YouTube ♥ GEMA: Alle bekannten Fakten zu den siebenjährigen Verhandlungen & Streitigkeiten
Nach vielen Jahren der Streitigkeiten und teilweise auch Peinlichkeiten haben YouTube und die GEMA gestern völlig überraschend eine Einigung verkündet. Die berühmten Sperrtafeln werden nun deutlich seltener zu sehen sein und alle Seiten profitieren von dem Deal. Über finanzielle Details schweigen sich beide Seiten aus und werden diese wohl auch in Zukunft nicht veröffentlichen. Hier nochmal eine Zusammenfassung aller dennoch bekannten Fakten.
Im vergangenen Jahr haben sich YouTube und die GEMA schon einmal geeinigt – damals allerdings nur auf neue Sperrtafeln. Trotz jahrelanger Verhandlungen haben sich beide Seiten nicht bewegt und kamen auf keinen gemeinsamen Nenner – wie die Einigung jetzt doch zustande kommen konnte und welche Seite sich am meisten bewegt hat, ist nicht bekannt. Längst hatten sich die Nutzer mit der unendlichen Geschichte arrangiert und an eine Einigung hat wohl niemand mehr ernsthaft gedacht.
Das Unheil nahm schon ab März 2009 seinen Lauf, als Google verkündete dass man Musikvideos in Deutschland sperren wird, weil es zu keiner Einigung mit der GEMA über die Höhe der Abgaben für die verwendete Musik gekommen ist. Damals standen allerdings auch noch gigantische Beträge im Raum, die völlig unangemessen waren: Angeblich wollte die GEMA unter den damaligen Bedingungen noch ganze 12 Cent pro abgerufenem Video – was angesichts der Millionen von Videoabrufen finanziell für YouTube nicht machbar gewesen ist.
Die Gema hat womöglich 1 Cent geboten, aber nur unter der Bedingung, von YouTube mehr Informationen zum Abruf der Musikvideo zu erhalten. Wenn wegen dieses Konflikt ein neuer Vertrag nicht zustande kommt, könnte die Gema womöglich die Abrechnung nach ihren „Lizenzierungsgrundlagen“ für „Anbieter von Musikvideo-ondemand-Portalen“ verlangen. In dem entsprechenden PDF-Dokument auf den Seiten der Gema heißt es, die „Mindestvergütung je entgeltlich oder unentgeltlich“ genutzten Werks aus dem Gema-Repertoire mit einer Spieldauer bis zu fünf Minuten betrage 0,1278 Euro.
Später ging man dann auf 1 Cent herunter, unter der Voraussetzung mehr Informationen von YouTube zu bekommen, aber auch dieser Betrag war noch zu hoch. In den letzten Jahren stand dann immer wieder der Betrag von 0,375 Cent im Raum, auf den man sich aber ebenfalls nicht einigen konnte. Wie hoch der Betrag nun tatsächlich ist, ist aktuell nicht bekannt – er dürfte aber darunter liegen. Mit ein Grund für die Einigung dürfte auch YouTubes Bereitschaft gewesen sein, einen hohen Betrag für alle entgangenen GEMA-Einnahmen der letzten sieben Jahre zu zahlen.
Für die über 70.000 Künstler die sich von der GEMA vertreten lassen bedeutet dies in der nächsten Zeit einen warmen Geldregen, denn die sehr hohe Nachzahlung von YouTube – bei der die Höhe ebenfalls nicht bekannt ist – wird direkt an die Mitglieder weitergeleitet. Dementsprechend zeigten sich viele deutsche und auch internationale Künstler gestern sehr begeistert über das Urteil und begrüßten die nun endlich erzielte Einigung. Dabei geht es nicht nur in erster Linie um die neue Geldquelle, sondern vor allem um die Tatsache dass die eigene Musik nun endlich auch auf der größten Videoplattform der Welt zu finden ist.
Ganz verschwinden werden die Tafeln allerdings auch in Zukunft nicht, denn es gibt auch viele Künstler die sich nicht von der GEMA vertreten lassen und mit denen es keinen Vertrag mit YouTube gibt. Ist die Rechtslage ungeklärt, wird YouTube auch weiterhin die Videos sperren und verkünden, dass die Rechte nicht eingeräumt wurden – das betrifft allerdings nur einen sehr kleinen Teil aller Videos, so dass diese Tatsache die Freude über das Verschwinden der Sperrtafeln erst einmal nicht trüben sollte.
Mit dieser Einigung ist nun auch der Weg für Angebote wie YouTube Music oder YouTube Red in Deutschland frei und es dürfte nicht mehr lange dauern bis auch diese hierzulande an den Start gehen. Für Google war diese endlos lange Verhandlung in einem so wichtigen Land wie Deutschland nicht mehr länger tragbar, so dass man wohl auch froh sein dürfte das Dauerthema endlich vom Tisch zu haben.
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