Frühjahrsputz: Google stellt Picasa und die Picasa Web Albums ein
Es war nur eine Frage der Zeit, bis dieser Schritt kommen musste: Google hat gestern Abend bekannt gegeben, dass sowohl die Fotoverwaltung Picasa als auch die dazugehörigen Picasa Web Albums eingestellt werden. Beide haben schon seit vielen Jahren keine Updates mehr bekommen und standen schon lange auf der Abschussliste, doch gerade die Desktop-Fotoverwaltung hat bis heute viele Nutzer und erfreut sich nach wie vor großer Beliebtheit – daher hat man sich diesen Schritt auch nicht einfach gemacht.
Die Marke „Picasa“ war eigentlich schon mit dem Start der Google+ Photos Ende 2011 fallen gelassen worden, denn plötzlich hatte Google zwei voneinander völlig unabhängige Online-Fotoverwaltungen – die lediglich auf das gleiche Foto-Archiv zugegriffen haben. Doch selbst die Umwandlung in Google Photos haben die Picasa Web Albums noch überlebt und waren plötzlich wieder vollständig nutzbar. Aber jetzt ist sowohl mit der Online-Lösung als auch mit der Desktop-Software schluss.
Picasa wird am 15. März eingestellt
Bis zum 15. März bietet Google noch den Download der Picasa-Software an und wird diesen danach entfernen. Die Software kann aber natürlich auch anschließend weiter wie gewohnt genutzt werden – Google wird lediglich keine Updates mehr zur Verfügung stellen und auch keine eventuell auftauchenden Sicherheitslücken mehr stopfen. Aber das letzte Picasa-Update stammt ohnehin aus dem Jahr 2012 – so dass sich praktisch eigentlich gar nichts ändert. Man sollte sich lediglich den Download sichern, falls man die Software einmal neu installieren muss.
Als Alternative empfiehlt man den Google Photos Uploader – offenbar hatte Picasa für Google also nur noch den Stellenwert eines Foto-Uploaders. Eine vergleichbare (kostenlose) Software mit einer so umfangreichen Fotoverwaltung und Bildbearbeitungsmöglichkeiten sucht man leider vergeblich. Und so bleibt einfach nur zu hoffen, dass die Software auch ohne Updates noch lange Zeit gut ihre Dienste verrichten wird.
Picasa Web Albums bleiben noch bis 1. Mai Online
Trotz einer völlig veralteten Oberfläche sollen auch die Picasa Web Albums noch immer viele Nutzer haben, die einfach nicht zu den Google Photos wechseln möchten. Man könnte diese nun einfach Zwangsbeglücken, die alte Verwaltung einstellen und automatisch zur neuen weiterleiten – doch so einfach macht man es sich dieses mal nicht. Da es durchaus noch immer gute Gründe zur Verwendung der Web Albums gibt, wird es ein neues Angebot geben.
In den Web Albums gibt es Foto-Tags, Kommentare und auch geographische Informationen zu Fotos – alles Dinge, die in Google Photos nicht existieren und durch die Einstellung der Web Albums für immer verloren wären. Dafür möchte Google nun „einen neuen Platz“ schaffen in dem diese Informationen weiterhin angesehen werden können. Offenbar dürfte es sich dabei aber nur um eine Read- bzw. See-Only-Plattform handeln. Details dazu wurden aber noch nicht genannt.
Auch die Picasa Web Albums Data API wird am 1. Mai eingestellt und ist ab diesem Datum nicht mehr nutzbar. Doch diese dürfte ohnehin keine großen Verwender mehr haben, zumindest habe ich seit Jahren keine Anbindung der Web Albums mehr gesehen. Eine nachfolgende Google Photos-API gibt es noch nicht, und wahrscheinlich ist auch gar keine geplant.
Es ist wirklich schade dass Google die Picasa-Software hat fallen lassen, denn trotz vieler sehr guter Online-Fotoverwaltungen möchten eben nicht alle Menschen ihre persönlichen Fotos in der Cloud haben. Man hätte die ganze Software auch einfach in „Google Photos“ umtaufen und schon seit langer Zeit weiter entwickeln und mit neuen Funktionen ausstatten können. Vor allem die intelligen Fotoerkennungsfunktionen von Photos würden auf dem Desktop sehr praktisch sein und für eine einfache Organisation sorgen. Aber dazu kommt es nun leider nicht mehr.
» Ankündigung im Google Photos Blog
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Gerade um die Software ist es doch sehr schade.
Für die Web-Plattform ist das Aus verständlich, gibt es doch mit Google Photos einen zeitgemäßeren (mit Apps unterstützten) Nachfolger im eigenen Haus und mit Flickr eine Alternative, die viele der vermissten Funktionen bietet und dazu mit großen Speicher aufwartet und die Bilder unkomprimiert speichert.
Aber der Desktop-Lösung werde ich nachtrauern. In der letzten c’t (03/2016) wurden Picasa und Alternativen getestet. Der Vergleich zeigt zwar, dass Picasa nicht mehr unbedingt mithalten konnte mit den anderen Produkten auf dem Markt (Import/Export, offene Standard, Metadaten), aber die auch i.d.R. ordentlich Geld kosten (~100 €).
Schade, aber vielleicht sieht ja irgendwer die entstehende Lücke als Chance und entwickelt einen legitimen Nachfolger. Aber dies dürfte mit Sicherheit viel Zeit benötigen, bis man etwas Gleichwertiges vorzuzeigen hat. Einen Weg wie bei Sketchup ist wahrscheinlich auch sehr unrealistisch, dass Google Picasa auf Grund des eigenen Desinteresse in neue Hände gibt, wo es auf gesunde Art und Weise weiterleben darf.
So, das musste raus. RIP Picasa
Die sollen das bitte BITTE Opensourcen!!!!!
Ich frage mich wie lange sie noch an Google Earth festhalten. Ich nutze die Software noch immer recht gerne aber besonders viel scheint sich Google nicht mehr dafür zu interessieren.