Die Vorweihnachtszeit war aus Tech-Sicht unter anderem vom Streit zwischen Amazon und Google geprägt und hat viele Nutzer beschäftigt – und dürfte wohl auch dazu beigetragen haben, dass der eine oder andere Fire TV Stick NICHT unter dem Weihnachtsbaum gelegen hat. Nachdem Amazon vermeintlich als Sieger aus den Streitigkeiten hervorgegangen ist, hat Google nun gestern Abend zurückgeschlagen und macht die Nutzung der Videoplattform so schwer wie nur möglich.
Gekriselt hat es zwischen Google und Amazon schon seit Jahren, aber erst im Herbst 2017 gab es den ersten großen Knall in der darauf folgenden endlosen Geschichte. Google hat die hauseigene Videoplattform YouTube auf dem Echo Show gesperrt und hat das mit der Uneinigkeit zwischen beiden Unternehmen begründet. Knapp zwei Monate wurde dann noch die Sperre für den Fire TV Stick verkündet, unter der die Nutzer – von wem auch immer sie ausgeht – nun wieder zu leiden haben.
Besitzer eines Fire TV Stick dürften sich daran gewöhnt haben, YouTube nun nicht mehr per App sondern direkt im Browser zu nutzen – und eigentlich war die Welt damit wieder halbwegs in Ordnung – bis gestern Abend. Google hat nun zurückgeschossen und leitet die Aufrufe der Videoplattform über den Firefox- und den Silk-Browser nun auf die Desktop-Version weiter. Doch diese ist weder für die Displaygröße noch für die Bedienung per Fernbedienung optimiert und sorgt für eine enorm schlechte Usability – wie in folgendem Video sehr gut zu sehen ist.
Nun kann es sich dabei natürlich auch um einen technischen Fehler handeln und die Weiterleitung war eigentlich gar nicht beabsichtigt, aber ich denke diese Wahrscheinlichkeit geht stark gegen 0. Viel wahrscheinlicher ist es, dass Google den Amazon-Nutzern zeigen möchte, dass sich die beiden Unternehmen eigentlich im Streit befinden (als wenn sie das noch nicht mitbekommen hätten). Statt den Zugriff völlig zu sperren, was wohl die denkbar schlechteste Lösung wäre, zeigt man nun, dass se doch am besten gleich den Fire TV Stick entsorgen und auf einen Chromecast oder eine andere Lösung wechseln.
Google schlägt damit nun das nächste Kapitel in dem Buch auf, bei dem viele wohl gehofft hatten dass es irgendwann zu einer gütigen Einigung kommt. Da die Browserlösung für viele akzeptabel war, wurde Druck aus den Verhandlungen genommen und beiden Unternehmen könnten in Ruhe die neuen Bedingungen aushandeln. Doch entweder sind die Verhandlungen mit dem gestrigen Tag ins stocken geraten, oder Google möchte noch einmal zeigen, wer am längeren Hebel sitzt.
Dass Amazon YouTube zuvorgekommen ist und die Sperre von der eigenen Seite durchgezogen hat, dürfte bei Google nicht gut angekommen sein. Bisher haben sich beide Unternehmen noch nicht zum aktuellen Stand geäußert, aber ich denke dass nun bald ein Punkt erreicht ist, in dem beide vielleicht wieder an ihre Nutzer denken sollten und den Kleinkrieg hinter verschlossenen Türen austragen könnten.
[UPDATE]
Mittlerweile ist der Zugriff wieder wie gewohnt möglich, allerdings gibt es aufgrund fehlender Stellungnahmen von beiden Unternehmen keine Angaben ob es sich dabei um ein Versehen oder Absicht handelte. Erstes ist wohl wahrscheinlich, aber ausschließen würde ich auch die zweite Variante nicht.
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