Vor genau einer Woche wurde bekannt, dass Google trotz Deaktivierung durch den Nutzer Standort-Daten von Android-Smartphones sammelt und diese ständig von allen Geräten zugesendet bekommt. Diesen Umstand, den Google umgehend bestätigt hatte, möchte man bis Ende des Monats deaktivieren und so keine Daten mehr erfassen. Doch trotz der schnellen Reaktion des Unternehmens könnte das ganze noch ein großes juristisches Nachspiel haben.
Hunderte Millionen Nutzer senden freiwillig ständig ihre Standort-Daten an Google und tragen dadurch nicht zur Sammlung von wertvollen Daten bei, sondern profitieren dadurch auch von einigen zusätzlichen Features auf ihrem Smartphone. Doch einige Nutzer möchten diese Daten nicht mit dem Unternehmen teilen und haben die Sammlung dieser Daten deaktiviert – doch schon seit Jahresende wurden diese Daten dennoch erfasst und an das Unternehmen gesendet. Details dazu findet ihr in diesem Beitrag.
Interessanterweise ist die Reaktion vieler Nutzer und Kommentatoren unter den Blogs, News-Seiten und Sozialen Medien nicht so ausgefallen wie man das vielleicht vermuten würde. Die wenigen die sich darüber aufgeregt hatten werden als Aluhut-Träger abgestempelt und dem Rest ist das durch die Anonymisierung ziemlich egal und haben nichts zu verstecken. Aber dennoch ist Google damit nicht aus dem Schneider, denn natürlich sind diese Berichte auch in den Behörden rund um die Welt angekommen.
Die Koreanische Kommunikationsbehörde KCC ist direkt aktiv geworden und startet eine Untersuchung. Im Zuge dessen erwartet man sich weitere Informationen aus Googles Hauptquartier.
KCC is carrying out an inquiry into the claims that Google collected users’ Cell ID data without consent even when their smartphone’s location service was inactive. More information will likely need to come from Google’s U.S. headquarters
Aber auch in Großbritannien hat man die ungewollte Datensammlung mitbekommen und steht mit dem Unternehmen in Kontakt, um weitere Informationen zu dem Vorfall zu bekommen.
Organizations are required by law to be transparent with consumers about what they are doing with personal information. We are aware of the reports about the tracking system and are in contact with Google
Ob Googles schnelles handeln und das sofortige Eingeständnis für eine Schuldfreiheit sorgt bleibt noch abzuwarten, aber die Sammlung von Standortdaten von gut zwei Milliarden Nutzern über ein ganzes Jahr ist kein Pappenstiel.
Statement von Google
In January of this year, we began looking into using Cell ID codes as an additional signal to further improve the speed and performance of message delivery. That data was immediately discarded, and we updated [the network system] to no longer request Cell ID
Google hat nicht nur betont dass die Daten unabsichtlich gesammelt wurden, sondern legt vor allem Wert darauf dass die Daten nicht gespeichert wurden, keinem Account zugewiesen wurden und auch nicht ausgewertet worden sind. Genutzt wurden sie lediglich für das Push-System, um die Zustellung der Nachrichten zu optimieren – wie genau das funktioniert hat, ist im Detail nicht bekannt.
Die Daten wurden offenbar erst nach Anforderung durch die Google-Server vom Smartphone gesendet, so dass das ganze sehr schnell abgestellt werden konnte, ohne dass die Geräte ein Update benötigen. Warum das bei Google seit gut einem Jahr niemand bemerkt hat, oder man es einfach intern selbst geduldet hatte, lässt sich wohl im Nachhinein nicht mehr klären – es sei denn, es kommt in irgendeinem Land oder mit einer Behörde zu einem Verfahren.
Ganz so groß wie der damalige Skandal um die Streetview-Datensammung wird das Thema aber glücklicherweise wohl nicht werden.