In den letzten Jahren hätte man meinen können, dass Google und Microsoft in diesem Leben keine Freunde mehr werden – aber vielleicht haben wir uns darin getäuscht. Zumindest scheint Microsoft jetzt einen Schritt auf Google bzw. die Google-Nutzer zuzugehen und hat nun das Unvorstellbare in Windows durchgeführt: Einigen Nutzern wird derzeit angeboten, die Google Websuche im Edge-Browser zu verwenden und unterstützt somit direkt den Konkurrenten.
Man kann nicht sagen dass Microsoft ein kleiner Player im Internet ist, aber global hat man gegen Google im Bereich der Browser und auch Suchmaschinen nicht mehr viel zu melden. Mit der Einführung des Edge-Browsers wollte Microsoft eigentliche alte Zöpfe abschneiden und vor allem den verbrannten Namen „Internet Explorer“ loswerden, doch wie die Marktanteile zeigen, ging das ordentlich nach hinten los. Nun versucht man, die Nutzer mit gewohnten Funktionen an Bord zu halten.
Ein Großteil der Nutzer verwendet Microsofts Edge-Browser genau einmal: Nämlich direkt nach der Neuinstallation des Betriebssystems zum Download des Chrome-Browsers. Anschließend wird der Browser geschlossen und auch direkt vom Desktop und der Schnellstartleiste getilgt. Das weiß Microsoft genau, und will den Nutzern diese 10 Sekunden der Nutzung nun so angenehm wie möglich machen, um sie vielleicht doch noch zu halten. Ein großer Kritikpunkt ist sicherlich die Verwendung von Bing als Suchmaschine im Browser.
Bei einem Nutzer ist nun obiger Eintrag im Kontextmenü des Edge-Browsers aufgetaucht. Beim markieren eines Wortes wird im Kontextmenü sowohl die Suche per Cortana als auch per Google Websuche angeboten. Zwar steht die Google-Suche an zweiter Stelle und muss hinter Cortana Platz finden, aber allein die Tatsache dass dieser Eintrag dort auftaucht ist schon ein kleines Highlight. Im Internet Explorer erscheint an dieser Stelle die Bing-Suche und im Edge-Browser taucht (zumindest bei mir – Windows 10, englische Oberfläche) ein solcher Eintrag zur Suche überhaupt nicht auf.
Mit einem Klick auf diesen Eintrag wird dann die Google Websuche zur Suche nach dem markierten Wort verwendet. Derzeit taucht der Eintrag nur bei sehr wenigen Nutzern auf, denn vermutlich handelt es sich erst einmal um einen Test, mit dem Microsoft herausfinden möchte ob die Nutzer häufiger bereit sind diesen Eintrag zu klicken, wenn dort Google statt Bing erscheint.
Erst vor wenigen Tagen hat Microsoft eine erste Verbindung zwischen Windows und Android gezeigt und geht somit aktiv auf die Produkte und die Nutzer von Google zu. Noch vor wenigen Monaten wäre das eigentlich undenkbar gewesen, denn Microsoft hat alles daran gesetzt, die Windows 10-Nutzer im eigenen Universum zu halten: Man denke nur an das Gib Edge Eine Chance-Popup, die Entfernung von Chrome & Google aus Cortana sowie die Edge-Werbung über dem Chrome-Browser.
Google hat seinerseits aber ebenfalls in der Vergangenheit das Betriebssystem von Microsoft boykottiert: So gab es lange Zeit Streit um eine YouTube-App für Windows Phone, die Microsoft unbedingt haben wollte, aber von Google unterbunden wurde. Auch der Akkufresser-Streit aus dem vergangenen Jahr ist mittlerweile legendär und hat die alte Feindschaft zwischen den beiden Unternehmen wieder neu aufleben lassen, die damals mit der fragwürdigen SCROOGLED-Kampagne begonnen hat.
Wenn man den Statistiken glaubt, dann sieht es für Bing eigentlich gar nicht so schlecht aus, für die Microsoft-Browser hingegen schon, aber dafür geht es mit Cortana aufwärts.