Copycat statt Innovator: Ehemaliger Mitarbeiter fährt schwere Geschütze gegen Google auf
Wenn Menschen über ihren ehemaligen Arbeitgeber berichten, kommen dabei nur selten Lobgesänge auf, sondern eher genau das Gegenteil. Und wenn dieser Mitarbeiter dann mehr als ein Jahrzehnt in einem vergleichsweise jungen Unternehmen verbracht hat, können die Äußerungen auch tatsächlich interessant werden. Steve Yegge, mittlerweile Ex-Googler, fährt nun schwere Geschütze auf und bezeichnet seinen ehemaligen Arbeitgeber als Copycat.
Google ist innerhalb weniger Jahre von einer simplen Suchmaschine zu einem breit aufgestellten Web-Unternehmen geworden, das unzählige Apps in den Browser gebracht hat und einen großen Anteil daran hat, dass sehr viele Menschen heute nur noch einen Browser brauchen um ihren gesamten digitalen Alltag zu meistern. Doch das liegt nun schon wieder eine Weile zurück, und genau das kreidet ein Ex-Mitarbeiter dem Unternehmen nun an.
Steve Yegge hat 13 Jahre seines Lebens bei Google verbracht und gehört damit schon der Kategorie „Veteranen“ an, der den Aufstieg von Google zum heutigen Weltkonzern Alphabet miterlebt hat. Doch genau diese Zeiten des Aufstiegs und der großen Innovationen hat er dann so sehr vermisst, dass er dem Unternehmen mittlerweile den Rücken gekehrt hat. Allerdings hat er nun bei einem Ride-Sharing-Unternehmen angeheuert, das er selbst als „Uber des …“ bezeichnet, und damit wohl auch nur wenig innovativ scheint.
In einem längeren Blogpost bei Medium lässt er seinem Ärger freien Lauf und stellt die Behauptung in den Raum, dass Google in den vergangenen Jahren nur noch me-too-Produkte auf den Markt gebracht hat.
You can look at Google’s entire portfolio of launches over the past decade, and trace nearly all of them to copying a competitor: Google+ (Facebook), Google Cloud (AWS), Google Home (Amazon Echo), Allo (WhatsApp), Android Instant Apps (Facebook, WeChat), Google Assistant (Apple/Siri), and on and on and on. They are stuck in me-too mode and have been for years. They simply don’t have innovation in their DNA any more. And it’s because their eyes are fixed on their competitors, not their customers.
Obiger Satz ist wohl der, der sich am meisten bei dem gesamten Statement einbrennt. Allerdings darf man das nicht so unkommentiert stehen lassen und sollte selbst etwas darüber nachdenken.
Dass Google+ eine Facebook-Kopie ist wurde immer wieder vorgeworfen, aber bekanntlich war auch Facebook nicht das erste Social Network. Und einige Innovationen aus Google+ fanden später auch ihren Weg in das Netzwerk von Mark Zuckerberg. Der Google Assistant stand in Form von Now und der Sprachsteuerung noch vor Siri und Alexa zur Verfügung, Google Talk war am Markt bevor überhaupt die Rede von WhatsApp gewesen ist, und so weiter und so fort.
Auch früher hatte Google keine lange Liste an Innovationen, sondern hat viele Neuerungen nur als solche verkauft. GMail punktete vor allem durch den Speicherplatz und die Konversationsansicht, die Grundlagen für das Google Drive und Büropaket wurden eingekauft und auch das heute dominierende Betriebssystem Android fand seinen Weg durch eine Übernahme zum Unternehmen.
Worin er allerdings Recht hat, ist die Tatsache dass Google heute nicht mehr so viele neue Produkte auf den Markt wirft, wie in der Vergangenheit. Das macht es zwar nicht ganz so spannend, ist aber die bessere Lösung als ständig eine große Reihe von Diensten einstellen zu müssen. Aber da hat wohl jeder seine eigene Meinung.
Überfliegt die Behauptungen einfach einmal, meiner Meinung nach ist vieles nicht haltbar. Da das Posting aber gerade sehr große Aufmerksamkeit bekommt, darf es natürlich auch hier im Blog nicht fehlen.
» Das Posting bei Medium
» GWB: Alle Artikel rund um Googles ehemalige Mitarbeiter
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Mal abgesehen von der Angemessenheit bei Google, ist das ein Problem unter dem 99% aller Unternehmen leiden. Sie schauen auf andere und vergessen ihr eigenes Ding. Wer sich ständig mit anderen vergleicht rennt den Anderen nur hinterher kann aber nie wirklich überholen und ist blind für richtige Innovationen.
Ein Auslöser ist sehr oft die Aktiengesellschaft bei der die Anleger sichere(!) Gewinne verlangen. Andernfalls wird sehr schnell der „Chef“ ausgetauscht. Der Chef wiederum weiß davon und geht lieber auch auf Nummer sicher. Er setzt dann nur noch auf erfolgversprechende Statistiken.
Ein wesentlicher Garant für richtigen Erfolg ist das Risiko. Das wird oft so sehr verdrängt, dass lieber versucht wird die Welt an das eigne Weltbild anzupassen, als sich der Welt. Schlechter(im Sinne der Allgemeinheit) Lobbyismus ist die Folge. Ja man kann sagen, nahezu alles Schlechte auf der Welt basiert auf dieser Angst vor Risiken. Das bedeutet man hat sehr oft die Angst vor dem Scheitern schon mit der eher absurden Angst vor dem Risiko ersetzt.
Ein sehr gutes Studien-Beispiel hierzu bietet die deutsche Politik.
Aber die meisten Menschen leben diese Angst vor dem Risiko ihr ganzen Leben freiwillig. Soziale Netzwerke haben, anders als uns gegenteilige Einzel-Beispiele weis machen wollen, einen enormen Anteil an dieser Idiotie. Wer meint das Gegenteil sei der Fall, weil man dort ja Gleichgesinnte finden würde, bestätigt genau das. Denn der Drang Gleichgesinnte zu finden basiert nahezu immer auf der Angst des Scheiterns und letztlich ist diese Gruppe dann wieder ihren Gruppenzwängen unterworfen.
Allerdings sind wir nun mal Gesellschaftswesen. Die meisten könnten ohne Gesellschaft gar nicht existieren, glauben sie jedenfalls, oft unbewusst. Und bei der Zunahme an Menschen ist eine Alternative praktisch unmöglich. Wer wollte auch bspw. auf medizinische Versorgung verzichten. Selbst unsere auf Dauerbementikatösung ausgelegte Medizin ist besser als keine.
Hier braucht es die in den letzten Jahrzehnten immer mehr verdrängten gern „brotlos“ genannten Jobs für Lösungen. Die könnten und sollten wir uns mit Leichtigkeit leisten. Aber da kommt dann der Lobbyismus der Ängstlichen reflexartig auch von nicht zu den eigentlichen Lobbyisten gehörenden und erstickt mit den üblichen Phrasen schon die Gedanken im Keim.