Google ist mit der aktuellen Angebotspalette in sehr vielen Bereichen der Technologie vertreten, doch einen Bereich hat man seit Jahren gekonnt umschifft: Die Spiele. Obwohl Google nun mit Android rein theoretisch die größte Spieleplattform bietet, hat das Unternehmen selbst nur sehr wenige Spiele als Nebenprodukte im Sortiment. Doch eine Personalie der vergangenen Woche gibt nun Raum für Spekulationen über einen größeren Einstieg.
Google beschäftigt sich bis heute weitgehend mit der ursprünglichen Vision des Unternehmens, nämlich dem sammeln, aufbereiten und organisieren von Daten aller Art. Viele aktuelle Produkte zielen darauf ab oder sind Mittel zum Zweck, auch Portale die meist nur der reinen Unterhaltung dienen – so wie YouTube. Ein völlig anderer Bereich der Unterhaltung, nämlich der der Videospiele, will nicht so wirklich in den Plan passen und wurde aus diesem Grund auch meist ignoriert – bis jetzt.
In dieser Woche hat der Manager Phil Harrison seinen Wechsel zu Google verkündet, und wird dort die Rolle des Vize-Präsidenten und gleichzeitig auch General Manager einnehmen. Unklar ist allerdings, über welchen Bereich des Unternehmens er die Kontrolle übernehmen wird. Ein Blick auf Harrisons Werdegang könnte dafür aber sehr aufschlussreich sein: Von 1992 bis 2008 arbeitete er bei Sony und verhalf der Playstation zum Durchbruch. Von 2012 bis 2015 war er bei Microsoft ebenfalls für „Interactive Entertainment“, also Spiele, verantwortlich.
Excited to be able to share that today I've started a new role as Vice President and GM of Google – and relocating (back) to California.
— Phil Harrison (@MrPhilHarrison) 22. Januar 2018
Natürlich könnte sich Harrison auch einem völlig anderen Bereich widmen, aber die Wahrscheinlichkeit dafür dass er dann gleich in einer hohen Führungsposition bei Google einsteigt, ist doch sehr gering. Aus diesem Grund ist es sehr gut möglich dass er bei Google die wohl sehr überschaubare Spieleabteilung ausbauen oder gar einen völlig neuen Unternehmenszweig aus dem Boden stampfen könnte. Auch dass es von Google kein offizielles Statement zu diesem Wechsel gab, spricht eher dafür dass es hier größere und langfristige Pläne gibt, die noch lange nicht kommuniziert werden sollen.
Googles Aktivitäten in der Spielebranche
So unwahrscheinlich wie das auf den ersten Blick klingt, ist es aber gar nicht. Ich hatte es selbst erst als Spinnerei abgetan, aber tatsächlich hat Google in der Vergangenheit sehr viele Überschneidungen mit der Spielewelt aufgebaut. Android ist als am weitesten verbreitetes Betriebssystem auch gleichzeitig die potenziell größte Plattform für Videospiele. Die Virtual Reality, Augmented Reality sowie die Mixed Reality lässt sich wohl mit Spielen auch besser promoten als mit Anwendungen.
Mit YouTube Gaming ist das Unternehmen außerdem seit einiger Zeit im Markt der Live-Videospiele vertreten, und würde auch diesen Bereich durch ein Engagement in der Spielebranche verstärken. Zu guter letzt darf auch nicht Google for Kids vergessen werden, das in den vergangenen Jahren schon erste Titel wie Toontastic 3D oder auch Be Internet Awesome hervorgebracht hat. Aber das sind alles natürlich nur Indizien, die auch vollkommen ins Leere laufen können.
Doch wer hätte im Jahr 1992, als Harrison seinen Job bei Sony angetreten hat, gedacht dass die Japaner eine Spielekonsole auf den Markt bringen? Auch die Spielekonsole XBOX von Microsoft scheint nicht unbedingt zum Kerngeschäft der Redmonder gehören, also warum sollte nicht auch Google in den Markt einsteigen, in dem man in vielen Bereichen schon am Rande tätig ist?
Vielleicht wird es im Zuge der immer weiter wachsenden Hardware-Palette ja auch eine Art Spielekonsole (sicher nicht mehr in der heutigen Form) geben, die dann vielleicht in Kombination mit einem erwarteten Nachfolger des Nexus Player kommen könnte. In diese Richtung ist übrigens auch das Stichwort Ouya interessant 😉
Nachtrag
» Bewegung in der Spielebranche: Microsoft könnte Electronic Arts übernehmen
[Giga]