Algorithmus-Probleme? Die neuen Google News lassen kleinen Quellen kaum eine Chance
Wenn man sich die Meldungen rund um das Leistungsschutzrecht der letzten Jahre ansieht, dann geht sehr schnell daraus hervor, dass die Google News für viele redaktionelle Plattformen der mit Abstand wichtigste Traffic-Lieferant sind. Wie viele Quellen derzeit in den News vertreten sind ist nicht bekannt, aber durch die Masse haben kleinere Angebote kaum eine Chance. Und das liegt nicht unbedingt an der Größe, sondern vor allem an Googles (neuen) Algorithmen.
Praktisch alle großen News-Portale in Deutschland und auch weltweit finanzieren sich zu einem Großteil über Werbung, und sind dadurch natürlich auf große Besucherströme und hohe Zugriffszahlen angewiesen. Diesen bekommen sie, so gewinnt man zumindest den Eindruck, zu einem Großteil über die Google News bzw. vor allem über die in der Websuche angezeigte News-Onebox. Da man sich ewig lang um das Leistungsschutzrecht gestritten hat und dieses für einen Verbleib in den News sogar ignoriert, kann man das auch glauben. In diesem Artikel soll es aber um ein etwas anderes Thema gehen.
Der GoogleWatchBlog ist seit vielen Jahren in den Google News vertreten, aber ein wirklich wichtiger Traffic-Lieferant war Googles Portal für uns noch nie. Im Schnitt kommen etwa 1,2 Prozent der Besucher über die News auf unseren Blog, rechnet man die gelegentlichen Spitzen heraus – wenn es dann mal ein Artikel kurzzeitig auf die Startseite schafft – dann liegen wir bei etwa 0,8 Prozent. Man kann also sagen, die News sind für unseren Blog nicht weiter erwähnenswert. Zumindest derzeit.
Vor dem großen Redesign der Google News sahen die Zahlen nicht unbedingt rosiger aus, aber doch deutlich besser. Vor der Umstellung lag die Quote zwischen 2 und 3 Prozent, und lag damit immerhin schon vor der Microsoft-Suchmaschine Bing. Jetzt liegen die News dahinter. Natürlich kann man so etwas nicht nur auf das Redesign schieben, denn Nachrichten und Relevanz verschieben sich eben und es ist ein ständig wechselnder Prozess, den man nicht ganz so gut messen kann. Aus diesem Grund habe ich das ganze nun auch einige Monate beobachtet.
Nun habe ich mich gefragt, woran das liegt. Warum ist der Traffic gesunken, und was hat das ganze mit dem Redesign zu tun? Zumindest die Antwort auf letzte Frage können vielleicht einige Leser schon für sich beantworten. Die News zeigen jetzt deutlich weniger Quelle zu einem Thema an als zuvor – und das geht dann natürlich gerade zulasten der kleinen Angebote, zu denen auch der GoogleWatchBlog gehört.
Google und alles drumherum ist ein Mainstream-Thema, und praktisch jedes große Portal schreibt über das Unternehmen und die Produkte – so wie wir auch. In punkto Relevanz können wir als kleiner Blog natürlich nicht mithalten, denn wenn ein Spiegel Online, Heise, die diversen Springer-Angebote und andere darüber schreiben, dann hat der GWB in dieser Liga nichts verloren. Das ist logisch, und ist ja im realen Leben auch nicht anders. Doch problematisch wird das ganze dann, wenn Googles Algorithmen diese Entwicklung auch noch begünstigen.
Ich suche mehrmals täglich in den Google News nach dem Stichwort Google, und werde dabei immer wieder enttäuscht. Es werden exakt 20 Schlagzeilen ausgeliefert, und nur selten ist überhaupt ein Artikel vom GoogleWatchBlog dabei. Stattdessen finden sich dort meist unsinnige Themen, die nicht selten kaum einen Bezug zu Google haben. Relevante Dinge sind dabei meist erst weiter unten zu finden, und dann auch nur von Quellen, bei denen man sie nicht unbedingt erwarten würde – etwa regionale Tageszeitungen.
