengünstigeren Reparaturen bzw. Akkutausch verdonnert werden. Ich vergleiche das ganze gerne mit einem Auto. Dort kann man theoretisch auch alle Teile selbst auswechseln, aber praktisch muss man heute schon für einen simplen Wechsel der Glühbirne den Weg in die Werkstatt suchen.

Fraglich ist natürlich auch, ob sich das überhaupt so einfach umsetzen lässt. Die Hersteller haben die fest verbauten Akkus mittlerweile in ihre Architektur integriert, so dass ein schneller Tausch vielleicht gar nicht mehr so ohne weiteres möglich ist. Auch die Dichtheit gegen Wasser und Staub dürft darunter leiden, wenn der Nutzer einfach wieder den Deckel abheben kann. Dem kann man aber auch wieder gegenüber stellen, dass es auch früher schon wasserdicht Smartphones mit austauschbarem Akku gegeben hat.

Wie seht ihr das? Ist der Austausch wichtig? Habt ihr jemals den Akku in eurem Smartphone getauscht?

Siehe auch
» Apple drosselt ältere iPhones: Sammelklagen eingereicht; Einzelkläger fordert 999 Milliarden Dollar

[Der Standard]


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