Nach der anfänglichen Euphorie und den vielen großspurigen Ankündigungen ist es in letzter Zeit sehr ruhig um die Alphabet-Tochter Nest geworden, die sich eigentlich der Kategorie Heimautomatisierung widmen sollte. Schon vor einigen Tagen gab es beunruhigende Meldungen darüber dass das Unternehmen möglicherweise verkauft oder geschlossen werden soll – und jetzt kamen weitere Details ans Tageslicht. Das Betriebsklima soll mehr als miserabel sein und das Unternehmen so keine große Zukunft mehr haben.
Es war schon sehr ambitioniert von Google, die komplette Branche der Heim-Automatisierung in die Hände eines Unternehmens zu legen dass lediglich einen intelligenten Thermostat im Angebot hatte – aber der Mut hat sich ja bekanntlich schon oft ausgezahlt. In diesem Fall allerdings scheint nichts wie geplant zu verlaufen, und die alleinige Schuld daran soll laut vielen Angestellten der von Apple abgeworbene CEO Tony Fadell sein.
Auf Reddit haben sich nach den Berichten der letzten Tage gleich mehrere Mitarbeiter zu Wort gemeldet und die Probleme die das Unternehmen Hinter den Kulissen hat etwas deutlicher beschrieben: Unter der Leitung von Fadell sollen Ziele gesteckt worden sein, die schon für sich utopisch und kaum zu erreichen sind. Erschwerend kommt hinzu, dass diese Ziele immer wieder geändert worden sein sollen – genau so wie die gesamte Strategie des Unternehmens. Immer wieder wurden auch Entwickler von Projekten abgezogen, Projekte in letzter Sekunde komplett umgedreht und anschließend das gesamte Team als „inkompetent“ bezeichnet.
Das gesamte Betriebsklima wird in den Berichten als vergiftet bezeichnet, woran „Fadell und seine Idioten [Goons]“ die volle Schuld tragen sollen. Der CEO sei ein bürokratischer Tyrann und hat bereits mehr als die Hälfte der Belegschaft herausgeekelt. Zu dem passt die Aussage von Fadell selbst, dass das Personal „nicht so gut wie erhofft“ gewesen sein soll. Welche Seite nun im Recht ist lässt sich von Außen aber natürlich nicht sagen, doch die Aussagen passen eben [leider] sehr gut zusammen.
Folgende Worte hat man an Fadell persönlich gerichtet:
Tony, you can’t hide anything from engineers. We know how many units are actually being sold, how many subscriptions lapse, how many fail or get returned. We know about that time-bomb flaw you ignored so people will have to upgrade. We can see the data in those executive dashboards you think we don’t know about. But go ahead, keep trashing us in public. We dare you to tell everyone just how much of that $340M was due to a simple Dropcam rebrand, and not the thermostats and smoke alarms. Good luck shipping that critical new project after restarting it for the umpteenth time.
Neben dem angeblichen Abdrehen des Geldhahns von Alphabet, bzw. dem erwogenen Verkauf des Unternehmens, gab es in den letzten Tagen auch noch weitere Berichte über einen Massen-Exodus von Managern des Unternehmens. All das, und auch die Behauptungen aus dem Reddit-Posting, sind nicht belegt – sprechen aber eine deutliche Sprache. Es dürfte nicht zum Besten mit dem Unternehmen stehen, und eine solche Entwicklung wird sich sicherlich auch Google/Alphabet nicht lange ansehen. Ein Dementi zu den ganzen Vorfällen gab es bisher ebenfalls nicht.
Natürlich sind solche Nachrichten, auch wenn sie nicht 100% der Wahrheit entsprechen, wohl auch kaum förderlich für die Verkaufszahlen der Produkte bzw. den Verhandlungen mit potenziellen Partnern zum Aufbau der Heimnetzwerke. Das letzte Wort ist sicherlich noch lange nicht gesprochen und es wäre eine große Überraschung, wenn Nest in nächster Zeit eine große Plattform bzw. ein neues Produkt ankündigt. Aber wir dürfen weiter gespannt sein…