GoogleWatchBlog

19 Milliarden Dollar: Analysten sind besorgt – Google zahlt immer mehr Geld an Apple, Samsung & Co.

» Web-Version «

Google bzw. Alphabet konnte gestern Abend mit Rekord-Umsätzen glänzen und konnte wesentlich mehr Geld verdienen als in den Quartalen zuvor. Dennoch sind Analysten und Anleger derzeit besorgt darüber, dass auch die Kosten immer weiter in die Höhe schießen – und zwar ein ganz bestimmter Block: Die Traffic Acquisition Cost (TAC) steigen von Quartal zu Quartal und dürften schon bald einen weiteren großen Sprung machen. Schuld daran sind vor allem Apple und Samsung.


Mit einem ersten Blick auf die gestrigen Quartalszahlen gibt es eigentlich nichts zu meckern: Der Umsatz ist um ganze 24 Prozent gestiegen und der Gewinn sogar um fast 35 Prozent – und die Tendenzen zeigen immer weiter nach oben. Außerdem kann man die teuren Projekte von Alphabet, die allein im vergangenen Jahr 800 Millionen Dollar gekostet haben, locker finanzieren und dennoch ein fettes Plus vor die Zahlen schreiben. Aber ein genauerer Blick gibt dennoch Grund zur Sorge.

Schon seit dem Börsengang von Google vor über 13 Jahren sind die Anleger mit der Abhängigkeit von den Werbeeinnahmen unzufrieden und fordern weitere Einnahmequellen. Die sind zwar im Laufe der Jahre entstanden, aber dennoch hängen immer noch gute 86 Prozent des Umsatzes am Werbegeschäft. Und das wiederum hängt immer mehr am mobilen Markt, der trotz aller Dominanz in punkto Android, Chrome und Websuche kein Selbstläufer ist. Google muss sich den Traffic teuer erkaufen und zahlt Unsummen an die Smartphone-Hersteller, um als Standard-Suchmaschine eingestellt zu bleiben.

Wie die Quartalszahlen zeigen, lagen, die TAC im vergangenen Quartal bei 23 Prozent – ein Anstieg von zwei Prozentpunkten im Vergleich zum Vorjahr. Bei gleichzeitig kräftig steigenden Werbeeinnahmen ist gut sichtbar, dass die TAC unverhältnismäßig schneller steigen. Berechnet wird der Wert durch den Vergleich der Kosten im Verhältnis zum Umsatz des Werbegeschäfts. Im 3. Quartal 2017 wurden 5,5 Milliarden Dollar für diese Kosten ausgegeben – bei einem Werbeumsatz von etwa 24 Milliarden Dollar.

Das Geld fließt direkt an Apple, Samsung und viele andere Hersteller und auch Browser-Hersteller. Allein Apple soll jetzt 3 Milliarden Dollar pro Jahr und Samsung ganze 3,5 Milliarden Dollar pro Jahr dafür kassieren, dass Google prominent auf dem Smartphone platziert ist. Apple hat seit der drastischen Erhöhung der Kosten geliefert und hat vor kurzem auch Siri wieder auf Google umgestellt. Dürfte wohl ein sehr lohnendes Geschäft für beide Seiten sein.



Von diesem immer größer werdenden Posten profitieren die beiden Smartphone-Hersteller am meisten, denn allein bei Apple macht die Google-Gebühr einen Anteil von 5 Prozent des Jahresgewinns aus, und auch Samsung hat dadurch praktisch keine Kosten. Wie viel andere Smartphone-Hersteller und die diversen Browser-Hersteller kassieren ist aktuell nicht bekannt, denn es gibt nur sehr alte Zahlen. Glaubt man den Analysten, dann zahlt Google allein in diesem Jahr 19 Milliarden Dollar für den Komfort-Platz – und aus der Hochrechnung der aktuellen Zahl kommt man auf das gleiche Ergebnis.

Sorgen machen sich die Anleger und Beobachter vor allem deswegen, weil die Kosten nicht nur enorm schnell steigen, sondern weil Google vor noch weiteren Steigerungen warnt. Wie hoch diese Kosten noch schießen könnten wagt sich niemand zu berechnen, aber früher oder später wird das ordentlich auf Googles Gewinn drücken, der ohne diese Kosten um einige Milliarden höher liegen würde. Das ist allerdings hypothetisch, denn ohne diese Kosten hätte man vermutlich auch weniger Suchanfragen und damit weniger Werbeumsatz.

Es ist kein Wunder, dass Google die Websuche in den vergangenen Monaten wieder etwas mehr pusht und den großen Traffic auch ohne die beiden Unternehmen generieren möchte. Fraglich ist natürlich, ob die Anzahl der Websuchen und der Umsatz tatsächlich so enorm sinken würde, wenn man eben kein Suchfeld mehr auf dem Homescreen hat.

[9to5Google]


Keine Google-News mehr verpassen:
GoogleWatchBlog bei Google News abonnieren | Jetzt den GoogleWatchBlog-Newsletter abonnieren