Das Thema Android auf dem Desktop haben wir hier im Blog schon mehrmals angesprochen, und immer wieder gibt es kleine Anläufe von Google, die auf einen solchen zukünftigen Einsatz schließen lassen. Außerdem gab es auch schon mehrere Projekte, die sich genau dieses große Ziel vorgenommen haben. Die App eines Kickstarter-Projekts macht es nun ganz einfach und lässt sich in wenigen Sekunden einrichten. Anschließend bekommt man das „Desktop-Android“ direkt auf dem Smartphone.
Das Kickstarter-Projekt Superbook hatte es sich im vergangenen Jahr zum Ziel gesetzt, Android auf den Desktop zu bringen und wollte ein eigenes Notebook mit Googles Betriebssystem auf den Markt bringen. Das hatte damals viele begeistert und mehr als 3 Millionen Dollar eingesackt – und die dazugehörige Android-App hat nun ein großes Update bekommen. Mit dieser wird der Desktop-Modus direkt in der App simuliert, während man sich um die Darstellung auf dem großen Bildschirm selbst kümmern muss.
Die App Sentio Desktop funktioniert recht einfach: Es handelt sich dabei nicht um einen Launcher, sondern um eine normale App, die aber vorgibt ein Launcher zu sein. Es ist ein Desktop zu sehen, inklusive Hintergrundbild und darauf abgelegten Verknüpfungen und Ordnern. Außerdem gibt es eine Art Startmenü, in dem alle installierten Apps aufgelistet sind und von dort ausgewählt werden können. Am unteren Rand ist die Taskleiste, die man aber nicht wirklich so nennen kann, da dort keine aktiven Anwendungen zu finden sind.
In der rechten Seite dieser Leiste findet man die üblichen Funktionen wie die Uhr, Statusmeldungen, Benachrichtigungen und System-Einstellungen. Alles ist an der Stelle, wo man es auch bei anderen Desktop-Betriebssystemen erwarten würde, so dass man sich sehr schnell zu Hause fühlt und die Oberfläche intuitiv bedienen kann. Nun ist das alles natürlich recht klein und macht auf dem Smartphone nicht wirklich Freude – aber die App legt ja auch nur den Grundstein. Überträgt man das Smartphone-Bild nun via Cast oder einer anderen Technologie auf den Fernseher oder ein anderes Display, sieht das schon anders aus – und dann werden Apps auch in Fenstern ausgeführt und die Oberfläche verwandelt sich in ein „echtes“ UI.
Die App unterstützt auch angeschlossene Tastatur und Maus, und macht dann erst wirklich Freude. Eine Desktop-Oberfläche ist eben auf Maus-Bedienung ausgelegt, lässt sich aber auch per Touch bedienen. Hat man also ein dafür passendes Display, hat man schon das eigene Android auf den Desktop gebracht. Hat man das nicht, bekommt man immerhin ein Gefühl dafür, wie Android auf dem Desktop aussehen könnte.
Zur Einrichtung benötigt die App einige Berechtigungen, aber das ganze wird sehr gut mit einem Assistenten erklärt und ist ein Kinderspiel. Leider ist es aber eben eine App und kein Launcher, so dass es noch nicht wirklich viel Spaß macht. Startet man eine App über Sentio, und verlässt sie dann wieder über den Home-Button, sieht man den normalen Launcher und eben nicht die App. Eine Umwandlung in einen Launcher wäre also eine gute Sache und könnte die ganze App stark voranbringen. Dann wäre es nämlich auch schon auf dem Tablet zu gebrauchen und würde kein angeschlossenes externes Display benötigen.
Die Multi-Window-Funktion, wie auf dem Screenshot, hat auf meinen beiden Smartphones nicht funktioniert und benötigt wohl das externe Display. Macht auf einem Smartphone aber ohnehin keinen Sinn.
Probiert die App einfach mal aus, denn so einfach wie mit Sentio war es bisher noch nicht. Es gab schon viele andere auch sehr professionelle Lösungen wie das populäre Remix OS, das aber leider vor einigen Monaten eingestellt wurde. So lange von Google nichts in diese Richtung kommt, wird es dann wohl bei diesen Hobby-Projekten (wenn auch groß angelegt) bleiben. Google wird sich wohl auch weiterhin darauf konzentrieren, Android-Apps auf den Desktop zu bringen, aber eben nicht das ganze Betriebssystem.
Siehe auch
» Android / Andromeda für den Desktop: LeapDroid-Entwickler wechseln zu Google
» Alles rund um Remix OS
» CrossOver Beta: Plattform ermöglicht Ausführung von Windows-Apps unter Chrome OS