Nicht ganz ohne stolz konnte Google vor einiger Zeit verkünden, dass Google Translate zwischen mehr als 100 Sprachen hin- und her übersetzen kann, und schon längst alle wichtigen und großen Sprachen abdeckt. Allerdings hat man bisher eine europäische Weltsprache außer acht gelassen, die bisher noch nicht unterstützt wird: Nämlich Färöisch. Aus diesem Grund nimmt das Land nun Google aufs Korn und hat einen eigenen Übersetzer geschaffen – einen besseren!
Die maschinelle Übersetzung von einer Sprache in die andere ist nicht ganz so leicht, aber Google macht seit Jahren eine gute Figur in diesem Bereich und dürfte den wohl populärsten Übersetzer im Web betreiben. Hier und da gibt es Herausforderer mit besseren Ergebnissen, allerdings nicht in solch einem Umfang wie bei Google, so dass auch diese Position auf absehbare Zeit beibehalten wird. Um so wichtiger ist es, möglichst viele Sprachen zu unterstützen.
Die Faröer Inseln wenden sich nun mit einer Videobotschaft und einer dazugehörigen Webseite an Google und fordern das Unternehmen dazu auf, auch die eigene Sprache zu unterstützen – was gerade aus touristischen Gründen sehr wichtig wäre. Doch da man wohl nicht auf ein schnelles Einsehen des Unternehmens hofft, hat man kurzerhand eine eigene Plattform mit einem sehr interessanten Ansatz geschaffen. Dort gibt man ein Wort in einer von über einem Dutzend unterstützen Sprachen ein und erhält prompt eine Antwort in Videoform.
Statt nur das korrekte Wort ausgeliefert zu bekommen, sieht man eine Video eines Faröers, der genau dieses Wort bzw. den Satz ausspricht – und kommt so auch gleich noch gefühlt in Kontakt mit den Menschen und der dortigen Kultur. Es gibt bereits sehr viele unterstützte Wörter und Sätze die in einer großen Datenbank gespeichert sind und abgerufen werden können. Steht eine Übersetzung einmal nicht zur Verfügung, wird sie an einen Übersetzer gesendet, der dann unmittelbar darauf eine Videobotschaft aufnehmen und versenden kann.
Das ganze Sache ist eigentlich Crowdsourcing at its best, und so schnell wie bei dieser Plattform funktioniert das eigentlich nirgendwo. Ob die Übersetzungen nun tatsächlich korrekt sind lässt sich von mir nicht bewerten, aber es ist dennoch sehr beeindruckend.
Selbst wenn Google Translate nicht den Weg auf die Faröer Inseln findet, haben die Bewohner tatsächlich schon eine sehr viel interessantere Plattform geschaffen, die das ganze mit einem Augenzwinkern aber dennoch sehr praktisch und nützlich umsetzt. Vielleicht wäre so etwas ähnliches auch für Google denkbar, um die korrekte Aussprache von Wörtern und Sätzen zu bekommen, die bei dem maschinellen Vorlesen nicht unbedingt immer so prickelnd ist.
Laut eigenen Angaben sprechen etwa 80.000 Menschen die Sprache, laut Wikipedia ist es allerdings nur die Hälfte, aber vielleicht ist das auch schon genügend kritische Masse für das Translate-Team, um die neue Sprache einzupflegen. Tatsächlich war das Land schon einmal mit einer solchen Aktion erfolgreich und konnte Google für eine Umsetzung erweichen.
Vor einigen Monaten hatte man Sheep View gestartet, bei dem Schafe eine Kamera auf den Rücken bekommen und das Land abfotografieren – so wollte man ein Gegenpol zu Google Streetview schaffen und das Unternehmen auf die Insel locken. Tatsächlich hat Google dann entsprechendes Equipment zur Aufnahme zur Verfügung gestellt und die Insel könnte dann schon bald abgelichtet sein.
[heise]