Das Google Drive ist eine tolle Sache: Über die Jahre haben die Entwickler ein Tool gebastelt, mit dem sich beliebige Dateien hochladen, dauerhaft speichern, teilen und natürlich auch wieder herunterladen lassen. Doch tatsächlich war das Drive bis gestern Abend auf der Suche nach seiner Identität, denn im Laufe der Zeit wurden immer mehr Dienste angeschlossen, die nicht so recht in das Konzept passen wollten. Mit Backup and Sync kommt nun das für mich wichtigste Einsatzgebiet dazu.
Von den ersten Gerüchten bis hin zu den ersten handfesten Hinweisen bis zum Start des Google Drive hat es weit über sechs Jahre gedauert (!), und Google hat die Konkurrenz – allen voran Dropbox – lange Zeit allein gelassen. Doch seit über fünf Jahren können wir den Cloud-Speicher nun schon nutzen, und bis heute hat sich grundlegend nichts geändert. Mit dem Start von Backup and Sync bekommt das Drive aber nun zumindest eine neue Richtung, für die es bisher nicht genutzt werden konnte.
Mit einiger Verspätung hat Google gestern Abend das Tool Backup and Sync gestartet, mit dem sich beliebige Ordner des eigenen Computers dauerhaft mit dem Drive synchronisieren lassen. Doch statt dieses Tool, so wie den vorherigen Desktop-Uploader, wieder an das Hauptverzeichnis des Drives anzubinden und nur eine Zwei-Wege-Synchronisierung anzubieten, macht man es mit dem neuen Werkzeug etwas anders.
Nach der erstmaligen Nutzung von Backup and Sync bekommt das Drive den neuen Punkt „Meine Computer“, hinter dem sich dann alle Computer verstecken auf denen man das Tool installiert und verwendet hat. Zwar befinden sich die Daten dann natürlich noch immer im Drive, aber bei der Organisation spielt es eine sehr große Rolle, wie und vor allem wo diese einzelnen Ordner angeordnet sind. Wer verschiedene Computer besitzt und diese gleichzeitig nutzt, der hat natürlich in den meisten Fällen einen Grund dafür.
Nutze ich einen Computer zum Arbeiten und den anderen für das private Vergnügen, dann habe ich dort auch völlig unterschiedliche Dateien gespeichert, die ich nicht vermischen möchte. Mit dem bisherigen Drive-Uploader war dies aber nicht möglich, da es nur EINEN Drive-Ordner gegeben hat. Jetzt sind die Daten auch im Drive säuberlich nach Gerät getrennt und können so auch in den meisten Fällen schneller gefunden werden. Man kann nun also seine gewohnte Ordner-Struktur beibehalten, und muss nicht alles in den Drive-Ordner zwängen.
Nach nur wenigen Stunden der Nutzung von Backup and Sync kann ich natürlich noch keine großen Erfahrungswerte liefern, aber ich stand schon sehr oft vor dem Problem, das ich eine Datei gebraucht habe, von der ich genau wusste dass sie auf meinem Desktop am Laptop liegt – den ich dann aber natürlich nicht zur Hand hatte. Das Problem löse ich nun dadurch, dass ich einfach den gesamten Desktop (den ich sehr gerne als temporäre Ablagefläche nutze) synchronisiere und nun ständig bei mir habe.
Auch das verschieben von Dateien von einem Computer zu einem anderen wird nun deutlicher leichter. Jetzt nehme ich mir einfach die gewünschten Daten von meinem privaten Computer und schiebe sie via Drive auf den Arbeitscomputer, den Rest macht das Drive im Hintergrund. Natürlich gibt es auch andere Wege um das zu tun und es muss nicht unbedingt die Cloud oder gar das Google Drive dafür zum Einsatz kommen, aber es ist eine neue praktische Möglichkeit, die ich von überall aus nutzen kann.
Für mich ist die neue Sortierung nach Computer statt rein nur nach Ordner in einem großen Hauptverzeichnis also ein großer Vorteil. Aber auch das Drive selbst gewinnt dadurch an Identität, denn nun ist es wirklich ein Cloud-Speicher, mit dem man auf seinen gesamten Computer zugreifen kann, wenn man das denn möchte. Es lassen sich (unter Windows) alle Dateien und Ordner synchronisieren die folgende Punkte erfüllen: Die Dateien dürfen nicht schreibgeschützt sein, die Dateien müssen auf einem NTFS-Laufwerk liegen und es darf sich um kein Netzwerklaufwerk handeln.
Ich persönlich bin nun erst einmal dabei auch Inhalte von externen Festplatten auf das Drive zu sichern. Natürlich ging das auch vorher schon per einfachem Upload, aber bei den großen Datenmengen ist eine ständige Synchronisierung im Hintergrund deutlich einfacher als das manuelle Hochladen oder die frühere Methode mit dem Verschieben aller Daten in den Drive-Ordner.
Das alles setzt natürlich auch ein gewisses Speicherplatz-Kontingent voraus, aber die knapp 10 Euro im Monat für 1 TB Speicherplatz im Google-Account zahle ich (seit Jahren) gerne, da es mir das Leben erleichtert.
Gleichzeitig mit Backup and Sync wird auch ein Chrome-PlugIn installiert, dessen Funktion das Drive schon seit längerer Zeit kennt: Eine Datei lässt sich direkt aus dem Drive im Browser heraus auf dem lokalen Computer mit einer Desktop-App öffnen. Habe ich bisher nicht genutzt, kann aber in Zukunft sicherlich auch noch nützlich sein.
Doch so gut mir das neue Drive-Angebot gefällt, so schlecht ist es leider derzeit noch umgesetzt: Die neue Software ist nicht wirklich stabil und erinnert leider stark an den alten Uploader, der immer wieder Darstellungsfehler hatte und wenig komfortabel zu bedienen war. Offenbar schafft es das Drive-Team einfach nicht, eine stabile Desktop-Software zu entwickeln. Schade. Was außerdem noch fehlt: Ein entsprechender Uploader für Chrome OS und natürlich auch für Linux. Auch ein Uploader für das Smartphone fehlt mir noch, aber möglicherweise wird die Drive-App schon bald um eine solche Funktion erweitert.
Nun wird es Zeit, dass Google das Drive wieder etwas aufräumt, denn über die Jahre wurden meiner Meinung nach zu viele Dienste angeschlossen: Die Integration von Google Photos in das Drive habe ich nie wirklich verstanden und macht auch keinen Sinn. Die Anzeige der Backup-Dateien von den diversen Android-Apps wie WhatsApp gehört ebenfalls nicht in das Drive, denn ich kann auf diese Daten nicht zugreifen, sondern lediglich den ganzen Schwung mit einem mal löschen. Das gehört eher in den Account und nicht in das Drive.
Als Drive-Nutzer der ersten Stunde freue ich mich über die neue App, auch wenn es noch seine Lücken und Schwierigkeiten hat. Wie zufrieden oder unzufrieden seid ihr mit der neuen Lösung? Wie findet ihr die Verknüpfung von Drive & Photos? Macht der gleichzeitige Upload Sinn, oder wäre eine eigenständige Photos-App besser?
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