Kenia: Googles Internet-Ballon sorgt für Massenauflauf und zerstörte Felder; Bauer will Alphabet verklagen
Es ist nun schon weit über viereinhalb Jahre her, dass Google den Startschuss für das Project Loon gegeben hat, und mit diesem Internetzugänge per Ballon in entlegene Gebiete bringen möchte. Das hat in einigen Fällen auch schon sehr gut funktioniert, aber immer wieder muss das Projekt auch mit Rückschlägen kämpfen. Derzeit macht eine Geschichte die Runde, laut der ein kenianischer Bauer wegen eines Google-Ballons nun vor den Scherben seiner Existenz steht.
Das Konzept hinter Googles Ballons ist so einfach wie genial: Da in vielen Gebieten aufgrund fehlender Infrastruktur oder der Abgelegenheit kein Internet zur Verfügung steht oder es nur extrem schlecht genutzt werden kann, möchte Google dieses Problem aus der Luft lösen. Statt eine teure Infrastruktur am Boden oder gar unter der Erde aufzubauen, können die Ballons einfach in die entsprechenden Regionen reisen und das Signal so per Funk verstärken, so dass es am Boden eine ausreichend starke Verbindung gibt. Genutzt wurde das unter anderem auch schon in Puerto Rico nach dem Hurricane.
Auch in Zentralafrika sind Googles Ballons unterwegs bzw. schweben in der Luft, um die Menschen am Boden mit Internetzugang zu versorgen. Allerdings können sie nicht ewig in der Luft bleiben und müssen immer mal wieder landen. Doch dabei gab es Ende des vergangenen Jahres einen kleinen Zwischenfall in Kenia, der nun aber große Folgen haben könnte. Das Alphabet-Team hatte sich auf der Suche nach einem Landeplatz für ein Feld entschieden, das perfekt und sicher schien, es aber schlussendlich wohl nicht war.
Allerdings hatte man wohl nicht damit gerechnet, dass die Landung ein solch großes Interesse hervorrufen und Schaulustige anlocken würde. Es sollen hunderte Schaulustige gekommen sein und das gesamte Feld sowohl zu Fuß zertreten als auch mit Autos befahren haben. Als es dann zu gefährlich wurde, kam noch die Polizei dazu und hat durch Schreckschüsse in die Luft dafür gesorgt, dass die Menschen in alle Richtungen geflüchtet sind auch noch den Rest des Feldes zertrampelt haben.
Das ganze scheint laut der Beschreibung ein ziemlicher Aufruhr gewesen zu sein, mit dem wohl weder Google/Alphabet noch der Bauer hätten rechnen können. Dennoch steht die Frage im Raum, ob Alphabet den Bauern überhaupt um Erlaubnis zur Landung gefragt hat, denn dann wäre er bei einer Zustimmung wohl eher selbst Schuld. Als das ganze Spektakel vorbei gewesen ist, sollen sich die Mitarbeiter des Projekts nicht um die Schäden gekümmert haben.
Da der Bauer nun vor den Scherben seiner Existenz steht, will er Alphabet verklagen und verlangt Schadenersatz. Bisher soll er das nicht getan haben und hofft wohl aufgrund der Medienberichte auf eine gütige Einigung mit dem Unternehmen. Ob es dazu kommt bleibt abzuwarten, bisher hat sich Alphabet jedenfalls noch nicht öffentlich zu dem Fall geäußert. Und bis dahin sollte man es auch nicht überbewerten. Möglicherweise stellt sich die Geschichte auch andersherum da, und er hat alle Menschen eingeladen und sich vielleicht ein Geschäft erhofft.
Unklar ist derzeit auch noch, ob der Ballon abgestürzt ist oder ob er kontrolliert gelandet wurde. Alphabet spricht von zweitem, aber dann ist nicht erklärbar, warum man auf einem Feld gelandet ist, dass einem Bauern gehört und offenbar auch landwirtschaftlich genutzt wird.
Alphabet selbst ist nun schon wieder einen Schritt weiter und hat bereits den Nachfolger von Project Loon in Entwicklung, bei der man eher auf Laserstrahlen statt auf Ballons setzt. Die können dann auch keine weiteren Schäden anrichten.
[heise]
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