Zahnbürsten-Test: Larry Pages strenge Vorgaben verhindern den Verkauf von Googles Robotern
Vor knapp drei Jahren stand bei Google alles im Zeichen der Robotik und man hatte innerhalb weniger Wochen fast ein Dutzend Unternehmen aus dieser Branche übernommen – allen voran der Kauf von Boston Dynamics. Während man in den folgenden zwei Jahren mehrmals beeindruckende Fortschritte gezeigt hat, war Anfang dieses Jahres plötzlich die Luft raus und sogar ein Verkauf der populären Tochter stand im Raum. Jetzt schiebt ein ehemaliger Mitarbeiter Alphabet-CEO Larry Page den schwarzen Peter für diese Entwicklung zu.
Laut Medienberichten steht Boston Dynamics zum Verkauf – und das schon seit Monaten, aber Google/Alphabet dürfte bisher noch keinen Interessenten gefunden haben. Ungeachtet dessen zeigt Boston Dynamics weiterhin beeindruckende Entwicklungen wie den SpotMini-Roboter als Haushaltshilfe oder den auf einem Bein balancierenden Roboter. Noch bekannter ist der wendige ATLAS-Roboter, der dem Menschen schon sehr nahe kommt und in Zukunft flexibel eingesetzt werden könnte.
Doch trotz aller Fortschritte ist seit Anfang des Jahres die Luft raus, als man das US-Militär als Kunden verloren hat. Wie es mit der Entwicklung der Robotik bei Google weitergeht ist seit Monaten völlig unklar, kurz nach den ersten Verkaufsgerüchten präsentierte man aber den SCHAFT-Roboter, der offenbar eher den Vorstellungen des Unternehmens entspricht. Denn obwohl Google dafür bekannt ist auch gerne mal sehr hohe Beträge in zukünftige Entwicklungen zu investieren, scheint Gründer Larry Page höchstpersönlich die Notbremse gezogen zu haben.
Page soll Ende des vergangenen Jahres dem gesamten Unternehmen den Zahnbürsten-Test verordnet haben, der besagt dass man nur noch Produkte entwickeln und auf den Markt bringen wird, die potenziell von Milliarden Menschen genutzt werden könnten. Das ist bei Robotern derzeit eben nicht der Fall, außer man schafft die Entwicklung von smarten und preisgünstigen Haushaltsrobotern. Die Anfang des Jahres gezeigten intelligenten Roboterhände hingegen entsprechen nicht der Vorstellung von Page.
Laut James Kuffner, der früher Googles Robotik-Abteilung geleitet hat und mittlerweile bei Toyota arbeitet, hätte man diese Roboterhände gerne auf den Markt gebracht und hätte in Fabriken sicherlich große Abnehmer gefunden – aber eben nicht groß genug für Page.
Wenn es nach mir gegangen wäre, hätten wir sie auf den Markt gebracht. Das war aber nicht der Fall.
Durch Pages Notbremse soll die Motivation in der Robotik-Abteilung stark gesunken sein und eine Reihe von Ingenieuren sollen aufgrund der trüben Zukunftsaussichten auch das Handtuch geworfen haben. Wie es mit der Robotik-Abteilung weitergeht ist bis heute völlig unklar, es ist aber gut denkbar dass Page diesen Bereich völlig aufgibt und die Tochter nun nur noch teuer und mit möglichst wenig Verlust verkaufen möchte.
Bleibt natürlich die berechtigte Frage, ob Page tatsächlich dachte dass man innerhalb von zwei Jahren einen verkaufsfähigen Roboter für Milliarden Menschen entwickeln und auf den Markt bringen kann…
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