Googles Chrome-Browser ist schon seit einiger Zeit der weltweit am meisten verwendete Browser und hat seine Marktführerschaft in den vergangenen Monaten extrem gefestigt und kommt längst auf Werte jenseits der 60 Prozent Anteil. Diese riesigen Anteile hat man nicht nur dem Internet Explorer, sondern auch dem Firefox abgenommen. Laut einer Analyse eines ehemaligen Mozilla-Mitarbeiters könnte das bei diesem Tempo schon sehr bald das Ende für Firefox bedeuten.
Google gelingt immer wieder Kunststück, mit den eigenen Diensten ganze Märkte beherrschen bzw. sich an die Spitze zu setzen: Das gilt bekanntlich für die Websuche, dann natürlich auch für Android und mittlerweile auch für Chrome. Der Chrome-Browser hat einen extrem steilen Aufstieg hinter sich und erobert auch heute noch Marktanteile in einem Rekordtempo. Das geht vor allem zu Lasten von Microsoft und Mozilla, wobei Mozilla aber das wohl deutlich größere Problem hat.
Eine ehemaliger Mozilla-Mitarbeiter hat in einem Blogpost nun beschrieben, wie rasant der Abstieg der ehemaligen Browser-Hoffnung vorangegangen ist, und hat gleichzeitig auch klar gestellt, dass man dagegen kaum etwas tun kann. In den vergangenen Jahren hatte Firefox gute 10 Prozent Marktanteil pro Jahr verloren, doch im vergangenen Jahr waren es dann plötzlich 14 Prozent und im Jahresvergleich liegt der Browser mittlerweile bei ganzen 22 Prozent (!) unter dem Vorjahr.
Da Firefox mittlerweile bei einem Anteil von etwa 15 Prozent liegt (je nach Mess-Methode), würde das bedeuten dass der Browser nur noch wenige Jahre vor sich hat. In absoluten Zahlen ausgedrückt hat FF im vergangenen 16 Millionen Nutzern verloren und kam auf eine Nutzerbasis von 53 bis 80 Millionen Nutzer (genauer kann das selbst Mozilla nicht sagen). Adam Riese sagt uns nun, dass der Browser damit in vier bis fünf Jahren bei Null landet. Irgendwann geht dann natürlich auch die Grundlage für den Browser und dessen Finanzierung verloren, so dass der Browser vor einer ungewissen Zukunft steht.
Für Microsoft läuft es mit Edge und IE nicht besser und verlieren ebenfalls Marktanteile im Rekordtempo, aber bei Microsoft ist der Browser (derzeit) auch kein zentrales Produkt. Firefox und die MS-Browser werden eines Tages vermutlich in der Nische bei Opera landen und Chrome könnte auch auf diesem Markt die 80 Prozent-Grenze durchbrechen.
Der ehemalige Entwickler stellt aber auch klar, dass selbst der neue Kurs von Mozilla keine großen Auswirkungen mehr hat: Erst vor kurzem hat man den besten Firefox aller Zeiten angekündigt und mit dem Firefox Klar bzw. Firefox Focus hat man gerade erst einen Browser mit maximaler Privatsphäre vorgestellt. Doch selbst wenn Mozilla tatsächlich der mit Abstand beste Browser der Welt gelingt, hat man gegen Google mit Chrome keine Chance mehr.
Chrome profitiert einerseits von seiner hohen Verbreitung unter Android und der damit verbundenen Bequemlichkeit der Nutzer wegen der Synchronisierung mit dem Desktop, und zum anderen von der enormen Reichweite diverser Google-Dienste. Folgender Screenshot ist eigentlich selbsterklärend, und zeigt, warum so schnell kein anderes Unternehmen eine Chance haben wird an der Dominanz des Chrome-Browsers etwas zu ändern.
Google bewirbt seinen Browser mit einem großen Aufwand in den eigenen Diensten. Sobald man GMail, YouTube oder auch die Websuche mit einem anderen Browser aufruft, ist die Chance ziemlich hoch eine Werbeanzeige für den Chrome-Browser zu sehen. Aber auch außerhalb der eigenen Dienste sieht man immer wieder Anzeigen im hauseigenen Werbenetzwerk AdSense für den Chrome-Browser. Bei einer solch enormen Reichweite ist es kein Wunder, dass die Nutzer irgendwann wechseln.
Wo das ganze enden wird lässt sich schwer sagen, aber Google ist auf dem besten Wege dahin, sich auch den Browser-Markt nur noch mit Apple zu teilen, so wie auf dem Smartphone. Doch spätestens wenn der Browser eine extrem dominante Stellung einnimmt, könnte die EU und andere Kartellbehörden schon wieder hellhörig werden. Allerdings kann man Google in punkto Chrome nicht viel vorwerfen, da dort keine Google-Dienste vorinstalliert sind, wenn man von der Startseite und der Synchronisation einmal absieht.
Bei uns im Blog sieht es derzeit übrigens noch nicht ganz so extrem nach Chrome-Dominanz aus, was angesichts unserer Zielgruppe schon ein bißchen überraschend ist: Im Juni 2017 kam Chrome auf 55 Prozent Anteile und Firefox war zweite Kraft vor dem Internet Explorer.
Der Beitrag des Entwicklers ist wirklich interessant, lest ihn euch einfach mal durch. Stimmt ihr ihm zu?
» Der Blogpost von Andreas Gal