Öffnet man dann ein Thema, erwartet man sich eigentlich weitere Artikel zu diesem Thema. Doch diese Liste ist in vielen Fällen nur sehr kurz oder existiert überhaupt nicht. Obwohl dutzende weitere Portale über ein Thema geschrieben haben, sind diese Artikel nicht auffindbar – und oft werden Artikel überhaupt nicht mehr thematisch miteinander verknüpft. Für den Nutzer wird es so schwer bis unmöglich, sich weitere Artikel zu einem Thema herauszusuchen.
Früher stand unser Blog sehr häufig unter den weiteren Quellen, da die Auswahl der Quellen größer war. Doch seitdem diese Liste extrem zusammengeschrumpft ist, findet man uns dort nicht mehr. Zu jedem Thema ist dann höchstens noch Chip, Heise und ein paar andere große Namen in der Liste zu finden, und das war es dann auch. Keine Chance für einen kleinen Blog, dort überhaupt eine Chance zu haben, auf diese Liste zu kommen.
Ich erwarte natürlich nicht dass der GWB oben in der Auflistung dabei ist, es ist eben nur ein Blog, aber ab und zu sollten wir dort natürlich schon einmal auftauchen. Vor allem aus Nutzer-Sicht ist das problematisch, denn man hat sich hier eine Filterblase geschaffen. Als GWB-Blogger beschäftige ich mich rund um die Uhr mit Google und weiß, was in Bezug auf das Unternehmen vorgeht. Wenn ich dann in den News nach „Google“ suche, erwarte ich mir natürlich einen Überblick über Google-Themen, doch dieser wird nicht geliefert. Viele wichtige Dinge kommen überhaupt nicht vor, auch nicht von den „großen“ Quellen.
Das Problem scheint aber nicht daran zu liegen dass Google die Liste einfach verkürzt hat, sondern daran dass die Algorithmen nicht mehr vernünftig dazu in der Lage sind, diese Themen zusammenhängend zu erkennen. So gibt es in den 20 Themen nicht selten so extreme Überschneidungen, dass man nach der Liste vielleicht von 5-10 Themen erfahren hat, während der Rest doppelt und dreifach vorkam.
Sucht man in den News nach GoogleWatchBlog, dann findet man einen Großteil unserer aktuellen Artikel. Allerdings, wie ihr in der Liste sehen könnt, ohne jegliche Verknüpfung zu weiteren Themen. Nur selten werden unsere Artikel mit anderen verknüpft, und stehen nicht selten für sich alleine. Auch diese Suchanfrage stelle ich seit Jahren Tag für Tag, und früher gab es zu praktisch jedem unserer Artikel eine Verknüpfung zu einer großen Story – heute stehen wir, und viele andere auch, für uns allein – ohne jegliche Verknüpfung zu einem Thema.
Selbst wenn ich sehr gezielt nach einem Thema suche, über das wir vor einigen Stunden geschrieben haben, kann ich es häufig nicht finden. Dann frage ich mich natürlich, warum wir bei den News im Index stehen, wenn die Artikel sowieso nicht angezeigt werden. Relevanz hin oder her, wenn der Nutzer gezielt nach einem Thema sucht, dann sollte er auch Informationen und Schlagzeilen dazu bekommen.
Aber nicht nur das, auch die Bildauswahl ist vollkommen unsinnig. Zur Hälfte unserer Artikel gibt es gar kein Bild – obwohl natürlich eines über die diversen Instrumente (Meta-Tags, Feed, Sitemap,…) eingestellt wurde. Woran die fehlende Verknüpfung liegt, lässt sich schwer sagen. Unsere Überschriften sind häufig aussagekräftig, enthalten entsprechende Keywords, wir haben eine News-Sitemap mit Keywords und auch die Meta-Beschreibung enthält noch einmal eine knappe Zusammenfassung.
