Nach Jahren des Strauchelns scheint für Yahoo! endlich die Rettung in Form eines finanzkräftigen neuen Besitzers gekommen zu sein: Laut Medienberichten sollen sich Verizon und Yahoo! darüber einig sein, dass der Telekommunikationskonzern den Internetpionier für 4,8 Milliarden Dollar übernehmen wird. Gemeinsam mit der Tochter AOL soll daraus ein neuer Internetgigant entstehen, der auch Google und Facebook wieder etwas entgegenzusetzen hat.
Man kann sagen, dass Yahoo! spätestens seit dem kometenhaften Aufstieg von Google – und das ist nun schon wieder mehr als 15 Jahre her – seine Identität verloren hat und ziellos schien. Zwar hat und hatte man einige Perlen wie Yahoo! Mail oder Flickr im Angebot, aber diese scheinen über Jahre nur verwaltet statt mit einer Vision weiter entwickelt worden zu sein. Und so muss man sich bis heute fragen: Was ist Yahoo! eigentlich?
Als die ehemalige Google-Managerin Marissa Mayer den Chefposten bei Yahoo! übernommen hat, war die Begeisterung groß und nicht wenige sahen den wankenden Riesen schon wieder auf der Überholspur. Doch trotz vieler Änderungen, großen Investitionen und Kampfansagen konnte Mayer nicht liefern und entzauberte sich selbst. Der Umsatz legte zwar einige Sprünge hin, fiel im Laufe der Zeit aber immer weiter – ebenso der Gewinn. Das so wichtige Werbegeschäft hatte Google und Facebook nichts entgegen zu setzen.
Wenn man nun bedenkt, dass Microsoft Yahoo! noch vor wenigen Jahren für einen dreistelligen Milliardenbetrag übernehmen wollte, kann man sagen dass das Unternehmen aus Sunnyvale alles falsch gemacht hat. Nun muss man sich mit einem Bruchteil dessen zufrieden geben und die Führungsriege rund um Marissa Mayer dürfte wohl schon bald auf die Straße gesetzt werden. Wie es mit Yahoo! weiter geht, ist derzeit noch völlig offen.
Für die 4,8 Milliarden Dollar übernimmt Verizon das Kerngeschäft von Yahoo! inklusive einiger Immobilien und weiteren Werten. Verizon besitzt bereits den anderen Internetpionier AOL, der sich in den letzten Jahren vor allem zu einem Content-Netzwerk mit angeschlossenem Werbegeschäft entwickelt hat. Dieser Bereich soll nun mit Yahoo! zusammengelegt werden und ein noch größeres Werbenetzwerk schaffen. In wie weit das erfolgreich sein wird, und was das für das Portal Yahoo! bedeutet, ist noch völlig offen.
Von Yahoo! selbst wird nur noch eine leere Hülle übrig bleiben, die lediglich die Beteiligungen an Yahoo! Japan und Alibaba verwaltet. Tatsächlich ist dieser Bereich ein vielfaches vom Rest des Unternehmens wert und wird dafür sorgen, dass zumindest der Name „Yahoo“ weiter bestehen bleibt – wenn auch nur als Investor statt als einstmals gefeierter Internetpionier.
Auch Google hatte vor einigen Monaten Interesse am Yahoo!-Kerngeschäft angemeldet, dürfte aber wohl sehr früh aus dem Bieterwettbewerb ausgestiegen sein.