Grundsätzlich gibt es zwei Gattungen von Android: Zum einen die Variante aus dem Hause Google mit dem Play Store und vielen vorinstallierten Google-Produkten und zum anderen die vielen freien Versionen der Open Source-Community oder der diversen Hersteller. Dennoch plant der Erfinder von Mandrake-Linux nun noch einen weiteren Fork des Betriebssystems und sammelt dafür derzeit Spenden bei Kickstarter. Das neue Produkt soll sich „eelo“ nennen, sich zwischen den populärsten Versionen ansiedeln und vor allem frei von Google sein.
Die populärste Version, und soweit ich weiß auch die einzige die auf allen Smartphones hierzulande vorinstalliert ist, ist die mit den Google-Produkten und dem Play Store. Diese wird allerdings nicht direkt von Google gepflegt, sondern nimmt den Umweg über die Hersteller, die die Updates gerne endlos hinauszögern oder bei älteren Smartphones gar nicht mehr ausliefern. Dann kommen die freien Alternativen wie etwa Lineage OS ins Spiel – aber auch die sind kein heiliger Gral, sondern nur ein Problemlöser. Zumindest aus der Sicht von Gael Duval.
Gael Duval, der Schöpfer von Mandrake Linux, hat mit der Arbeit an einem Android-Fork begonnen und sucht dafür noch Unterstützer. Ziel ist es, eine freie Versin zu entwickeln die vollständig frei von Google-Produkten ist. Und damit meint er nicht nur dass Betriebssystem selbst, sondern auch alle anderen Apps des Suchmaschinen-Konzerns. Lineage OS ist zwar grundsätzlich auch frei von Google-Software, aber der Großteil der Anwender installiert sich die Google-Services und den Play Store, da man sich ansonsten sehr vielen Apps verschließen würde.
eelo soll nicht nur ein Betriebssystem sondern ein ganze Welt an Produkten sein, so dass für alle wichtigen Google-Dienste ein Pendant bereit steht – damit kommt man zwar vom Regen in die Traufe, aber Duval möchte alles Open Source halten und nicht unter die Kontrolle eines großen Konzerns wie Google oder Facebook stellen. Das von ihm kritisierte Lineage OS soll dabei übrigens als Grundlage dienen, auf dem eelo entwickelt wird.
Es klingt nun eher so dass er ein ganzes Ökosystem statt einer Android-Version entwickeln möchte, und so wird es vermutlich auch sein – aber das kann man ja in der Form nicht in eine solche Kampagne schreiben und ernsthaft nach Unterstützern suchen.
Sollte er tatsächlich die für ihm veranschlagten 25.000 Dollar erhalten, soll schon in drei Jahren das erste eelo-Smartphone auf den Markt kommen. Mit dem Geld wird er wohl nicht weit kommen, aber das ist auch nur die Anschubfinanzierung um überhaupt erst zu beginnen. Ich bin gespannt was daraus wird, und ob wir noch einmal etwas von diesem Projekt hören werden.
Grundsätzlich ist eine solche Alternative natürlich zu begrüßen, denn Konkurrenz belebt bekanntlich das Geschäft, aber ich denke dass die Ziele doch etwas hochgesteckt sind. Am Ende muss sich ein Dienst finanzieren können, und ohne große Nutzerbasis ist das kaum möglich. Daran ist auch schon Microsoft gescheitert, Facebook hat es nur einmal zaghaft versucht und auch Amazon verwaltet eher statt ernsthaft in die eigene Android-Version zu investieren.
Dennoch wird Googles Android-Dominanz, so wie jede dominierende Phase in der Wirtschafts-Geschichte, eines Tages enden – und jedes Projekt fängt bei Null an. Vielleicht bringt eelo einen heftigen Stein ins Rollen, vielleicht auch nicht – dann probiert es eben der nächste. Auch Microsoft könnte derzeit ernsthaft an einer eigenen Android-Version arbeiten – dann aber natürlich nicht mehr Open Source und mit einem Konzern im Rücken.
P.S. Mich erinnert das ganze ein bißchen an die Überheblichkeit des ehemaligen CyanogenMod-CEOs, aber vielleicht ist es auch nur der erste Eindruck.
Siehe auch
» Vom Android-Aufsatz zum autonomen Fahrzeug: CyanogenMod-Entwickler heißt jetzt Cyngn