Nach über 10 Jahren: Google Streetview kommt endlich nach Österreich
Als Europäer sind wir es gewohnt, Produkte aus dem Hause Google etwas später zu bekommen als die Amerikaner und können froh sein, wenn einige Dinge überhaupt den Weg über den großen Teich finden. Noch schlimmer ist es, wenn man in Österreich wohnt, und noch länger warten muss als die Deutschen. In einem besonderen Fall hat es nun über 10 Jahre gedauert, aber was lange währt, wird endlich gut: Google Streetview kommt endlich nach Österreich.
Googles Einteilung der Welt ist nicht immer leicht nachzuvollziehen, aber grob gesagt gibt es aus der Sicht von Mountain View vier Regionen: Die USA und vielleicht noch Großbritannien als Mittelpunkt der Welt, in denen alle Angebote zuerst verfügbar sind. An zweiter Stelle kommen dann schon die großen europäischen Länder wie Deutschland oder auch Frankreich, aber als Österreicher hat man in dieser Stufe noch immer das Nachsehen. Erst bei Stufe 3 kommt dann Österreich als „Rest-Europa“. Schlimmer trifft es nur Platz 4, und das sind aus Googles Sicht die „Rest-der-Welt-Länder“, die viele Jahre auf bestimmte Produkte warten können.
Völlig überraschend hat Google vor wenigen Stunden angekündigt, dass auch Österreich schon bald zur großteils weltumspannenden Streetview-Karte hinzugefügt und als weißer Fleck von der digitalen Welt getilgt wird. Allerdings müssen erst einmal frische Aufnahmen erstellt werden, denn die über sieben Jahre alten Aufnahmen sind kaum noch zu gebrauchen. Dafür werden die Fahrzeuge schon ab der kommenden Woche – in den Berichten ist die Rede vom 19. Juli – in einigen österreichischen Städten unterwegs sein. Derzeit stehen Wien, Graz und Linz auf dem Tourenplan.
Die Aufnahmen finden unter folgenden Auflagen statt:
- Mit der Funktion “Ein Problem melden” in Form eines Links unten rechts in jeder Street View-Ansicht kann jeder Nutzer eine Unkenntlichmachung begehren (z.B. von Gesichtern, Nummernschildern oder Gebäuden). Über das verlinkte Formular erklärt der Nutzer, welcher Bereich der Aufnahme unkenntlich gemacht werden soll und gibt gleichzeitig den Grund der Unkenntlichmachung an. Bei mobilen Geräten ist „Ein Problem melden“ über die Menüpunkte rechts oben auf dem Bild erreichbar. Hierdurch werden die Anforderungen der §§ 27 und 28 DSG 2000 erfüllt.
- Die Aufnahme der Fotos erfolgt durch Kameras, welche in einer Höhe von 2,40 bis 2,50 Meter über dem Boden angebracht sind.
- Einzelne Aufnahmen werden zu 360°-Panoramen zusammengesetzt. Es werden keine Bewegtbilder / Videos aufgenommen.
- Die Fahrzeuge verfügen über keine Technologie (Hardware oder Software) zur Aufnahme von WLAN-Netzwerken (SSIDs).
- Vor dem Start von Aufnahmefahrten kommuniziert der Auftraggeber den Plan über die aktuellen Fahrten auf seiner öffentlich zugänglichen Website (derzeit abrufbar unter Google Street View: Wo wir schon waren und wo wir bald unterwegs sein werden). Bevor die Fahrten erstmals aufgenommen werden, wird der Auftraggeber den Projektstart mittels Pressemitteilung ankündigen.
- Die Fahrzeuge, welche zur Erstellung der Aufnahmen eingesetzt werden, sind mit dem Google Logo versehen und deutlich als Google-Fahrzeuge erkennbar. Sie sind zudem mit der Internet-Adresse (URL) einer Webseite beschriftet, welche Informationen über die vorliegende Datenanwendung bietet. Die Fahrer dieser Fahrzeuge werden speziell geschult, um angemessen auf Nachfragen von Passanten reagieren zu können. Sie verfügen über Handzettel mit weiteren Informationen zum Grund der Fahrt und Hinweisen zur Webseite mit weiterführenden Informationen.
- Vor der Veröffentlichung des Bildmaterials werden Gesichter und KFZ-Nummernschilder automatisch mit Hilfe von Algorithmen unkenntlich gemacht (verpixelt).
Genau so wie in Deutschland, gab es auch in Österreich große Kritik an Street View, und aus diesem Grund hatte sich Google damals dazu entschieden, das Angebot gar nicht erst zu starten. In Deutschland liegt es mittlerweile auch schon lange brach, und es werden seit Jahren keine neuen Aufnahmen angefertigt – womit die Qualität natürlich immer weiter leidet. Möglicherweise wird man sich aber auch in Deutschland erneut mit den Behörden einigen und einen neuen Anlauf starten.
Auch in Österreich können Menschen ihre Häuser verpixeln lassen wenn sie das möchten, dazu gibt es, wie oben bereits beschrieben, einen eigenen Bereich in den Maps. Ich gehe aber davon aus, dass es nicht ganz so große Ausmaße annehmen wird wie in Deutschland, wo damals riesige Kampagnen gegen Google liefen. Nicht wenige bereuen das Verpixeln mittlerweile, doch rückgängig machen lässt sich das ganze nicht.
Google war übrigens vor vielen Jahren schon einmal in Österreich unterwegs und hat Aufnahmen angefertigt, allerdings wurden diese niemals veröffentlicht. Nur einmal vor genau zwei Jahren waren die Streetview Österreich-Fotos kurzzeitig Online und man konnte virtuell durch die Hauptstadt laufen – allerdings handelte es sich damals um einen Fehler, der schnell behoben wurde.
Da ich in Österreich lebe, werde ich die Augen offen halten, und natürlich darüber berichten sobald ich ein Fahrzeug in Wien entdecke 🙂
» Details bei der Österreichischen Datenschutzbehörde
» Tabelle: Wann wird Google wo fahren
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Eigentlich ärgere ich mich heute noch, dass ich das Google-Auto damals, als es vor 10 Jahren vor meinem Haus stand, nicht demoliert habe. Eine kleine Notiz habe ich denen an die Windschutzscheibe geklebt, pah. Die Linksautonomen in Hamburg haben ja am Wochenende gezeigt, dass es auch anders geht.