Project Loon: Googles Ballon-Internet wird von einem Trivial-Patent ausgebremst

alphabet 

Aus einer ganzen Reihe von kostspieligen und ausgefallenen Entwicklungsprojekten vom ehemaligen Google X sind mittlerweile Alphabet-Projekte oder gar Abteilungen entstanden, in denen die Forschungen und Entwicklungen fortgesetzt werden. Eines der bekannteren Projekte ist Project Loon, mit dem Alphabet Internetzugänge per Ballon in die entlegendsten Ecken der Welt bringen möchte. Doch jetzt bekommt das Projekt durch einen Patentstreit einen heftigen Dämpfer.


Google hat das Project Loon vor etwa vier Jahren vorgestellt und konnte, wie bei so vielen anderen Projekten aus dieser Zeit, wieder einmal für Staunen sorgen: Die Idee ist eigentlich recht simpel: Per Ballon soll das Projekt die benötigten Technologien zum Einsatzort bringen und so über Funk Internetzugang in jede Ecke der Erde bringen. Die Ballons selbst versorgen sich via Satellit mit den Zugängen und geben diese dann für die Empfänger auf der Erde weiter.

project loon

Nach einigen kleinen Rückschlägen und Problemen mit dem Wind, konnte das Projekt mittlerweile erfolgreich eingesetzt werden und kann eigentlich schon für den Aufbau eines Netzwerk bzw. den schnellen Versand in entlegene Regionen verwendet werden. Doch nun steht dem Projekt eine Schwere Zeit bevor, da ein Gericht geurteilt hat, dass das Alphabet-Projekt ein Patent des Unternehmens Space Data verletzt – und dabei geht es um eine sehr wichtige grundlegende Funktion.

Da die Ballons über keine echte Steuerungseinrichtung verfügen, ändern sie ihre Richtung durch die Änderung der Höhe. Je nach Höhe bläst der Wind in eine andere Richtung und bringt die Ballons so voran. Darauf hat allerdings Space Data ein Patent und konnte dieses nun auch vor Gericht durchsetzen. Ob Loon bzw. Alphabet nun Lizenzgebühren zahlen muss oder man sich auf einem anderen Wege einigt ist noch nicht bekannt, aber es versetzt dem Projekt erst einmal einen Dämpfer.

Ohne diese Technik zur Steuerung könnten die Ballons nicht gesteuert werden, denn Triebwerke zur Richtungskontrolle wären erstens zu schwer und würden zweitens zu viel Strom verbrauchen und haben drittens auch ein zu hohes Gewicht, um sie ebenfalls an den Ballons zu befestigen.



Laut einem Bericht soll Alphabet schon sehr lange Zeit von dem Patent gewusst haben: Schon im Jahr 2008 sollen die beiden Google-Gründer Larry Page und Sergey Brin sich mit Vertretern des Unternehmens getroffen haben, und dürften sich wohl für die Technologie interessiert haben – auch eine Übernahme soll damals im Raum gestanden haben. Im Sommer 2016 hatte Space Data dann Einspruch gegen die unrechtmäßige Verwendung des Patents eingelegt und hat nun Recht bekommen.

Fraglich ist allerdings, ob das Patent auch bei einer Anfechtung Bestand haben könnte. Denn es handelt sich bei weitem nicht um eine Technologie mit großer geistiger Schöpfungshöhe, sondern um einen uralten „Trick“. Alle Ballonfahrer auf dieser Welt steuern ihre Fahrzeuge über die Höhenänderung und den entsprechenden Winden – und nichts anderes hat Google bzw. Alphabet getan. Wenn es zu einem Verfahren kommt, könnte das also eher negativ für Space Data ausgehen.

Alphabet hat sich bisher noch nicht zu dem Urteil geäußert, aber ich gehe davon aus dass man sich davon nicht beeindrucken lässt und die „Technologie“, wenn man dieses Vorgehen denn überhaupt so nennen möchte, auch weiterhin verwenden wird.

[golem]




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comment 1 Kommentare zum Thema "Project Loon: Googles Ballon-Internet wird von einem Trivial-Patent ausgebremst"

  • Da hat jemand das Auf- und Absteigen patentiert, was jeder Ballonfahrer seit eh und je so anwendet? Dieses Patent ist doch 100% ungültig.

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