Google-Studie: Werbebetrüger kassieren jährlich weit über eine Milliarde Dollar – und niemand bemerkt es
Ein Großteil aller Internet-Angebote steht und fällt mit der Werbung, die bis heute die wichtigste und nicht selten auch einzige Einnahmequelle für viele Webseiten ist. Da in dieser Branche viele Milliarden Dollar verschoben werden, ist es kein Wunder dass die Marktplätze auch eine Anlaufstelle für Betrüger sind. Wie Google nun in einer gemeinsamen Studie mit zwei Dutzend großen Portalen herausgefunden hat, beträgt der jährliche Schaden gut 1,27 Milliarden Dollar.
Google kämpft seit Jahren gegen Klickbetrug und andere Betrügereien im eigenen Werbenetzwerk und hat dabei schon häufig Erfolge einfahren können. Doch auch wenn das Unternehmen einen großen Einfluss auf die Werbebranche hat und viele wichtige Punkte in diesem Bereich kontrolliert, hat man längst nicht alles unter Kontrolle. Eine groß angelegte Studie von Google und einigen großen Online-Verlagen hat nun einen massiven Werbebetrug aufgedeckt.
Werbung im Internet könnte eigentlich ganz einfach funktionieren: A kauft Werbeplätze bei B die dann wiederum bei allen C-Webseiten ausgeliefert werden. Doch so einfach ist es schon lange nicht mehr. Mittlerweile sitzen viele Zwischenhändler dazwischen und kaum eine größere Webseite hat noch die Kontrolle darüber, wer Werbung schaltet bzw. woher die Banner kommen. Umgekehrt haben auch die Inserenten längst keinen Überblick mehr, wo ihre Anzeigen überall erscheinen und über welche Werbenetzwerke sie ausgeliefert werden.
Dieses komplizierte System öffnet Betrügern Tür und Tor, wie Google nun festgestellt hat. So hat man herausgefunden, das von interessierten Kunden gebuchte Werbeanzeigen auf den großen Plattformen niemals die Nutzer erreicht hat – aber dennoch vom Inserenten bezahlt wurde. Dabei geht es aber nicht um einige wenige Anzeigen, sondern um enorme Summen: Es wurden beispielsweise 3x so viele Werbeplätze verkauft wie durch den Traffic überhaupt ausgespielt werden können. In Summe sind das 3,5 Millionen Dollar Werbebudget pro Tag oder 1,27 Milliarden Dollar pro Jahr!
Besonders begehrt ist diese Masche mit Video-Werbung, da hier besonders viel zu verdienen ist. Und die Zahlen sind mittlerweile so exorbitant hoch, dass man sich fragen muss ob nicht ein Teil des Marktes ohne diesen Betrug zusammenbrechen würde. Es wurden ganze 57 mal so viele Video-Werbeplätze verkauft als tatsächlich verfügbar waren !(!!).
Aber warum merken die Werbekunden nicht, dass ihre Werbung niemals einen Nutzer erreicht? Das hat mehrere Gründe: Zum einen die vielen Zwischenschritte bis zum Nutzer und die unklare Auswahl von Werbenetzwerken und zum anderen die Tatsache, dass die Anzeigen tatsächlich abgefragt und auch angezeigt werden – nur eben keinen Menschen.
Die Betrüger lassen riesige Botnetze laufen die den ganzen Tag nichts anders tun als die Werbebanner zu laden und so die Preise nach oben schießen zu lassen. Immer wieder kommen dabei auch entführte Smartphones oder Computer von unzähligen Nutzern zum Einsatz, um das ganze so täuschend echt wie möglich zu halten.
In der Studie wird nicht erwähnt in wie weit Googles Werbenetzwerk von der ganzen Sache betroffen ist, aber als größter Werbeanbieter weltweit dürfte man wohl einen enormen Anteil daran haben – am Ende aber kräftig mitverdienen. Aber natürlich sind Maßnahmen gegen diesen Betrug längst in Arbeit und mit Initiativen wie etwa Ads.txt soll das Problem etwas geringer werden. Eine wirkliche Übersicht kann es aber nur durch den massiven Abbau von Netzwerken und Zwischenhändlern geben – aber das wird wohl so leicht nicht möglich sein.
Siehe auch
» Massiver CPC-Einbruch: Hacker haben Googles Werbenetzwerk überlistet und ungültige Banner ausgespielt
» Massiver Einbruch der Klickzahlen: Google AdSense spielte teilweise nur leere Banner aus
[heise]
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