Nach einiger Zeit der Exklusivität bemüht sich Google mittlerweile darum, den Assistant auf möglichst viele Geräte zu bringen und zur ersten Anlaufstelle der Nutzer zu werden. Natürlich muss auch dieses Produkt eines Tages monetarisiert werden, und gestern hat man den Nutzern in den USA einen Vorgeschmack darauf gegeben, wie diese Monetarisierung aussehen könnte. Plötzlich hat der Assistant einen Werbspot für den neuen Disney-Film Die Schöne und das Biest abgespielt.
Für einige Monate hatte Google den Assistenten für die Pixel-Smartphones und Google Home exklusiv gehalten, um die Geräte damit zu promoten. Doch im Wettlauf mit der Konkurrenz – allen voran Amazon Echo – muss man nun etwas Gas geben und verteilt den Assistent auf Millionen Smartphones und hält diesen stets einsatzbereit in der Hosentasche des Nutzers. Dieses Potenzial ist nun erstmals auch für Werbung genutzt worden.
Mit einer einfachen Anfrage wie etwa „What’s my day like“ spult der Google Assistant eine komplette Übersicht für den Tag ab und liest dem Nutzer seine Termine im Kalender vor, hält Erinnerungen bereit und informiert über wichtige Dinge des Tages. Doch gestern haben dann viele US-Nutzer nicht schlecht gestaunt, als direkt nach Auflistung der wichtigen Informationen eine Art Werbespot für den Disney-Film Die Schöne und das Biest abgespielt wurde. Schaut es euch einmal selbst an.
New Beauty & the Beast promo is one way Google could monetize Home. cc: @gsterling @dannysullivan pic.twitter.com/9UlukSocrO
— brysonmeunier (@brysonmeunier) 16. März 2017
Der Werbespot ist in der Ansage nicht als solcher zu erkennen, da die Werbung für den Film direkt durch Googles Sprachausgabe abgespielt wird und der Nutzer an den Filmstart erinnert wird, als wenn es sich um einen wichtigen Termin handeln würde. Das ist nicht wirklich störend, aber an dieser Stelle hätte wohl niemand wirklich Werbung erwartet – und es zeigt, wie solch ein Assistent in Zukunft Geld verdienen könnte. Überraschend ist eher Googles Reaktion auf den Protest bzw. die Überraschung der Nutzer:
This isn’t an ad; the beauty in the Assistant is that it invites our partners to be our guest and share their tales.
UPDATE:
Es gibt eine weitere Reaktion von Google, in der die Aussage noch einmal etwas relativiert wird. Grundsätzlich bleibt man aber dabei, dass es KEINE Werbung war.
This wasn’t intended to be an ad. What’s circulating online was a part of our My Day feature, where after providing helpful information about your day, we sometimes call out timely content. We’re continuing to experiment with new ways to surface unique content for users and we could have done better in this case.
Interessant ist auch, dass man weiterhin dabei bleibt dass es keine Werbung ist, sondern stet von „unique content“ oder „timely content“ spricht. Ob das Marketing-Gründe hat sei mal dahin gestellt, aber an der Tatsache ändert sich für den Nutzer dadurch nichts. Wenn das ganze klar als Werbung gekennzeichnet wäre, hätte wohl niemand ein Problem damit wenn solche „Erinnerungen“ nur selten vorgelesen werden.
Google behauptet, dass es sich dabei NICHT um eine Werbung handelt, sondern dass dies eine Möglichkeit für Partner ist um ihre Produkte zu teilen. Nun kann man sich über die Definition von Werbung streiten, aber es dürften sich wohl die meisten darüber einig sein, dass es sich dabei um eine bezahlte Produktplatzierung gehandelt hat. Ob dafür Geld geflossen ist oder nicht ist dabei völlig unerheblich, denn der Nutzer wurde über einen Film informiert, über den er keine Informationen abgefragt hat.
Eines Tages muss natürlich auch der Assistent Geld verdienen, und vermutlich hat Googles Werbe-Abteilung nun damit begonnen, potenzielle Möglichkeiten auszuloten um das Angebot zu monetarisieren. Solche Meldungen dürften dann aber natürlich keine Überhand nehmen, da die Nutzer dann wohl sehr schnell aufhören würden sich mit einer virtuellen Person zu unterhalten, die ständig nur Produkt-Empfehlungen ausspricht. Was haltet ihr von dieser Werbung, die angeblich keine Werbung ist?