Übermittlung der Anruf- & SMS-Daten von Android-Smartphones: Google-Sprecher weist Vorwürfe zurück
Seit zwei Tagen kursiert der Bericht im Internet, dass Google Anruf- und SMS-Daten von Android-Nutzern speichert und sich dieses Vorgehen auch in den eigenen Datenschutzbestimmungen von allen Nutzern absegnen lässt. Während das Unternehmen anfangs zu dem Vorwurf geschwiegen hat, hat sich am Samstag doch noch ein Sprecher von Google Deutschland geäußert. Doch wirklich entkräften konnte er den Vorwurf nicht.
Das Portal Mobilsicher.de hatte festgestellt, dass Android-Smartphones automatisch bei einem eingehenden oder ausgehenden Anruf oder beim versenden oder empfangen einer SMS automatisch Kontakt mit Google-Servern aufnimmt. Welche Daten dabei übertragen werden ist unklar, da der Datenstrom verschlüssel ist und so nicht ausgelesen werden kann. Unklar ist auch noch immer, wozu Google diese Daten speichert.
Das Übertragen und Speichern dieser Daten lässt sich Google während der Android-Einrichtung von jedem Nutzer abnicken und spricht auch in der Datenschutzerklärung sehr eindeutig davon. Damit räumt man sich das Recht ein, informiert den Nutzer, aber lässt ihn mit Details dennoch im Regen stehen, WARUM die Daten übertragen werden.
Wenn Sie unsere Dienste nutzen oder von Google bereitgestellte Inhalte aufrufen, erfassen und speichern wir bestimmte Daten in Serverprotokollen. Diese Protokolle enthalten unter anderem Folgendes:
Telefonieprotokollinformationen wie Ihre Telefonnummer, Anrufernummer, Weiterleitungsnummern, Datum und Uhrzeit von Anrufen, Dauer von Anrufen, SMS-Routing-Informationen und Art der Anrufe.
Obiger Auszug aus der Datenschutzerklärung ist erst relativ spät in den Bestimmungen zu finden und dürfte allein schon aus diesem Grund nur sehr wenigen Nutzern bekannt sein. Da der Auszug nicht im Konjunktiv verfasst ist, bedeutet dies dass die Daten immer und nicht nur in bestimmten Fällen gesammelt werden.
Ein Google-Sprecher hat sich nun auf Anfrage von heise dazu geäußert:
Wie wir in unserer Datenschutzerklärung deutlich machen, verwenden wir Daten, um unsere Dienste zu verbessern und ihre Funktion und Sicherheit zu gewährleisten. So bietet beispielsweise die Google Telefon-App auf Nexus- und Android-One-Geräten einen Service, der unbekannte geschäftliche Telefonnummern für den Nutzer identifiziert (Anrufer-ID). Um es ganz klar zu sagen: Wir speichern Informationen zu Telefonanrufen nur dann, wenn Google-Apps und -Dienste verwendet werden. Anrufdaten werden keineswegs automatisch von Google gesammelt, nur weil man Android nutzt.
Wirklich entkräften kann er den Vorgang selbst damit aber nicht. Im Grund sagt er nur, dass die Datenübertragung bei jedem von Google zertifiziertem Android-Smartphone stattfindet. Natürlich gibt es auch andere Android-Versionen wie etwa die von Amazon, bei der dann natürlich keine Daten übertragen werden. Der Großteil aller Android-Nutzer dürfte allerdings die Google-Dienste verwenden und so auch stets die Daten im Hintergrund übermitteln.
Die Anrufer-ID wird nur beispielhaft genannt, und dürfte vielen Nutzern auch bekannt sein. Doch für diese Funktion würde die Übertragung der Telefonnummer ausreichen, warum dann auch noch die Dauer des Anrufs übermittelt werden muss lässt sich damit nicht erklären. Bei einer einmaligen Abfrage des Online-Telefonbuchs wäre auch eine Speicherung der Daten nicht notwendig – aber genau das bestreitet der Sprecher auch nicht und bestätigt es sogar.
Da ein Großteil der Nutzer kein Problem mit der Übertragung dieser Daten hat, dürfte das für Google kein großes Problem sein. Wie das aus Sicht der Datenschützer aussieht ist natürlich wieder eine andere Geschichte. Aber wenn Google diese Daten schon sammelt, dann könnte man wenigstens auch eine vernünftige Synchronisation dieser Protokolle ermöglichen und diese Daten auch in der Web-Oberfläche anbieten und statistisch auswerten.
Im Grunde ist die ganze Geschichte also kein großes Problem, doch Google war in diesem Punkt bisher vielleicht etwas zu wenig transparent und sollte die Übermittlung für den Nutzer deutlicher darstellen. Vielleicht nimmt man das zum Anlass, auch diese Daten in Zukunft im Dashboard des Google Account anzuzeigen. Zumindest dann könnte niemand mehr sagen, dass er von der Speicherung überrascht ist.
[heise]
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Panikmache. Transparenz in den Nutzungsbedingungen ist doch gewollt und gut. Die Daten brauchen wir sobald die in Gmail eingebaute VOIP-App auch Anruferlisten darstellen soll.
Alles kein Beinbruch. Außer man ist Verschwörungstheoretiker.