Pokémon GO: Niantic liefert Begründung zur Abschaltung der Pokémon-Tracker
Mit dem Update vom Wochenende hat Niantic sehr zum Leidwesen vieler Nutzer nicht nur einige (eventuell) nützliche Funktionen von Pokémon GO abgeschaltet, sondern hat auch Abmahnungen an vielen Pokemon-Tracker verschickt, die daraufhin ihren Betrieb einstellen mussten. Da man sich damit nur wenige Freunde gemacht hat, äußert sich Niantic nun zu den nähere Umständen dieser Aktion.
Eigentlich könnte in den Büros von Niantic seit gut drei Wochen Partystimmung herrschen, denn das AR-Spiel bricht alle Rekorde und beschert dem Hersteller Tag für Tag durch die diversen In-App-Käufe mehrere Millionen Dollar. Doch für die eigene Infrastruktur ist ein solcher Megaerfolg, mit dem niemand rechnen konnte, natürlich auch eine große Herausforderung. Und deswegen fährt man jetzt einige Dinge zurück.
Unter anderem wurde am Wochenende das Tracking-Feature zurückgezogen, das mit Fußspuren auf der Karte die ungefähre Richtung zu den nächsten Pokémons anzeigen soll. Doch diese Funktion hat nie problemlos funktioniert und dürfte ebenfalls die eigenen Server belastet haben, so dass das Feature erst einmal deaktiviert wurde. Auch den Modus zum Akku-Sparen hat man erst einmal eingestellt, was wohl weniger mit der Belastung als eher mit Bugs erklärt werden kann.
Schwerwiegender war aber die Tatsache dass man den vielen Pokémon Tracker-Apps den Zugang zu den Daten verwehrt und auch noch Abmahnungen verschickt hat. Dies hat man jetzt nachträglich damit begründet, dass diese Apps überhand genommen und die eigenen Server zu sehr belastet haben. Da diese Millionenfach den Standort der Pokémons abgefragt haben, brachte dies die Server an ihre Leistungsgrenzen – was weder im Sinne von Niantic noch von den Nutzern sein kann.
We have limited access by third-party services which were interfering with our ability to maintain quality of service for our users and to bring Pokémon GO to users around the world. The large number of users has made the roll-out of Pokémon GO around the world an… interesting… challenge. And we aren’t done yet! Yes, Brazil, we want to bring the game to you (and many other countries where it is not yet available).
Mit dieser Erklärung ist die Abschaltung dieser Tracker schon verständlicher, denn wenn dadurch das eigentliche Spiel nicht mehr funktionsfähig ist, muss man diese Belastungen eben erst einmal deaktivieren. Kritiker behaupten zwar dass Niantic mit dem Spiel so viel Geld verdient dass man sich locker weitere Server leisten könnte, aber das ist ganz so kurzfristig vielleicht nicht so einfach – und man befindet sich noch immer im weltweiten Rollout, so dass die Belastung ohnehin mit jedem weiteren Land steigt.
Ob und wann die Tracker wieder erlaubt werden ist daher völlig offen. Vielleicht nimmt sich Niantic die vielen Tracker, und deren enorme Popularität, aber auch zu Herzen und wird eine entsprechende Weltkarte auch in das eigentliche Spiel integrieren oder selbst eine zweite Tracker-App veröffentlichen. Bei Ingress, das aus dem gleichen Hause stammt, gab es mit der Intel-Map eine solche Karte – und sie hat keineswegs den Spielspaß verringert.
Das derzeit wohl beste Tool zum Aufspüren der versteckte Pokémons ist durch diese Änderungen aktuell das Poke Radar. Dieses bezieht seine Daten nicht direkt von den Niantic-Servern, sondern setzt auf die Sichtungen und Meldungen der Community. Durch die Abschaltungen der anderen Tracker, wie etwa das populäre PokeVision, hat das Radar einen regen Zulauf und verfügt somit über hochaktuelle Daten.
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Das Problem ist (wieder einmal), dass Niantic Software ausrollt, welche nicht ansatzweise fertig ist. Hätte Pokémon Go von Anfang an eine Karte gehabt, hätte es das Problem gar nicht gegeben. Offensichtlich ist Niantic aber auch nach Jahren nicht in der Lage, selbst für Ingress eine wirklich funktionierende Karte, insbesondere für den mobilen Einsatz, zu entwickeln. Bei Ingress führte das dazu, dass fähige Leute eine Karte erstellt haben (IITC), die lt. den Nutzungsbedingungen zwar verboten, von Niantic aber mittlerweile geduldet wird.
Niantic hat über die Jahre nichts gelernt und reagiert wie immer kindisch. Dass Niantic nun die juristische Keule rausholt und sogar Abmahnungen verschickt, lässt die Firma immer mehr in zweifelhaftem Licht erscheinen.