Googles E-Mail-Angebot GMail erfreut sich praktisch seit dem Start im Jahr 2004 sehr großer Beliebtheit und ist der Konkurrenz immer wieder mal mit innovativen und technisch besser gelösten Funktionen voraus gewesen. Vor wenigen Minuten hat Google die vielleicht wichtigste Änderung am GMail-Angebot seit 13 Jahren angekündigt: E-Mails werden in Zukunft nicht mehr von den Algorithmen zur Anzeige von Werbung gescannt.
Schon vor über einem Jahrzehnt wusste Google ganz genau wie man geschicktes Marketing betreibt: GMail wurde am 1. April 2004 angekündigt und konnte mit dem für damalige Verhältnisse angebotenem Speicherplatz von 1 GB und der extrem schnellen Benutzeroberfläche punkten und ließ die versammelte Konkurrenz ratlos zurück. Doch es gab auch immer eine Kontroverse um GMail, nämlich das Scannen der Mails zur Anzeige von personenbezogener Werbung. Und dies wird jetzt eingestellt.
So wie viele andere Freemail-Anbieter auch, finanziert sich GMail über Werbung und zeigt dem Nutzer direkt neben einer Mail passende Werbebanner zum Thema an. Das machen andere Anbieter zwar ebenfalls, doch Google hat die Mails schon seit Anfang an nach Stichwörtern gescannt und dazu passende Werbung angezeigt. Das hat den Vorteil dass man höhere Klickzahlen erreichen kann und kann auch dem Nutzer dabei helfen, vielleicht das genau passende Angebot zu einem Thema vor die Nase gehalten zu bekommen.
Jetzt wurde im Google-Blog verkündet, dass das Scannen von Mails für passende Werbeanzeigen schon bald deaktiviert wird. Werbebanner werden zwar noch immer angezeigt, aber diese werden nun aus anderen Quellen personalisiert – und dank des Google-Accounts gibt es dafür ja noch genügend weitere Quellen. Einen genauen Zeitpunkt hat man noch nicht genannt, aber da man die Consumer-Version von GMail sehr schnell an die G Suite-Version anpassen möchte, dürfte es nicht mehr all zu lange dauern. Wirklich bemerken wird man das als Nutzer vermutlich nicht.
Natürlich werden die Mails auch in Zukunft noch gescannt um etwa Spam abzuhalten, nützliche Informationen für den Google Assistant & Co herauszuziehen und einige andere Dinge – und ohne geht es bekanntlich auch gar nicht. Erst vor wenigen Tagen hatte GMail verkündet, dass 70 Prozent aller E-Mails Spam sind, und man mag sich gar nicht vorstellen wie die Posteingänge ohne aktiven Spamfilter aussehen würden.
Für Google ist das Abschalten des Scanners nur ein kleiner Schritt, da man diesen zur ausreichenden Personalisierung vermutlich schon lange nicht mehr benötigt hat, aber für Datenschützer und damit auch das gute Gewissen der Nutzer ist es eine sehr große Veränderung. Es gab und gibt nur wenige Argumente die GEGEN GMail sprechen, und dieser Scanner war von Anfang an ein sehr wichtiger davon. Damit nimmt man nun endgültig allen Datenschützern den Wind aus den Segeln.
Den bestehenden Nutzern dürfte die Änderung ziemlich egal sein, aber ich kann mir sehr gut vorstellen dass es bis heute eine Nutzergruppe gibt, die GMail aus diesem Grund nicht verwendet hat. Mit der Einführung des Scanners vor 13 Jahren bekam Google auch zum ersten mal den Titel „Datenkrake“ und musste sich mit heftigem Gegenwind befassen. Mittlerweile ist das Thema zwar nicht mehr ganz so bekannt, aber dennoch ist es strategisch gesehen ein kluger Schachzug.
Im Zuge dieser Ankündigung hat man nun auch bekannt gegeben, dass GMail derzeit 1,2 Milliarden aktive Nutzer hat und aus der Sicht des Unternehmens das beste Produkt in punkto Erkennung von Spam und Fishing am Markt ist. Und einer davon wird schon heute wieder vermutlich auch Marissa Mayer sein 😉