Alphabet zieht die Notbremse: Google Fiber muss Kosten um 90% senken und 500 Mitarbeiter entlassen
Mit Google Fiber ist Google schon vor über fünf Jahren in den Markt der Internetprovider eingestiegen und hat seitdem in einigen US-Städten ein riesiges Netz aus eigenen Glasfaser-Leitungen aufgebaut. Das Projekt befindet sich praktisch von Anfang an in einer Selbstfindungsphase und steht nur wenigen Menschen in den ausgewählten Städten zur Verfügung. Über die Jahre hatte man sich mit dem Ausbau der Netze beschäftigt und viel Geld in das Projekt gesteckt, doch jetzt scheint Alphabet die Notbremse zu ziehen.
Mit Fiber hat sich Google ein extrem teures Projekt ans Bein gebunden, da praktisch die gesamte Infrastruktur in den versorgten Städten neu aufgebaut werden muss und nur vergleichsweise wenige Nutzer sich für diesen Service anmelden. Zum Start von Fiber in Kansas wurde noch gefeiert, dass Google nun die etablierten Provider unter Druck setzt – und genau das hat man wohl auch geschafft. Auch die Etablierten mussten nun ihre Netze verbessern und höhere Geschwindigkeiten anbieten.
Während die Kabelanbieter in den USA Googles Angebot als selbstmörderisch sahen, das niemals profitabel betrieben werden kann, hielt der Projektleiter dagegen und behauptete, dass sich Fiber eben doch profitabel betreiben lässt – aber offenbar hatte er mit mehr Zuspruch gerechnet. Google selbst hat nach einer Phase von fünf Jahren – die nun erreicht worden ist – mehr als 5 Millionen Nutzer das Angebot nutzen werden. Vor knapp zwei Jahren allerdings hatte man erst 200.000 zahlende Nutzer, und die aktuellen Zahlen dürften nicht viel besser aussehen. Deswegen zieht Alphabet nun die Notbremse.
Alphabet-CEO Larry Page soll den Fiber-CEO höchstpersönlich angewiesen haben, die Zahl der Mitarbeiter innerhalb kürzester Zeit von 1.000 auf 500 zu senken. Auch die weiteren Kosten müssen extrem gesenkt werden und sollten in Zukunft nur noch 10% vom jetzigen Wert betragen. Laut aktuellen Zahlen soll allein Fiber in den vergangenen drei Monaten 280 Millionen Dollar Verlust eingefahren haben. Damit dürfte klar sein, dass das Projekt in der derzeitigen Form wohl nicht fortgeführt werden kann und man sich völlig neu aufstellen muss. Einen Ausstieg aus dem Geschäft schloss man aber noch aus.
In den letzten Monaten hat Fiber eher durch Einsparungen denn durch Features von sich reden gemacht: Im April wurde das Gratis-Angebot eingestellt und durch ein kostenpflichtiges Angebot ersetzt. Erst vor zwei Wochen wurde bekannt, dass der Glasfaser-Ausbau gestoppt wurde, was damals einer möglichen Vereinigung mit dem Project Fi zugeschrieben wurde. Jetzt erscheint dies in einem völlig anderen Licht, denn bei einer Kostensenkung um 90% ist ein Ausbau in weiteren Städten wohl nicht mehr zu machen.
Es scheint völlig unklar wie es in Zukunft mit Fiber weitergehen wird, aber einen Europastart wird das Angebot wohl in diesem Jahrhundert nicht mehr erleben. Viel wahrscheinlich ist es, dass sich Google nun vollständig auf das Project Fi konzentriert und Fiber langsam aber sicher auslaufen lassen wird. Am Ende sollten die Kabelbetreiber eben doch Recht behalten…
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