Dieser Artikel soll jetzt nicht als Beschwerde eines Blog-Betreibers missverstanden werden, denn wie bereits gesagt waren die Google News für uns noch nie ein wichtiger Traffic-Lieferant. Viel mehr stört es mich persönlich aus Nutzer-Sicht, dass die Quellen-Auswahl so schlecht geworden ist und deutlich an Breite verloren hat. Ich könnte mir vorstellen dass viele kleinere Portale und Blogs diesen Effekt bemerkt haben und vielleicht mehr darunter leiden als wir. Mir zumindest kommt es so vor, als wenn auch in den News nur noch die großen eine Chance haben, denn andere Quellen als die 10-20 großen Namen des deutschen Internets sieht man dort kaum noch. Schade.
Falls hier jemand aus der schreibenden Zunft mitliest, wäre es interessant zu wissen, ob es wo anders genau so aussieht.
» Google News: Das Redesign
» Google News: Kritikpunkte unserer Leser nach dem Redesign
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Ich finde die geringere Quellen-Auswahl auch ärgerlich. Als Nutzer finde ich es keine gute Entwicklung…. Grundsätzlich sehen wir ja in allen Bereichen bei Google seit Jahren den Trend die Marken zu stärken (SEO, Youtube, etc.). Und noch ein Argument könnte sein: Google vermeidet dadurch „alternativen Medien“, die eher am rechten Rand angesiedelt sind, eine zu hohe Reichweite zu geben.
Ich bin erstaunt über folgenden Satz in dem Artikel:
„Google und alles drumherum ist ein Mainstream-Thema, und praktisch jedes große Portal schreibt über das Unternehmen und die Produkte – so wie wir auch. In punkto Relevanz können wir als kleiner Blog natürlich nicht mithalten, denn wenn ein Spiegel Online, Heise, die diversen Springer-Angebote und andere darüber schreiben, dann hat der GWB in dieser Liga nichts verloren.“
Die Relevanz eines Beitrages und die Größe des Portales haben nicht miteinander zu tun. Viele Spiegelartikel sind das schlichte Grauen an Informationen, ebenso bei einigen Heiseartikel. Im Gegensatz dazu steht der Informationsgehalt und somit die Relevanz kleiner Blogs für meine Suche. ich habe noch nie bei den Großen Portalen die Infos gefunden, die ich gesucht habe. Nicht einmal bei aktuellen Themen aus Wirtschaft und Politik. Die interessanten und somit relevanten Artikel findet man Grundsätzlich nicht vor Seite drei in den Suchergebnissen (egal ob News oder nicht News). Für mich ist genau das der Fehler im Algorythmus von Google. Die Relevanz für den leser ist nicht entscheidend, sondern nur die Größe des Portals. Eindeutiger Fail.
Für Googles Algorithmen ist es leider so, dass die Relevanz wohl von der Größe und dem Output eines Portals abhängt. Das wollte ich mit diesem Satz aussagen.
Wir und viele andere Blogs schreiben in der Nische, und die Großen schreiben einfach über alles und decken jeden erdenklichen Bereich ab. Dadurch liegen sie bei jedem Thema direkt vorne und drücken die anderen nach unten.
Google gleicht die Inhalte der Nachrichtentexte ab. Was viele verschiedene Quellen veröffentlichen, wird als vertrauenswürdiger eingestuft, als eine Nachricht, die nur einmal von nur einer Quelle gebracht wird. Offiziell will man damit fake news unterdrücken. Der Druck der Politik auf Google, Facebook und Twitter abweichende Meinungen, d.h. regierungskritische, zu unterdrücken, ist jedoch die wahre Ursache der gleichgeschalteten Google News.
Das ist mir schon klar, aber wir und viele andere kleine Medien berichten ja über exakt den gleichen Inhalt wie die großen. Es gibt keinen Grund, diese immerwährend zu bevorzugen.