Im Laufe der Jahre haben sich bei den meisten Nutzern so viele Informationen im Google-Account angesammelt, dass praktisch das gesamte digitale Leben darin gespeichert ist – und ein Verlust entsprechend schmerzhaft wäre. All diese Informationen werden seit jeher nur durch ein Passwort geschützt, doch dieser Methode der Sicherung hat Google schon vor längerer Zeit den Kampf angesagt und möchte es durch neue Möglichkeiten ablösen. Jetzt testet man mit einer Reihe von Nutzern eine neue Methode, bei der das Smartphone als Passwort-Ersatz dient.
Das Schema ist praktisch seit den Urzeiten des Internets gleich: Ein Nutzer loggt sich stets mit seinem Namen oder seiner Mail-Adresse und dem dazu passenden Passwort ein und bekommt dann den vollen Zugriff auf seine Informationen. Blöd natürlich, wenn man das Passwort „123456“ gewählt hat, denn dieses knacken Hacker und Algorithmen innerhalb von Sekunden und schon sind auch fremde Personen eingeloggt. Da diese Zielgruppe dann auch noch an allen Stellen das gleiche Passwort nutzt, ist dann praktisch die gesamte digitale Identität offen gelegt.
Aktuell testet Google nun mit einer Reihe von Nutzern den sicheren Login per Smartphone. Dazu muss diese Funktion nur einmalig aktiviert werden, sofern man denn dazu eingeladen ist, und schon kann man sich komplett ohne Passwort einloggen. Das ganze läuft folgendermaßen ab: Man gibt einfach nur noch die E-Mail-Adresse im Login-Feld an, und schon erscheint auf dem Smartphone ein Popup mit der Frage, ob man sich gerade versucht einzuloggen. Wird dies mit JA bestätigt, ist der Login-Vorgang erfolgreich und die Seite auf dem Desktop-PC bzw. Laptop lädt sich neu und der Nutzer ist eingeloggt.
Schon vor einiger Zeit hatte Google den Login-Vorgang auf zwei Schritte aufgeteilt und möchte das Passwort nur noch in einem zweiten Schritt haben – so dass diese Entwicklung lange absehbar war. Aktuell funktioniert dies allerdings nur mit „unterstützten Smartphones“, wobei zumindest das Nexus 6P dazu gehört. Möglicherweise unterstützt man nur Smartphone, die über einen Fingerabdrucksensor als Sicherheit verfügen. Der gesamte Vorgang ist auch unter iOS verfügbar und kann also auch mit einem iPhone durchgeführt werden.
Statt der Sicherheit eines Passworts setzt Google bei diesem System nun auf die Sicherheitsmethoden des Smartphones. Da die sicherste Sperrung hier allerdings ebenfalls ein Passwort ist, das aber wohl kaum ein Nutzer verwendet, hat der Nutzer eigentlich nicht viel gewonnen. Ein Großteil dürfte wohl die Sperrung per Muster oder – im schlimmsten Fall – gar keine Sperrung verwenden. Google verlagert das „Problem“ des Schutzes also praktisch nur vom Desktop auf das Smartphone, das aber noch sehr viel einfacher zugänglich ist und damit keine ganz so große Sicherheit mehr darstellt.
Spätestens nach der Nutzung dieser Funktion sollte man das eigene Smartphone also ausreichend sichern, denn es wird nun auch der Schlüssel zum Google-Account auf dem Desktop – und einfacher kann man es einem Dieb dann schon gar nicht mehr machen. Auch das kurze liegen lassen auf dem Tisch kann bei dieser Funktion gefährliche Folgen haben, wenn es denn nicht ausreichend gesperrt ist. Es ist davon auszugehen, dass Google diese Funktion schon in wenigen Monaten für alle Nutzer ausrollen und den eingeschränkten Test beenden wird.