Vor knapp drei Wochen hat Microsoft mit der Ankündigung überrascht, das Business-Netzwerk LinkedIn zu übernehmen. Viel überraschender als die Übernahme selbst war aber der Kaufpreis, den selbst Experten für weit überzogen hielten: Das Netzwerk war Microsoft ganze 26,2 Milliarden Dollar wert. Wie ein Bericht der US-Börsenaufsicht jetzt offen gelegt hat, lag das vor allem daran dass auch Google und Facebook Interesse hatten.
Auf den ersten Blick wollen der Softwarekonzern und das Business-Netzwerk zwar nicht zusammen passen, aber wenn man etwas drüber nachdenkt macht die Übernahme sowohl für Microsoft als auch für LinkedIn Sinn. Gemeinsam ergeben sich vor allem im Business-Cloud-Geschäft einige Synergien und Microsoft kann so mit seiner Büro-Software, den Cloud-Angeboten und dem Netzwerk ein Komplettangebot liefern.
Experten hielten den Kaufpreis von LinkedIn für viel zu hoch, da das Netzwerk „nur“ etwa 440 Millionen Mitglieder hat und man so knapp 60 Dollar pro Nutzer bezahlt hat. Dazu kommt, dass LinkedIn praktisch keinen Gewinn erwirtschaftet und von einem Verlustquartal zum nächsten wirtschaftet und nur ab und einen kleinen Gewinn von wenigen Millionen Dollar einfahren kann. Dennoch ist das Unternehmen aber grundsätzlich gesund und wächst schnell.
Die US-Börsenaufsicht hat nun bekannt gegeben, dass Microsoft aus einem ganz einfachen Grund einen so riesigen Geldkoffer auf den Tisch stellen musste: Es gab noch drei weitere Interessenten, die ebenfalls kräftig mitgeboten und so den Preis nach oben getrieben haben. Diese wurden zwar nur als „Partei A, Partei B und Partei C“ in dem Bericht erwähnt, aber Re/Code konnte diese als Google, Facebook und auch Salesforce identifizieren. Und zu allen drei Unternehmen würde das Business-Netzwerk auch passen.
Zwischen März und April soll ein wahres Wettbieten zwischen den vier interessierten Unternehmen stattgefunden haben: Während Facebook und Google bei einer Summe von 21,4 Milliarden Dollar ausgestiegen sind, soll Salesforce sogar noch mehr als Microsoft geboten und 26,7 Milliarden Dollar in Aussicht gestellt haben. Da das Unternehmen aber großteils in Aktien und Microsoft den Großteil in Bar bezahlen wollte, hat man sich für das Unternehmen aus Redmond entschieden.
Gehen wir mal von der Hypothese aus dass Google LinkedIn übernommen hätte, ist es natürlich interessant wie das Unternehmen in die eigene Infrastruktur gepasst hätte. Zwar verfügt Google mittlerweile ebenfalls über ein starkes Cloud-Geschäft und bietet mit den Google Apps auch immer populäre Produkte für Business-Nutzer an, aber das reine Karriere-Netzwerk will nicht so wirklich in das restliche Angebot passen. Der Plan, 90 Prozent aller Office-Nutzer zu erobern, wäre damit ebenfalls kaum vorangekommen.