Android-Apps auf dem Chromebook: Erfahrungsbericht, häufige Fragen & bekannte Probleme
Noch wurde der offizielle Startschuss für die Android-Apps unter Chrome OS noch nicht gegeben, aber seit einigen Tagen sehen Nutzer mit einer gewissen Konstellation den Play Store auf ihrem Chromebook. Die ersten Nutzer waren ziemlich ernüchtert und haben von vielen Bugs gesprochen, die aber in einer Dev-Version auch zu erwarten sind. AndroidPolice hat sich die Android-Apps jetzt noch einmal genauer angesehen und veröffentlicht einen ersten Erfahrungsbericht.
Welche Apps sind kompatibel?
Viele haben sich gefragt, wie Google die Umsetzung der für das Smartphone und das Tablet optimierten Apps auf einen Laptop bewerkstelligen möchte – und die Antwort ist ganz einfach: Eingeschränkt. Sobald eine App Funktionen oder Berechtigungen benötigt die ein Laptop bzw. Chromebook nicht bieten kann, wird es nicht zum Download angeboten und kann auch nicht installiert werden. Das bedeutet, sobald eine App eine Telefon- oder SMS-Funktion benötigt, ist sie nicht nutzbar. Das gleiche gilt für die Lokalisierung per GPS, für die Verwendung der Rückkamera aber auch für alternative Launcher.
Da Chrome OS die Apps selbstständig ausführt und kein wirklicher Android-Emulator zum Einsatz kommt, gibt es natürlich auch keine Launcher. Aus diesem Grund sind Launcher-Apps derzeit ebenfalls nicht möglich und werden wohl auch in Zukunft nicht unter Chrome OS verwendet werden können. Da einige Chromebooks bereits mit einem Touchscreen ausgestattet sind, ist auch die Bedienung in vielen Fällen kein Problem. Gerade bei den Convertibles sollen vor allem Spiele einen großen Spaß machen.
Wie sehen Android-Apps unter Chrome OS aus?
Apps werden standardmäßig in einem neuen Fenster ausgeführt, das eine gewisse Größe hat und sich von den Dimensionen an einem mobilen Display orientiert. Die Fenster können zwar auch maximiert werde, das bedeutet aber nicht automatisch dass sich die App ebenfalls vergrößert oder neu gezeichnet wird. Da ein solcher Fall unter Android normalerweise nicht möglich ist und alle Apps im Vollbild laufen, ist das aber auch kein Wunder dass die Apps darauf nicht angepasst sind.
Derzeit verwendet Chrome OS Android Marshmallow, soll aber zeitnah mit dem Start des neuen Betriebssystem ebenfalls auf Android N aufgerüstet werden. Dann wird auch das Verhalten auf dem Desktop verbessert werden und die Freeform Windows erlauben eine anpassbare Fenstergröße. Auch für die Arbeit mit der Maus hat man vorgesorgt und hat die Cursor-Funktion verbessert.
Wie funktionieren die Benachrichtigungen?
Sendet eine App eine Benachrichtigung ab, dann wird diese direkt im Chrome Notification Center angezeigt, so wie man es auch von allen anderen Mitteilungen des Betriebssystems oder Webseiten kennt. Allerdings gibt es ein sehr seltsames Verhalten, das aber durchaus nachvollziehbar ist: Hat eine App den Fokus, werden Benachrichtigungen nicht angezeigt – so wie man es auch unter Android kennt. Nur wenn die App den Fokus verliert, wird eine Benachrichtigung ausgesendet und im Notification Center angezeigt. Wird die App geschlossen, gibt es gar keine Benachrichtigungen mehr.
Dieses Verhalten führt Benachrichtigungen derzeit Ad Absurdum, da eine App stets im Hintergrund geöffnet sein muss um etwas mitzubekommen, aber das ist eben dem Konzept eines Smartphones geschuldet. Da eine App derzeit nach dem Schließen noch nicht im Hintergrund laufen oder sich ins System einklinken kann, kann sie natürlich auch keine Benachrichtigungen anzeigen.
Bekannte Probleme
Ein großes Problem ist es zur Zeit, dass eine zur vollständigen Funktion den Fokus haben muss. Sobald etwa die YouTube-App den Fokus verliert, obwohl sie weiterhin im Vordergrund angezeigt wird, stoppt die Videowiedergabe. Da Android grundlegend nicht dafür designt gewesen ist mehrere Fenster bzw. Apps gleichzeitig anzuzeigen, ist auch dieses „Problem“ aber sehr gut nachzuvollziehen und ist ein normales und auch gewohntes Verhalten.
Ein weiteres Problem ist es, dass die Apps zur Zeit noch nicht dafür ausgelegt sind die Fenstergröße zu ändern. Sobald ein Fenster maximiert wird, kann sich die App unvorhergesehen verhalten und gar nicht selbst mitbekommen, dass sich plötzlich die Größe verändert hat. Das liegt natürlich daran dass dies bei einem Smartphone bisher nicht möglich war und die Entwickler diesen Punkt ignorieren konnten.
Die installierten Apps werden im Chrome Launcher angezeigt und sind so teilweise doppelt vorhanden. Wer eine App sowohl über den Play Store als auch über den Chrome Web Store installiert hat, bekommt diese 2x angezeigt. Dahinter verbergen sich dann zwar auch zwei verschiedene Oberflächen, aber an irgendeinem Punkt muss Google hier einen Mittelweg finden und beide Apps miteinander verbinden und stets die beste Oberfläche anzeigen.
Die App-Entwickler müssen ran
Man darf nicht vergessen dass die Android-Apps unter Chrome OS derzeit noch in der Developer-Phase sind und längst nicht stabil funktionieren. Googles Entwickler dürften noch einiges an Arbeit vor sich haben, um alle Kompatibilitätsprobleme zu lösen und diese Mammutaufgabe abzuschließen. Viel Arbeit muss aber auch von den App-Entwicklern geleistet werden, die nun auch davon ausgehen müssen dass ihre Apps auch auf einem Chromebook ausgeführt werden. Da es hier sehr viel mehr Unterschiede als nur die Bildschirmgröße gibt, müssen hier und dort vielleicht auch ganze Konzepte umgeworfen und neu überdacht werden.
Googles Entwickler dürften ihre Hausaufgaben bis zum finalen Release erledigen, aber bis die App-Entwickler sich auch auf den neuen Formfaktor eingestellt haben, dürften wohl noch einige Monate oder gar Jahre vergehen. Gerade die großen Anbieter haben vielleicht auch gar kein Interesse daran, dass ihre App auch auf dem Chromebook funktioniert. Facebook etwa könnte die eigene Desktop-Webseite einer Desktop-App vorziehen. Und auch Microsoft ist vielleicht nicht ganz so glücklich, dass die Office-Apps jetzt auch auf der Desktop-Konkurrenz funktionieren.
Das ganze wird aber wohl mit der Akzeptanz der Nutzer stehen und fallen. Für Chrome OS stehen auf jeden Fall spannende Zeiten bevor.
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