In den frühen Morgenstunden hat Google die Teil-Übernahme von HTC verkündet und stellt damit wichtige Weichen für die Zukunft beider Unternehmen. Zwar ist die Übernahme anders abgelaufen als es viele Beobachter seit Wochen erwartet hatten, aber insbesondere für Google wird das Geschäft sehr lohnenswert und die 1,1 Milliarden Dollar sehr gut investiert sein. Außerdem gibt es noch einige weitere Details zur Übernahme.
Der HTC-CEO hatte schon vor längerer Zeit um Hilfe gerufen und hatte auch öffentlich immer dazu gestanden, dass sein Unternehmen ohne Hilfe von außen nicht weiter überlebensfähig ist und dringend eine Finanzspritze benötigt. Schon von Anfang an galt Google als wahrscheinlichster, und in den Medien auch als einziger, Partner, der daran Interesse haben könnte. Und so kam es dann auch. Mit Google-Geld kann HTC nun erneut Anlauf nehmen und Google sichert sich ein sehr wichtiges Standbein für die Zukunft.
Google übernimmt nicht das gesamte Smartphone-Geschäft von HTC, sondern pickt sich nur den Teil heraus, der für die Entwicklung der hauseigenen Pixel-Smartphones zuständig gewesen ist. Laut Medienberichten soll diese Abteilung ganze 2.000 Mitarbeiter gebündelt haben, die nun allesamt für Google arbeiten und zum Unternehmen wechseln werden. Bei HTC selbst werden noch 8.000 Mitarbeiter verbleiben, die in Zukunft weiterhin Smartphones und auch VR-Brillen entwickeln werden.
HTC bekommt damit nicht nur frisches Geld von Google, sondern spart sich natürlich auch die Gehälter für 20 Prozent der Mitarbeiter – was im schwierigen Smartphone-Geschäft schon sehr viel ausmachen kann. Auf der anderen Seite verliert man natürlich auch einen großen Auftrag, aber tatsächlich soll die Zusammenarbeit mit Google nun noch weiter intensiviert werden, statt nur noch auf Sparflamme geschaltet werden. Da die von Google übernommene Abteilung wohl nicht vollkommen autark arbeiten kann, kann man also auch weiterhin mit guten Aufträgen von Google rechnen.
Aber Google sichert sich nicht nur die Pixel-Sparte, sondern auch ein nicht-exklusives Patent-Paket von HTC. Damit hat man Zugriff auf ALLE Patente und ist so gemeinsam mit den hauseigenen Patenten, den Motorola-Patenten, den Patenten von LG, Samsung und der halben IT-Industrie extrem stark aufgestellt und hat einen gigantischen Schutzschirm gegen Klagen und Lizenzforderungen.
Auf den ersten Blick ist Google die Rettung für HTC, aber auf den zweiten ist es anders herum ganz genau so. Google braucht HTC mehr, als es zugeben würde. Einmal natürlich wegen den Patenten, die in den „falschen“ Händen gefährlich sein könnten. Denn HTC ist ein Smartphone-Pionier und hat sehr viele wichtige Patente in dieser Branche. Diese teilt man zwar mittlerweile über das große PAX-Abkommen, aber natürlich ist es immer besser, sie praktisch im eigenen Haus zu haben.
Außerdem benötigt Google HTC unbedingt für die Entwicklung der eigenen Pixel-Smartphones. Google stellt mittlerweile sehr scharfe Bedingungen und möchte das Marken-Branding von den Geräten verschwinden lassen, was wohl nur die wenigsten Hersteller akzeptieren würden. HTC ist ein guter Partner, weil er sehr lange Erfahrungen hat und aufgrund der finanziellen Gegebenheiten zu viel Kompromissen bereit ist. Mit einem Samsung oder Huawei wäre das nicht möglich, mit LG hat man auch nicht die besten Erfahrungen gemacht, Xiamoi ist selbst erfolgreich und Motorola kommt wegen der Historie gar nicht erst in Frage. Und damit erschöpft sich die Liste der potenziellen Hersteller bald schon wieder.
In der Ankündigung spricht Google auch noch einmal von den vergangenen Erfolgen mit HTC: Immerhin war HTC der erste Hersteller der Android als Betriebssystem auf dem T-Mobile G1 verwendet hat und hat auch das Nexus One-Smartphone, das Nexus 9 Tablet und die beiden aktuellen Pixel-Smartphones produziert.
Ein Motorola 2.0 wird es mit HTC ganz sicher nicht geben – das sichert man schon allein durch die Teil-Übernahme und das starke Wachstum des eigenen Hardware-Teams ab.