Zu strenge Geheimhaltung: Ein Mitarbeiter verklagt Google wegen interner Spionage
In vielen großen Firmen herrscht hinter den verschlossenen Türen strenge Geheimhaltung über aktuelle Projekte, Entwicklungen oder kommende Produkte. Die großen Technologie-Unternehmen haben diese Geheimhaltung aber schon vor langer Zeit deutlich verschärft und lassen sich überhaupt nicht mehr in die Karten blicken. Google wurde nun von einem Mitarbeiter verklagt, dem diese Geheimhaltung und die Spionage rundherum zu weit geht.
Wenn in den großen IT-Unternehmen neue Projekte gestartet werden, dann geschieht dies nicht selten in eigens eingerichteten Top Secret-Zonen mit Zugangskontrollen, damit die Konkurrenz erst möglichst spät – oder im Optimalfall gar nicht – von dieser Entwicklung erfährt. Unternehmen wie Apple und Google haben diese Abläufe über die Jahre perfektioniert und halten Informationen bis zum Tag der Vorstellung geheim – wenn man von den ganzen Leaks im Vorfeld einmal absieht.
John Doe vs. Google, Inc. by Nick Statt on Scribd
Die Geheimhaltung kann für die beteiligten Mitarbeiter aber auch eine große psychische Belastung sein, denn die Geheimhaltung gilt nicht nur gegenüber der Presse oder gar der Konkurrenz, sondern auch gegenüber den Kollegen aus dem Unternehmen und selbst der eigenen Familie. Um sicher zu stellen dass die Informationen die Labore nicht verlassen, hat Google ein internes Programm, in dem sich die Mitarbeiter gegenseitig überwachen.
Bekommt ein Mitarbeiter mit, dass ein Kollege Informationen preis gibt, kann dies an einer zentralen Stelle gemeldet und dieser Kollege „verpetzt“ werden. Das dürfte dann für diesen arbeitsrechtliche Konsequenzen habe und er darf das Unternehmen, oder zumindest das Projekt, verlassen. Es kann sich aber natürlich auch negativ auswirken, wenn man solche Vergehen mitbekommt und diese nicht meldet. Wird dies wiederum von einem anderen Mitarbeiter gemeldet, können beide fliegen.
Die Klage wurde gestern eingereicht und könnte sowohl für Google als auch für viele andere Unternehmen ernste Folgen haben, denn schließlich ist die Geheimhaltung – und die Sicherstellung dieser – Teil des Geschäftsmodells. Laut den Berechnungen von The Verge könnte sich eine mögliche Strafzahlung für Google auf eine Höhe von bis zu 3,8 Milliarden Dollar belaufen. Wie die Aussichten dieser Klage sind ist zur Zeit nur schwer zu sagen, aber immerhin wird durch diese nun auch erstmals öffentlich sichtbar, welche strenge Geheimhaltung in den Unternehmen herrscht.
Google hat sich bisher noch nicht zu den Vorwürfen und der Klage geäußert, und wird dies wohl auch im Vorausblick auf ein mögliches Verfahren und – eben der Geheimhaltung – wohl auch vorerst nicht tun. Das interne Programm mit der Bezeichnung „Stop Leaks“ dürfte aber danach nun zumindest überarbeitet und etwas entschärft werden.
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